Schnee von Gestern? Zivilisationskritik und Überlebensperspektiven in Zeiten des Klimawandels

Der Klimawandel bildet nicht nur eine naturwissenschaftliche und technische, sondern auch eine soziale und kulturelle Herausforderung. Die Liste offener Fragen ist lang. Eine davon ist, welche Lehren es aus vergangenen Krisenerfahrungen zu ziehen gibt. Drei Entwicklungsphasen scheinen besonders wichtig: Der anthropogene Klimawandel ist ein Resultat der Industrialisierung, die schon in der Romantik auf zahlreiche Gegenstimmen stieß, die der bedrohten Symbiose von Mensch, Natur und Kultur eine neue Gestalt zu geben versuchten.

Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert bildete sich mit den Lebensreform-, Heimat- und Jugendbewegungen ein breiter Strom der Zivilisationskritik heraus, der teils reaktionäre, teils progressive Vorstellungen eines Lebens jenseits der technisch-wissenschaftlichen „Vernutzung“ wertvoller Ressourcen hervorbrachte. Schließlich entsteht ab den 1970er Jahren eine Umweltbewegung, die durch die Suche nach alternativen Lebensformen und den Ausstieg aus der modernen Wachstumsdynamik gekennzeichnet ist.

In Verbindung mit der Ausstellung „2° Das Wetter, der Mensch und sein Klima“ im Deutschen Hygiene-Museum widmet sich das Symposium den kulturhistorischen Ursachen des Klimawandels und bezieht diese auf wetter- und klimageschichtliche Entwicklungen.

Zielsetzung des Symposiums ist die Einordnung der gegenwärtigen Klimadiskussion in ihren kultur- und naturhistorischen Kontext. Welche zivilisationskritischen Topoi laufen durch die Moderne hindurch, welche sind zeitspezifisch, was haben sie mit den jeweiligen „Wetterlagen“ zu tun? Und welche politischen Lehren lassen sich aus der Vergangenheit für die gesellschaftliche Verortung heutiger Klimabetrachtungen ziehen?

Tagungsleitung: Prof. Dr. Claus Leggewie, Prof. Dr. Harald Welzer, PD Dr. Ludger Heidbrink, Projektleiter des Forschungsschwerpunkts „KlimaKultur“ am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen. Tagungsprogramm: s.h. unten.

Veranstaltungsort: Deutsches Hygiene-Museum, Lingnerplatz 1, 01069 Dresden
Datum: 8. September (ab 17:30 Uhr) und 9. September 2008 (9:00 bis 17:00 Uhr)
Die Veranstaltung ist öffentlich, die Teilnahmegebühr beträgt 10 Euro (inkl. Kaffee und Imbiss)
Um Anmeldung bis zum 31. August 2008 wird gebeten bei
Stiftung Deutsches Hygiene-Museum, Tel. 0351 4846-313, Fax 0351 4846-312, tagungszentrum@dhmd.de.
Fragen zur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bitte an
Christoph Wingender, Pressesprecher, Stiftung Deutsches Hygiene-Museum,
Tel. 0351 4846-120, Christoph.Wingender@dhmd.de oder
Magdalena Schaeffer, Pressesprecherin, Kulturwissenschaftliches Institut (KWI),
Tel. 0201 7204 -152, magdalena.schaeffer@kwi-nrw.de.
Weitere Informationen erhalten Sie im Internet unter
http://www.dhmd.de/neu/index.php?id=1346 und
http://www.kulturwissenschaften.de/home/veranstaltung-142.html.
Verkehrsanbindungen
Fußweg: Ab Zentrum/Frauenkirche ca. 10 Minuten
Straßenbahnen: Linien 1, 2, 4 und 12 bis Haltestelle „Deutsches Hygiene-Museum“;
Linien 10 und 13 bis Haltestelle „Großer Garten/Deutsches Hygiene-Museum“.
Die Tagungsräume und das Museum sind für Rollstuhlfahrer zugänglich.
Tagungsprogramm:
Montag, 8. September 2008
17:30 Uhr
Führung durch die Sonderausstellung für die Teilnehmer des Symposiums
19:00 Uhr
Begrüßung:
Prof. Klaus Vogel, Direktor des Deutschen Hygiene-Museums, Dresden
KlimaKultur – Zu einer Kulturgeschichte des Klimas
Prof. Dr. Claus Leggewie, Direktor des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen
Eröffnungsvortrag:
Klima und historisches Gedächtnis
Prof. Dr. Wolfgang Behringer, Historisches Institut, Universität des Saarlandes, Saarbrücken

Dienstag, 9. September 2008

9:00 bis 11:00 Uhr
Krise der Natur und ästhetische Revolte um 1800
Impulsreferat:
Prof. Dr. Ludwig Trepl, Department für Ökologie und Ökosystemmanagement, Wissenschaftszentrum Weihenstephan, Technische Universität München
Kommentare:
Dr. Elisabeth von Thadden, Literaturwissenschaftlerin, Redaktion DIE ZEIT, Hamburg

Dr. Andreas Weber, Autor und Journalist, Berlin

Moderation:
PD Dr. Ludger Heidbrink, Direktor des Center for Responsibility Research am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen
11:15 – 13:00 Uhr
Umweltzerstörung und Zivilisationskritik um die Jahrhundertwende
Impulsreferat:
Prof. Dr. Georg Bollenbeck, Fachbereich Sprach-, Literatur- und Medienwissenschaften, Universität Siegen
Kommentare:
Prof. Dr. Michael Großheim, Institut für Philosophie, Universität Rostock
Prof. Dr. Dirk van Laak, Historisches Institut, Justus-Liebig-Universität Gießen
Prof. Dr. Helmut Lethen, Direktor des Internationalen Forschungszentrums Kulturwissenschaften, Wien
Moderation:
Prof. Dr. Harald Welzer, Direktor des Center for Interdisciplinary Memory Research am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen
14:00 – 16:00 Uhr
Klimawandel und alternative Lebensformen nach 1970
Impulsreferat:
PD Dr. Otto Kallscheuer, Philosoph, Politikwissenschaftler und freier Autor, Berlin/Sassari
Kommentare:
Prof. Dr. Ludwig Fischer, Institut für Germanistik II, Universität Hamburg
Dr. Sabine Höhler, Deutsches Historisches Institut, Washington D.C., USA
Prof. Dr. Nico Stehr, Karl Mannheim-Lehrstuhl für Kulturwissenschaften, Zeppelin University Friedrichshafen
Moderation:
Prof. Dr. Claus Leggewie, Direktor des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen
16:15 – 17:00 Uhr
Abschlussvortrag:
Was beweist die Klimageschichte? Denkversuche im Wirbel des Klimaalarms
Prof. Dr. Joachim Radkau, Fakultät für Geschichtswissenschaft und Philosophie, Universität Bielefeld

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Magdalena Schaeffer idw

Weitere Informationen:

http://www.kulturwissenschaften.de

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