Wie sieht das Gesundheitssystem der Zukunft aus?

Wie sieht das Gesundheitssystem der Zukunft aus? Unter dem Motto „Versorgungspraxis – Versorgungsforschung – Gesundheitspolitik“ diskutierten 830 Gesundheitsexperten aus dem gesamten Bundesgebiet und anderen europäischen Ländern wie der der Schweiz, Österreich, Groß-Britannien und Finnland über die Zukunft der medizinischen Versorgung in Europa.

Anlass war die 44. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention vom 17. bis zum 19. September in der Medizinischen Hochschule Hannover(MHH). „Eine Kernfrage ist, wie privat oder wie öffentlich ein Gesundheitswesen zukünftig finanziert oder gesteuert wird und wie der Zugang zur Versorgung für alle Menschen gewährleistet werden kann“, sagte Professor Dr. Friedrich-Wilhelm Schwartz, Direktor des MHH-Instituts für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung. Betriebswirtschaftliches Management sollte mit einer humanen Versorgung und wissenschaftlicher Weiterentwicklung angemessen verknüpft werden.

„Im europäischen Vergleich der Anteile und Wirkungen privater und öffentlicher Finanzierung lassen sich derzeit zwei Schlussfolgerungen ziehen“, erläuterte Professor Schwartz. Erstens beanspruchen Gesundheits-Systeme mit hohem Anteil an öffentlicher Finanzierung und Steuerung weniger Anteile am Bruttosozialprodukt und sichern am besten die allgemeine Zugänglichkeit zur Versorgung.

Zweitens reagieren Systeme mit viel privater Finanzierung und Steuerung flexibler auf Bedürfnisse der Nachfrager und realisieren höhere Facharzt- und „Technikdichte“, geringere Wartezeiten und mehr Komfort. Aber sie sind verständlicherweise nicht billiger und realisieren auch nicht zwangsläufig mehr „Gesundheit“. „Denn bei der Gesundheit eines Landes sind Bildung, Arbeitsplatz, Einkommen, Lebensstil, Umwelt machtvolle Co-Determinanten“, betonte Professor Schwartz.

Inwieweit diese Faktoren die Gesundheit beeinflussen und welche Strukturen für eine wirksame und wirtschaftliche Versorgung erforderlich sind, ist Thema zahlreicher Beiträge auf der wissenschaftlichen Jahrestagung. „Als Fachgesellschaft greifen wir seit Jahrzehnten aktuelle Fragen der Versorgung auf“, sagte Professor Dr. Bernt-Peter Robra, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP). Aber erst in jüngster Zeit findet die Versorgungsforschung größere Beachtung durch die Politik und Entscheidungsträger im Gesundheitswesen. Dabei ist für die Versorgungspraxis neben der medizinischen Versorgung sowie der Verzahnung von Kranken- und Pflegeversicherung – einem zentralen Feld des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung, der Kooperationspartner des Kongresses ist – auch die präventive Versorgung durch Ärzte, Krankenkassen und den öffentlichen Gesundheitsdienst bedeutend. „Ihre Integration in die Strukturen des Gesundheits-, Bildungs- und Sozialsystems sind wesentlich für die zukünftige Gesundheit der Bevölkerung“ betonte Professorin Dr. Ulla Walter, Leiterin

des Stiftungslehrstuhls Prävention und Rehabilitation in der System- und Versorgungsforschung, und Mitausrichterin der Tagung in Hannover. Analysen und Ansätze werden auf der Tagung in gut 200 Beiträgen präsentiert.

Weitere Informationen erhalten Sie im Tagungssekretariat unter Telefon (0511) 532-8076.

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Stefan Zorn idw

Weitere Informationen:

http://www.mh-hannover.de/

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