Mit Bildern fremde Sprachen lernen

Sich mit einer virtuellen Person im Internet unterhalten und dabei eine Sprache lernen – es klingt utopisch, ist jedoch längst Realität. Die neuen Medien haben im Fremdsprachensektor zahlreiche neue Lernmöglichkeiten geschaffen. „Allein im Internet wird eine unglaubliche Vielfalt an Material offeriert, das für den Unterricht genutzt werden kann“, sagt Prof. Dr. Marcus Reinfried von der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Beinahe täglich kommen neue Angebote hinzu. „Allerdings“, so fügt er hinzu, „gilt es zu prüfen, bei welchen Materialien tatsächlich ein Fortschritt hinter dem Einsatz neuer Medien steckt oder ob einfach nur die 'Verpackung' anders aussieht.“

Darüber werden Fremdsprachendidaktiker vom 18. bis zum 20. September beim IX. Mediendidaktischen Kolloquium an der Universität Jena diskutieren. „In den letzten Jahren hat im Fremdsprachenunterricht ein Wandel stattgefunden, der zu einer neuen Ausprägung der kommunikativen Methode beigetragen hat“, erläutert Prof. Reinfried. Handlungsorientiertes, ganzheitliches und fächerübergreifendes Lernen rückt seitdem immer stärker in den Vordergrund, unterstützt durch den gezielten Einsatz der unterschiedlichen Medien. Dabei spielen nicht nur die neuen Formen des Lernens eine Rolle, auch konventionelle Medien wie Jugendliteratur, Hörtexte, Bilder und Filme nehmen einen immer größeren Raum ein.

„Während sie früher nur hin und wieder zur Auflockerung eingefügt wurden, beanspruchen Bilder heute in Sprachlernbüchern bis zu fünfzig Prozent der Druckfläche“, berichtet Reinfried. Der Jenaer Experte für Didaktik in den romanischen Schulsprachen beschäftigt sich intensiv mit dem Einsatz von visuellen Medien im Fremdsprachenunterricht. „Bei den Verlagen gewinnt die visuelle Gestaltung immer mehr an Bedeutung“, bemerkt Prof. Reinfried, der auf dem Kolloquium zum Einsatz von Bildern in Französisch-Lehrwerken seit der Jahrtausendwende vortragen wird.

Organisiert hat Reinfried die Tagung zusammen mit Prof. Dr. Laurenz Volkmann von der Universität Jena, der sich in seiner Forschung ebenfalls intensiv mit mediendidaktischen Fragen auseinander setzt. Die Bedeutung von Lesekompetenzen im digitalen Zeitalter wird auf dem Kolloquium Referatsthema des Professors für Englische Fachdidaktik sein. Neben Fremdsprachendidaktikern aus ganz Deutschland erwarten die Organisatoren auch Wissenschaftler aus Ägypten und Großbritannien. Ziel der Tagung sei es, einen Überblick über die eingesetzten Lernmedien zu erhalten. „Dabei spielt die kritische Überprüfung des Ist-Zustandes durchaus eine wichtige Rolle“, bemerkt Marcus Reinfried, der auch das Internet gründlich unter die Lupe nehmen will. „Letztendlich geht es darum, die Effektivität der bestehenden Ansätze zu bewerten und Chancen für neue Lernkonzepte auszuloten“, fasst der Jenaer Didaktiker zusammen.

Das Mediendidaktische Kolloquium findet alle zwei Jahre an wechselnden Orten statt. Die Jenaer Veranstalter sind stolz darauf, ihren Gästen in diesem Jahr das besondere Ambiente der Stadt an der Saale bieten zu können. „Besonders freut uns, dass sich so viele Didaktiker unterschiedlicher Sprachen angekündigt haben“, sagt Prof. Reinfried, der sich davon einen vielfältigen Erfahrungsaustausch erhofft.

Kontakt:
Prof. Dr. Marcus Reinfried
Institut für Romanistik der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Ernst-Abbe-Platz 8, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944690
E-Mail: Marcus.Reinfried[at]uni-jena.de

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