Forschung für vollen Geschmack, luftige Schaumküsse, sichere Kost und nachhaltige Lebensmittelproduktion

Die Schokoladenrezeptur verfeinern, die Sicherheit von Nahrungsmitteln garantieren, vollen Geschmack bei der Herstellung von Light-Käse bewahren oder aus Sonnenblumenkernen Schaum für luftige Schokoküsse gewinnen:

Wenn Vertreter namhafter Lebensmittelunternehmen und Experten der Lebensmittelwissenschaft auf der Jahrestagung des Forschungskreises der Ernährungsindustrie (FEI) zusammenkommen, sind die Themen rund um die Herstellung von Lebensmitteln breit gestreut.

Mit mehr als sieben Millionen Euro, die aus dem Topf des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) und aus Drittmitteln von Unternehmen akquiriert werden, fördert der FEI jährlich Forschungsprojekte der Lebensmittelwissenschaft.

Die Universität Hohenheim, dieses Jahr Gastgeber der FEI-Jahrestagung, erhält davon, als einer der drei großen deutschen Forschungsstandorte der Lebensmittelwissenschaft und -technologie, rund eine Million Euro.

Dass die 66. Jahrestagung des Forschungskreises der Ernährungsindustrie an die Universität Hohenheim geholt werden konnte, macht den Gastgeber stolz. „Damit trifft sich die deutsche Lebensmittelindustrie in diesem Jahr an unserer Hochschule!“, freut sich Professor Jörg Hinrichs, Direktor des Instituts für Lebensmittelwissenschaft und Biotechnologie. „Das zeigt die Anerkennung der Hohenheimer Lebensmittelforschung durch die innovativen Unternehmen der Branche.“

Der FEI fördert Innovationen in kleinen und mittelständischen Unternehmen der Lebensmittelbranche über die Grenzen des Wettbewerbs hinaus. Dem Forschungskreis gehören über 90 Prozent der rund 6.000 Unternehmen der deutschen Lebensmittelindustrie an.

Plattform für Forschungskooperationen zwischen Industrie und Wissenschaft

Die Jahrestagung dient als Plattform, um die FEI-geförderten Projekte einem breiteren Fachpublikum zu präsentieren. Auch dieses Jahr ist das Themenfeld weit gespannt: Über den Weg von der Kakaobohne zur Schokolade und Möglichkeiten innerhalb des Prozesses auf das Aroma des Endprodukts einzuwirken, berichtet beispielsweise Professor Peter Schieberle von der Deutsche Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie (DFA) in Garching. Und wie die Bildung toxischer Stoffe durch Bakterien in Lebensmitteln vermieden werden kann, ist das Thema von Prof. S. Scherer vom Zentralinstitut für Ernährungs- und Lebensmittelforschung an der TU München.

Hohenheimer Forschungsprojekte: aromatischer Light-Käse und Sonnenblumen-Mayonnaise

Zusammen mit München und Quakenbrück gilt Hohenheim als einer der drei führenden Standorte der Lebensmittelforschung. Eine Million Euro Drittmittel fließen in diesem Jahr über den FEI an das Institut für Lebensmittelwissenschaft und Biotechnologie am Forschungsstandort Hohenheim, um mit Kooperationsprojekten den Transfer von Forschungserkenntnissen in die Praxis zu forcieren.

Aromaverluste bei der Käserei zu vermeiden, ist etwa eines der Ziele des Forschungsprojekts von Professor Jörg Hinrichs vom Lehrstuhl Lebensmittel tierischer Herkunft an der Universität Hohenheim. Sein Team untersucht lebensmittelschonende Erhitzungsverfahren, um sogenannte Bakteriophagen unschädlich zu machen. Es handelt sich dabei um Viruspartikel, die hochspezifisch Milchsäurebakterien befallen, die für den Geschmack und die Aromaausbildung in Käse verantwortlich sind. Mit den erarbeiteten Abhilfemaßnahmen kann die Prozesssicherheit und damit auch die Qualität traditioneller Käse und insbesondere auch der neuen Generation fettreduzierter Käseprodukte, die mit einer innovativen Technologie herstellt werden, erhöht werden.

Um den Nachhaltigkeitsgedanken in der Lebensmittelwissenschaft dreht sich das Forschungsprojekt von Professor Reinhold Carle vom Lehrstuhl Lebensmittel pflanzlicher Herkunft an der Universität Hohenheim. Aus den Pressrückständen der Sonnenblumenölgewinnung könnten bald wertvolle Proteine mit hervorragenden Verarbeitungseigenschaften gewonnen werden. Bisher lediglich als Tierfutter genutzt, könnten die Proteine der entölten Sonnblumenkerne aufgrund ihrer emulgierenden und schäumenden Eigenschaften zu cremiger Mayonnaise oder luftigen Schaumküssen weiterverarbeitet werden.

Ganz nebenbei ein Grund zur Freude für Allergiker, denn das Endprodukt enthält nachweislich weniger allergieauslösende Substanzen als vergleichbares Sojaprotein. Besonderer Clou: Damit die attraktiven Eigenschaften des Sonnenblumenproteins genutzt werden können, muss es zunächst von unerwünschten Farb- und Geschmacksstoffen befreit werden. Das so gewonnene Nebenprodukt, die Polyphenole, könnte wiederum als natürliches Antioxidans verwertet werden.

Kontaktadresse:
Prof. Dr.-Ing. habil. Jörg Hinrichs,
Direktor des Instituts für Lebensmittelwissenschaft und Biotechnologie,
Leiter des Fg. Lebensmittel tierischer Herkunft,
Tel.: 0711 459-23792, E-Mail: jh-lth@uni-hohenheim.de
Prof. Dr. rer. nat. Dr. h.c. Reinhold Carle
Leiter des Fg. Lebensmittel pflanzlicher Herkunft,
Tel.: 0711 459-22314, E-Mail: carle@uni-hohenheim.de

Media Contact

Johanna Lembens-Schiel idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-hohenheim.de/

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