2. Europäischer Chemie-Kongress in Turin

Turin erwartet vom 16. bis 20. September über 2.000 Chemikerinnen und Chemiker, die am 2nd EuCheMS Chemistry Congress unter dem Motto „Chemistry: the Global Science“ teilnehmen. Die federführenden Organisationen des größten Chemie-Kongresses in diesem Jahr in Europa sind die großen chemiewissenschaftlichen Gesellschaften aus Italien, Großbritannien, Frankreich und Deutschland.

Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) hat viele ihrer Mitglieder in das wissenschaftliche Programm einbringen können. Sie vergibt während der Eröffnungsveranstaltung im Turiner Lingotto Center die August-Wilhelm-von-Hofmann-Denkmünze an Professor Dr. Kyriacos C. Nicolaou (Kalifornien), gibt einen Empfang mit dem Preisträger und Nobelpreisträger Professor Dr. Hartmut Michel, ermöglicht 140 Jungchemikern die Teilnahme am Kongress durch Vergabe von Stipendien und führt aus Anlass des Kongresses ihre Vorstandssitzung in Turin durch.

Nicolaou forscht am Scripps Research Institute in La Jolla und lehrt an der University of California in San Diego. Seine Reaktion, nachdem er vom GDCh-Präsidenten über die Auszeichnung informiert wurde: „I am stunned and thrilled by this great honor and thank you and the Board of the Gesellschaft Deutscher Chemiker.“ Die August-Wilhelm-von-Hofmann-Denkmünze wurde seit 1903 von der GDCh und ihrer Vorgängerorganisation 43 Mal überwiegend an ausländische Wissenschaftler vergeben. 2005 erhielten die Professoren Dr. Robert H. Grubbs und Dr. Richard R. Schrock (beide USA) diese Auszeichnung und wenig später im selben Jahr den Nobelpreis für Chemie.

Nicolaou wird für seine herausragenden Arbeiten auf dem Gebiet der organischen Synthesechemie, vor allem für seine komplexen Naturstoffsynthesen, und sein erfolgreiches Engagement in der Ausbildung und für eine bessere Bildung in Chemie ausgezeichnet. Letzteres belegt u.a. sein neuestes Buch „Molecules that changed the world“. Diesen Titel hat Nicolaou auch für seinen Plenarvortrag in Turin gewählt. Nicolaou wurde 1946 in Zypern geboren, studierte in London Chemie und forscht und lehrt seit 1972 in den USA, seit 1989 in Kalifornien. Die Listen seiner Auszeichnungen, seiner Ehrentitel, seiner Patente und Publikationen sind lang. Seit 20 Jahren ist er Mitglied der GDCh.

Zusammen mit dem Frankfurter Chemie-Nobelpreisträger Michel, Vorsitzender des wissenschaftlichen Komitees des Turiner Kongresses, ist Nicolaou Ehrengast des Empfangs, den die GDCh gemeinsam mit Wiley-VCH, dem Verlag, in dem die meisten GDCh-Publikationen erscheinen, am 17. September in Turin gibt. Anlass ist zum einen das Jubiläum zum 120jährigen Bestehen der international renommiertesten Chemie-Zeitschrift „Angewandte Chemie“, die von der GDCh herausgegeben und von Wiley-VCH verlegt wird. Vor allem aber sollen hier die 140 jungen Stipendiaten, die ein Reisestipendium entweder direkt von der GDCh oder von der bei der GDCh eingerichteten Karl-Ziegler-Stiftung erhalten, in entspannter, freundschaftlicher Atmosphäre mit den beiden Preisträgern und weiteren bekannten Chemikerinnen und Chemikern zusammentreffen können.

Für die Stipendiaten, Doktoranden aus allen Teilen Deutschlands, ist Turin ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg nach oben. Sie stellen ihre Arbeitsgebiete in Posterpräsentationen vor, haben darüber hinaus aber genügend Zeit, um die hochkarätigen Vorträge zu hören und mit den Vortragenden zu diskutieren. Zu den sieben Plenarvortragenden zählen weitere Nobelpreisträger: Professor Dr. Peter Agre, Baltimore, mit dem Vortag „Aquaporin Water Channels: From Atomic Structure to Clincal Medicine“, Professor Dr. Robert H. Grubbs, Pasadena, der über „The Synthesis of Large and Small Molecules Using Olefin Metathesis Catalysts“ berichtet, sowie Professor Dr. K. Barry Sharpless, La Jolla, der „The Power of Orthogonal Reactivity“ zum Thema hat.

Weitere prominente Vortragende sind die 14 Keynote Speakers, unter ihnen drei Deutsche: Professor Dr. Matthias Beller, Rostock, Professor Dr. Fritz H. Frimmel, Karlsruhe, und Professor Dr. Ulrich Stimming, München. Ihre Vorträge befassen sich mit Katalysatoren für umweltschonende Prozesse, mit den Spuren der Chemie in der aquatischen Umwelt und mit elektrochemischen Prozessen in der Energiewandlung und -speicherung. Generell befasst sich der EuCheMS-Kongress mit folgenden übergeordneten Thematiken: Fortschritte in der Synthesechemie (hier geht es z.B. um neue Katalysatoren oder neue Mikroreaktoren), neue Erkenntnisse hinsichtlich des Verständnisses chemischer Zusammenhänge (z.B. durch neue analytische Methoden), Chemie und Biowissenschaften (z.B. welche molekularen Mechanismen Krankheiten zugrunde liegen), die Sorge um unsere Umwelt (z.B. anhand des Themas Treibhausgase), neue Materialien und Bauelemente (z.B. Sensoren und Biosensoren) sowie Energie und Industrie (hier geht es z.B. um Chemikalien aus Biomasse).

Der Rohstoffwandel in der chemischen Industrie und generell in der Prozessindustrie wird u.a. auch in der Vorstandssitzung der GDCh am 15. September in Turin, also einen Tag vor Beginn des Kongresses, thematisiert. Die GDCh ist mit anderen deutschen Chemieorganisationen und -verbänden in Gremien tätig, die sich mit künftigen Rohstoffquellen, vor allem natürlich als Ersatz für Erdöl, befassen. Es ist das erste Mal, dass der GDCh-Vorstand in einem nichtdeutschsprachigen Land tagt.

EuCheMS, die European Association for Chemical and Molecular Sciences, ist Nachfolgeorganisation der 1970 unter maßgeblicher Mitwirkung der GDCh gegründeten FECS (Federation of European Chemical Societies). EuCheMS hat z.Zt. 50 chemiewissenschaftliche Gesellschaften in 36 Ländern als Mitglieder, darunter die GDCh als größte kontinentaleuropäische chemische Gesellschaft mit über 28.000 Mitgliedern – das sind etwa 18% der von EuCheMS repräsentierten Chemikerinnen und Chemiker. Die wissenschaftlichen Aktivitäten der EuCheMS, insbesondere Konferenzen, Netzwerkbildung etc., werden vor allem durch die entsprechenden Divisions und Working Parties wahrgenommen. Im Mittelpunkt jedoch steht der alle zwei Jahre stattfindende EuCheMS Chemistry Congress. Er wird 2010 in Nürnberg zu Gast sein.

Kontakt:
Dr. Renate Hoer
Gesellschaft Deutscher Chemiker e. V. (GDCh)
Öffentlichkeitsarbeit
Postfach 900440
60444 Frankfurt
Tel.: 069/7917-493
Fax: 069/7917-307
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