Das letzte Treffen vor dem Tag X

Während fünf Tagen steht er im Zentrum: „ATLAS“, der haushohe, 46 Meter lange und 7'000 Tonnen schwere Teilchendetektor im CERN in Genf. Der Koloss soll kleinste Teilchen nachweisen, die bisher nur theoretisch existieren.

Auf der ganzen Welt warten Physikerinnen und Physiker gespannt auf die ersten Ergebnisse des Experiments, das Ende Sommer starten soll. Veranstalter des letzten Treffens vor der Lancierung von „ATLAS“ ist das von Prof. Antonio Ereditato geführte Laboratorium für Hochenergiephysik der Universität Bern.

Das Laboratorium ist seit 1992, dem Beginn des Projekts, massgeblich beteiligt. „Beim Treffen diskutieren wir etwa den letzten Stand vor Inbetriebnahme des „ATLAS“-Detektors, die bevostehende Analyse der Daten; oder die 'Hauptprobe' vor dem eigentlichen Start“, erklärt Hanspeter Beck, Leiter der Berner „ATLAS“-Aktivitäten. In Bern versammeln sich dazu rund 300 Teilnehmer aus über 30 Nationen. „Wir arbeiten weltweit gemeinsam daran, mit diesem Experiment in der Physik Geschichte zu schreiben“, meint Peter Jenni, „ATLAS“-Sprecher und Projektleiter.

Offizieller Empfang im Rathaus

Die Forschenden werden am Montag, 7. Juli, im Rathaussaal von Regierungsrat Christoph Pulver, Stadtpräsident Alexander Tschäppät und Rektor Urs Würgler willkommen geheissen. Danach geht es in die Vorträge und Workshops im Business Center des Berner Fussball-Stadions Stade de Suisse. Passend dazu wird das mehrtätige Programm sportlich abgerundet: Mit einem Fussballturnier der Physikerinnen und Physiker im Stade de Suisse am Donnerstag, 10. Juli.

Das „ATLAS“-Experiment – eine Simulation des Urknalls

Durch die Kollision zweier Protonenstrahlen sollen am CERN („Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire“) in Genf neue Elementarteilchen erzeugt und nachgewiesen werden, die bisher unbekannt waren oder nur mit theoretischen Modellen errechnet wurden. Mit dem Experiment kann der Zustand wie er im Universum einige Sekundenbruchteile nach dem Urknall – bevor sich Atome überhaupt formiert haben – simuliert werden.

Die Kollision der Elementarteilchen erfolgt mit Hilfe des „Large Hadron Colliders“ (LHC), der Protonen gegenläufig in einer unterirdischen Röhre von 27 Kilometern Länge auf höchste Geschwindigkeiten beschleunigt und im Zentrum des „ATLAS“-Detektors zur Kollision bringt. Bei jeder Kollision entstehen Hunderte neuer Teilchen, deren Flugrichtung, Energie, Ladung sowie Teilchensorte vom Detektor bestimmt werden. Mit höchster Spannung wird erwartet, ob sich etwa das Higgs-Teilchen nachweisen lässt, das letzte noch offene Puzzleteil des so genannten Standardmodells der Teilchenphysik. Die Forschenden erhoffen sich von dem Eintreten in einen völlig neuen Energiebereich aber auch Antworten auf unzählige weitere Fragen, wie zum Beispiel ob es weitere räumliche Dimensionen gibt.

„ATLAS“ steht für „A Toridal LHC Apparatus“ und spielt auf die Figur aus der griechischen Mythologie an: Atlas ist der Riese, der das ganze Himmelsgewölbe auf dem Rücken trägt. Der Teilchendetektor ist 25 Meter hoch, 46 Meter breit und wiegt 7'000 Tonnen. Über 2'200 Physikerinnen und Physiker aus 37 Nationen waren an seiner Entwicklung beteiligt. „ATLAS“ ist der grösste Teilchendetektor, der je gebaut wurde und kostete 540 Millionen Franken, finanziert durch Beiträge der beteiligten 37 Nationen und des CERN. Hoch komplex ist nicht nur der Nachweis der Teilchen, sondern auch die Datenauswertung: Pro Sekunde werden eine Milliarde Protonen miteinander kollidieren. Alle diese Events gespeichert würden pro Sekunde 100'000 CDs füllen. Das Berner „ATLAS“-Team ist an einem Selektions-System beteiligt, das die Datenflut filtert und sinnvoll reduziert. Das Selektionssystem filtert pro Sekunde die etwa 200 interessantesten Ereignisse aus der Milliarde Kollision heraus.

Weitere Informationen:
http://www.kommunikation.unibe.ch/lenya/kommunikation/live/medien
/mitteilungen/news/2008/teilchendetektor.html

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Nathalie Matter idw

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