Die Renaissance im Blickpunkt

Überleitung des Kunsthistorischen Instituts Florenz in die Max-Planck-Gesellschaft und Erweiterung des Forschungsspektrums

Das Kunsthistorische Institut (KHI) in Florenz begeht am 3. Juni 2002, ab 16.30 Uhr feierlich seine Überführung in ein wissenschaftlich eigenständiges Institut in der Trägerschaft der Max-Planck-Gesellschaft. Die Festveranstaltung findet in der Aula Magna der Universität Florenz statt. Anschließend werden die Feierlichkeiten im Garten des KHI fortgesetzt. Der designierte Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, Prof. Peter Gruss, sowie der Geschäftsführende Direktor des Instituts, Prof. Max Seidel, können zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland begrüßen. Dazu gehören Prof. Augusto Marinelli, Magnifico Rettore dell’Università degli Studi di Firenze, Antonio Paolucci, Soprintendente Speciale per il Polo Museale Fiorentino, Michel Laclotte, Directeur honoraire du musée du Louvre/Vice-Président du Conseil scientifique de l’Institut National d’Histoire de l’Art, Paris, Elisabeth Cropper, Dean, Center for Advanced Study in the Visual Arts, National Gallery of Art, Washington, Sybille Ebert-Schifferer, Direktorin an der Bibliotheca Hertziana in Rom – Max-Planck-Institut, Jens Peter Haeusgen, Vorsitzender des Vereins zur Förderung des Kunsthistorischen Instituts in Florenz e.V. sowie Dr. Wolf-Dieter Dudenhausen, Ministerialrat im Bundesministerium für Bildung und Forschung. Den Festvortrag gestaltet Christina Acidini Luchinat, Sorprintendente, Opificio delle Pietre Dure e Laboratori di Restauro, zum Thema „A Pianter, two Houses, one Destiny: Federico Zuccari in Florence and Rome“.

Das von Prof. Max Seidel geleitete KHI firmierte im Jahr 2001 noch als „unselbstständige Bundesanstalt“ im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Es beschäftigt sich vor allem mit der norditalienischen Kunst des Mittelalters und der Renaissance. Die Initiative zu seiner Überleitung ging vom Bund aus. Im Herbst vergangenen Jahres hatte das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die Max-Planck-Gesellschaft gebeten, die Übernahme des Kunsthistorischen Instituts zu prüfen. Hintergrund dieser Bitte war eine im November 1999 abgegebene Stellungnahme des Wissenschaftsrats zu den vom BMBF geförderten geisteswissenschaftlichen Auslandsinstituten. Der Senat der MPG stimmte dem Vorschlag des BMBF zu. Daraufhin hat sich eine von der Geisteswissenschaftlichen Sektion der Max-Planck-Gesellschaft eingesetzte Kommission mit Fragen der wissenschaftlichen Qualität des KHI sowie mit dessen Perspektiven beschäftigt. Ihr Fazit: Die kunsthistorische Forschung innerhalb der Max-Planck-Gesellschaft erhielte mit der Übernahme eine breitere Basis und das Fach Kunstgeschichte mit seiner internationalen Ausstrahlung neue, entscheidende Impulse. Die Kommission empfahl darum einstimmig, das KHI in die Max-Planck-Gesellschaft einzugliedern. Dem folgte der Senat der MPG und fällte auf seiner Sitzung am 21. Juni 2001 den entsprechenden Beschluss.

Nachdem bis Jahresbeginn 2002 sowohl die finanziellen und administrativen Fragen mit dem Ministerium geklärt als auch die Bund-Länder-Kommission für Bildungspolitik und Forschungsplanung abschließend zugestimmt hatte, wurde das KHI zu Jahresbeginn als wissenschaftlich eigenständiges Institut in die Max-Planck-Gesellschaft übergeleitet.

Gleichzeitig hatte die Kommission die Bildung eines wissenschaftlichen und institutionellen Verbunds mit der im Jahr 1913 gegründeten Bibliotheca Hertziana in Rom empfohlen. Dieses kunsthistorische Institut der Max-Planck-Gesellschaft beschäftigt sich vor allem mit der Kunst der Renaissance und des Barocks in Mittel- und Süditalien und ergänzt so den Schwerpunkt der Forschungsarbeiten am KHI, der auf der norditalienischen Kunst des Mittelalters und der Renaissance liegt. Von einer engen Zusammenarbeit zwischen Bibliotheca Hertziana und KHI ist auch eine deutliche Stärkung der kunsthistorischen Italienforschung an deutschen Universitäten zu erwarten.

Das KHI widmet sich künftig drei Forschungsperspektiven: erstens Kooperationsmöglichkeiten von Kunstgeschichte und Naturwissenschaften, zweitens Erforschung von Kunst und Architektur des 19. und 20. Jahrhunderts – zum Beispiel unter dem Aspekt der Entstehung nationaler Identitäten im Vergleich von Deutschland und Italien – und drittens die Bearbeitung des Themas „Italienische Kunst und Europa“ auch unter Einbeziehung der Kunst Osteuropas. Wegen dieses erweiterten Forschungsspektrums soll das Kunsthistorische Institut in Florenz mit einer zweiten Abteilung ausgestattet werden.

Das Kunsthistorische Institut wurde 1897 durch eine private Initiative von Kunsthistorikern gegründet und zunächst überwiegend von dem im folgenden Jahr eingerichteten „Verein zur Förderung des Kunsthistorischen Instituts in Florenz“ sowie von privaten Geldgebern finanziert. Seit 1970 lag die Trägerschaft der Einrichtung beim Bundesministerium für Bildung und Forschung. Seit 1993 steht das Institut unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Max Seidel. Das KHI beschäftigt derzeit 35 Mitarbeiter (davon 14 Wissenschaftler) und besitzt eine Bibliothek mit 215.000 Bänden sowie eine Fotothek mit 550.000 archivierten Fotografien. Eines der zentralen Forschungsprojekte ist zurzeit die Erarbeitung eines mehrbändigen Handbuchs zum Thema „Die Kirchen von Siena“.

Zu den Aktivitäten des Instituts gehört die regelmäßige Veranstaltung von Vorträgen, Kolloquien und wissenschaftlichen Kongressen, die Publikation der „Mitteilungen des Kunsthistorischen Institutes in Florenz“ sowie die Veröffentlichung verschiedener wissenschaftlicher Reihen und Einzelbände. Jährlich wird ein Studienkurs für Doktoranden und jüngere promovierte Wissenschaftler aus Universitäten deutschsprachiger Länder angeboten.

Untergebracht ist das KHI bislang in zwei Gebäuden im Stadtzentrum von Florenz: im Palazzo Capponi Incontri und im angrenzenden Palazzo Rosselli. 1987 hat die Deutsche Bank – sie gehört neben der Thyssen- und der Volkswagen-Stiftung zu den Stiftern der Liegenschaften – die gegenüber liegende Casa del Sarto-Zuccari dazu gekauft. Das Gebäude ist in schlechtem Zustand und muss saniert werden. Erste Sanierungsmaßnahmen werden derzeit vorbereitet.

Media Contact

Dr. Bernd Wirsing Presseinformation

Weitere Informationen:

http://www.mpg.de/

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