Calcium – Hansdampf in allen Gassen

Internationaler Workshop der Academia Europaea und der Klaus Tschira Stiftung über die Steuerung von Lebensvorgängen durch Calcium

Wer von Calcium hört, denkt zunächst an Kalk, Zähne oder Knochen, die von diesem Element mit aufgebaut werden. Dass Calcium darüber hinaus eine Vielzahl von Lebensvorgängen der Zelle steuert, ist vielfach unbekannt. Über neueste Erkenntnisse zur Wirkungsweise dieses „Hansdampf in allen Gassen“ diskutieren Wissenschaftler vieler Nationen vom 7. bis zum 9. März 2002 auf Einladung der Academia Europaea und der Klaus Tschira Stiftung im Studio der Villa Bosch in Heidelberg. Erwin Neher, Nobelpreisträger für Medizin 1991 und Direktor am Göttinger Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie, eröffnet den Workshop „Calcium Signalling“ am 7. März um 19:00 Uhr. Thema seines Vortrags sind jüngste Forschungsergebnisse zur Wirkung von Calcium-Ionen auf die Funktion von Nervenzellen im Gehirn.

In den letzten Jahren haben Forscher herausgefunden, dass Änderungen in der Konzentration von Calcium vielerlei Prozesse im Organismus steuern: Sie nehmen Einfluss auf die Kommunikation zwischen Nervenzellen in den sogenannten Synapsen, den Kontaktstellen zwischen Nervenzellen. Sie bestimmen, wie aktiv Enzyme und Gene sind und wann Hormone und Enzyme von einer Zelle ins Gewebe abgegeben werden. Sie beeinflussen sowohl die Zellteilung und damit das Wachstum als auch den Zelltod. All diese Aufgaben werden in Gang gebracht, wenn sich die Calciumkonzentration kurzfristig verändert. Erst in jüngster Zeit beginnen Wissenschaftler zu lernen, wie die außerordentlich komplizierten und vielfältigen Steuervorgänge ablaufen, die von diesen Signalen ausgelöst werden. Kommt es zu einer Störung der Calciumsignale, laufen Lebensvorgänge aus dem Ruder. Krankheiten sind die Folge.

Krankhafte Veränderungen der Calcium-Steuerung können beispielsweise zu einer Bauchspeicheldrüsenentzündung führen. Dies wird Ole H. Petersen, Zellphysiologe an der Universität in Liverpool und wissenschaftlicher Organisator des Workshops in Heidelberg, erläutern. Normalerweise steuern Calciumsignale die Abgabe von Verdauungsenzymen durch die Bauchspeicheldrüse. Verändern sich die Signale pathologisch, dann werden die Verdauungsenzyme nicht mehr abgesondert, sondern innerhalb der Zellen aktiviert. Dies führt dazu, dass die Zellen zerstört werden. Es kommt zur Bauchspeicheldrüsenentzündung. Diese Krankheit ist oft tödlich. Die Aufklärung der krankheitsauslösenden Vorgänge ist ein erster Schritt, um Gegenmaßnahmen zur Verhinderung der Krankheit zu entwickeln.

Die Academia Europaea (http://academia.darmstadt.gmd.de) wurde 1988 gegründet als internationale, unabhängige Vereinigung von Wissenschaftlern aller Disziplinen, die in ihrem Bereich als führende Experten anerkannt sind. Ihr Ziel ist die Förderung des Lernens, der Ausbildung und der Forschung, insbesondere in Europa. Zur Zeit gehören der Academia Europea etwa 1900 Mitglieder aus 35 europäischen und sieben nicht-europäischen Ländern an.

Die Klaus Tschira Stiftung gGmbH (KTS), Heidelberg, fördert vor allem Forschungsvorhaben der angewandten Informatik, der Naturwissenschaften und der Mathematik. Außerdem unterstützt sie die Lehre an staatlichen und privaten Hochschulen und fördert einzelne Projekte der Denkmalpflege und der Künste. Die KTS hat ihren Sitz in der Villa Bosch in Heidelberg, dem ehemaligen Wohnsitz des Nobelpreisträgers für Chemie Carl Bosch (1874 – 1940). Nähere Informationen erhalten Sie im Internet unter www.kts.villa-bosch.de.

Das Symposium „Calcium Signalling“ ist die zweite gemeinsame Veranstaltung der Academia Europaea und der Klaus Tschira Stiftung. Im vergangenen Jahr trafen sich Wissenschaftler im Studio der Villa Bosch, um neueste Erkenntnisse der Hirnforschung zu diskutieren.

Die Vortragssprache ist Englisch. Journalisten, die am Thema dieses rein wissenschaftlichen Workshops besonders interessiert sind, sind herzlich eingeladen, teilzunehmen. Bitte melden Sie sich an bei:

Renate Ries, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Klaus Tschira Stiftung gGmbH, Villa Bosch, Schloss-Wolfsbrunnenweg 33, 69118 Heidelberg
Tel: 06221-533 214; Fax: 06221-533 198; E-mail: renate.ries@kts.villa-bosch.de

Fragen zum wissenschaftlichen Inhalt des Workshops beantwortet (in Deutsch oder Englisch):

Prof. Ole H. Petersen, The University of Liverpool, Crown Street, Liverpool L69 3BX, UK
Tel: +44 (0)151 794 5342; Fax: +44 (0)151 794 5323; E-mail: o.h.petersen@liverpool.ac.uk

Media Contact

Dipl.Biol. Renate Ries idw

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