Mit allen Sinnen lernen

Vom 3. bis 5. Juli findet im Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld unter der Leitung der Bielefelder Künstliche Intelligenz-Forscherin Dr. Katharina Rohlfing die Tagung „Intermodal Action Structuring“ („Mit allen Sinnen lernen“) statt.

Die Manipulation von Objekten ist eine wesentliche Quelle unseres Wissens: Der Kern unseres konzeptuellen Wissens liegt darin, dass wir repräsentieren können, was Dinge tun und was mit ihnen gemacht wird. Kinder unternehmen die ersten Schritte in Richtung Handlungsinterpretation bereits früh in ihrer Entwicklung.

Aber wie filtern sie aktiv Informationen aus der Umwelt, mit denen sie regelrecht' bombardiert' werden? Wie lernen sie, bestimmte Informationsquellen zu achten und andere zu ignorieren? Den neuesten Ergebnissen der Entwicklungspsychologie zur Entwicklung von Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Kognition entspringt das Prinzip des 'intermodalen Lernens': Ein Ereignis kann gleichzeitig von verschiedenen Sinnen aufgenommen und verarbeitet werden, denn eine Information kommt selten unimodal beim Menschen an – ein Feuer kann nicht nur gesehen, sondern auch gefühlt und gerochen werden.

Aus der Forschung zur Entwicklung von menschlicher Wahrnehmung wird zunehmend deutlich, dass vor allem in frühen Entwicklungsstadien den Informationen Aufmerksamkeit geschenkt wird, die sich intermodal verstärken. Diese Befunde werden in der Robotikforschung bislang noch wenig beachtet. Ausgehend vom Prinzip des intermodalen Lernens liegt der Vorteil nicht nur darin, dass verschiedene Module zusammenarbeiten (und nicht lediglich beteiligt sind), wodurch eine Verarbeitung von Informationen unterschiedlicher Natur – zum Beispiel Gestik und Sprache – möglich ist; sondern es werden auch robustere künstliche Systeme gebaut, weil eine Fehlfunktion eines einzelnen Moduls durch andere ausgeglichen werden kann.

Verbale Sprache hat das Potenzial, andere Modalitäten zu verstärken. Im Zentrum des Workshops steht daher die Idee, dass Sprache die menschliche Handlung strukturiert vermittelt. Durch die Synchronisation von Sprache und Handlung entdecken Kinder bestimmte Regularitäten in Handlungen und Ereignissen: Das Hören desselben Wortes in verschiedenen Situationen kann Kinder dazu verleiten, Gemeinsamkeiten in den Situationen zu finden. Die Sprache spielt also eine Rolle im Strukturieren und Organisieren eines Aktionsverlaufs.

Gegenstand der Tagung sollen daher Handlungen sein, die sprachlich begleitet werden. Diese Handlungen werden auf ihre Sequenzen hin untersucht. Die Erkenntnisse, die im Zusammentreffen von Forschung zur ontogenetischen menschlichen Entwicklung mit Anwendung und Evaluation ihrer Ergebnisse in der kognitiven Robotik zusammengetragen werden, können uns in Richtung sozialer Roboter einen entscheidenden Schritt weiterbringen.

Tagungssprache ist Englisch.

Tagungszeiten:
3. Juli, 9:00 Uhr – 18:00 Uhr
4. Juli' 9:00 Uhr – 17:30 Uhr
5. Juli, 9:00 Uhr – 15:30 Uhr
Weitere Informationen unter:
www.uni-bielefeld.de/ZIF/AG/2008/07-03-Rohlfing.html
Inhaltliche Fragen bitte direkt an die Veranstaltungsleitung:
Dr. Katharina Rohlfing; E-Mail: rohlfing@techfak.uni-bielefeld.de
Anfragen zur Tagungsorganisation beantwortet im Tagungsbüro des ZiF:
Marina Hoffmann, Fon: +49 521 106 2768; Fax: +49 521 106 6024;
E-Mail: Marina.Hoffmann@uni-bielefeld.de

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Torsten Schaletzke idw

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