Blick in Gegenwart und Zukunft der Zoologie

Dass die 101. Jahrestagung der Deutschen Zoologischen Gesellschaft (DZG) in Jena stattfindet, hat besondere Gründe: Vor 100 Jahren eröffnete das Phyletische Museum, das ein großzügiges Geschenk Ernst Haeckels anlässlich des 350. Jubiläums an die Friedrich-Schiller-Universität Jena war.

Mit der diesjährigen Tagung vom 19. bis 22. September wird also ein doppeltes Jubiläum gefeiert: 100 Jahre Vermittlung von Evolutionsbiologie und Stammesgeschichte in einem einmaligen Museum und das 450. Jubiläum der Universität Jena.

Bereits vier Mal fand die Jahrestagung der DZG in Jena statt. 1964 stand das Thema der Kopfentwicklung bei Wirbeltieren im Mittelpunkt der Tagung in Jena. Carl Gegenbauer, bedeutender deutscher Wirbeltiermorphologe des

19. Jahrhunderts und einer der Väter der Evolutionsmorphologie, war damals vor Ort. Auch heute, 44 Jahre später, ist dieses Thema noch aktuell und bildet wieder einen der Schwerpunkte der Tagung, diesmal mit einem japanischen Hauptredner, Professor Shigeru Kuratani.

Zoologen aus vierzehn Ländern werden in der Stadt an der Saale erwartet. „Wir konnten es schaffen, weltweit führende Wissenschaftler aus verschiedenen Teildisziplinen der Zoologie nach Jena zu holen“, berichtet Prof. Dr. Martin S. Fischer vom Institut für Spezielle Zoologie und Evolutionsbiologie mit Phyletischem Museum. Rund 500 Zoologen, von der Verhaltensbiologie, über Entwicklungsbiologie und Physiologie bis zur Zoologischen Systematik, haben sich bereits zur Fachtagung angemeldet, die von den Universitäts-Instituten für Spezielle Zoologie und Evolutionsbiologie, für Allgemeine Zoologie und Tierphysiologie sowie für Ökologie gemeinsam veranstaltet wird.

Eine Reihe brennender Forschungsfragen warten auf ihre Diskussion: Wie nutzt man die riesige Flut an Erbgutinformationen, die derzeit aus den zahlreichen Genomprojekten verfügbar werden? Was verrät das Genom über die Evolution der Baupläne der Lebewesen? „Wir wollen die Herausforderung annehmen und nach Wegen suchen, die aus dem Erbgut gewonnenen Informationen in vielfältiger Weise nutzbar zu machen. Dazu gehört beispielsweise, die Wechselwirkungen innerhalb des Organismus auf den unterschiedlichen Ebenen zu analysieren, um etwa die Entstehung ihrer Morphologie zu verstehen“, weiß der Jenaer Zoologe Dr. Michael Nickel, der die Jahrestagung mit organisiert hat.

Die Erforschung antarktischer Ökosysteme ist fester Bestandteil am Jenaer Institut für Ökologie. Hier untersucht Dr. Hans-Ulrich Peter die Verhaltens- und Populationsökologie ausgewählter Vogelarten in der Antarktis. Polare Ökosysteme bilden einen weiteren Themenschwerpunkt der Jahrestagung.

Eine besondere Ehre wird dem emeritierten Professor der Allgemeinen Zoologie und Tierphysiologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena Prof. Dr. Dr. h.c. Heinz Penzlin zu Teil. Er erhält die Ehrenmitgliedschaft der DZG im Rahmen eines Festakts am 21. September. Dort wird auch die Karl Ritter von Frisch Medaille an den Marburger Zoologen Prof. Dr. Gerhard Heldmaier verliehen.

Eine Zoologen-Versammlung in Jena kommt nicht an der Beschäftigung mit Jenas berühmtestem Zoologen vorbei: Ernst Haeckel hielt 1862 in Jena die erste Vorlesung über die Entstehung der Arten, wurde 1865 Ehrendoktor und später Prorektor der Universität. Ein öffentlicher Abendvortrag am 22. September (18 Uhr, Großer Hörsaal, Zoologische Institute) des Jenaer Zoologen und Wissenschaftshistorikers Dr. Uwe Hoßfeld beschäftigt sich mit dem historischen Verständnis Haeckels in Deutschland.

Mit Haeckels Bedeutung für die Evolutionsbiologie im Bewusstsein, nimmt das frisch renovierte und von ihm 1908 gestiftete Phyletische Museum einen besonderen Platz während der Tagung ein und wird für alle Teilnehmer kostenlos offen stehen. Es ist heute Teil des Jenaer Instituts für Spezielle Zoologie und Evolutionsbiologie. „Der Blick in die Vergangenheit ist zwar hochinteressant“, räumt Prof. Dr. Martin S. Fischer ein, „doch wir wollen mit der Tagung in die aufregende Gegenwart unserer zoologischen Wissenschaften und vor allen Dingen auch in die Zukunft schauen.“

Kontakt:
PD Dr. Michael Nickel
Institut für Spezielle Zoologie und Evolutionsbiologie mit Phyletischem Museum der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Erbertstr. 1, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 949174
E-Mail: sekretariat[at]dzg2008.de

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Katrin Czerwinka idw

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