Welche Hilfe kann die funktionelle Bildgebung bei Lese-Rechtschreibschwäche leisten?

Kongresspräsident und gleichzeitig Präsident der DGKN ist Prof. Dr. med. Hans-Jochen Heinze, Direktor der Klinik für Neurologie II der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Neuere Forschungsergebnisse zu neurologischen Grundlagen der Sprachproduktion und des Sprachverstehens werden auch Gegenstand der diesjährigen Tagung der DGKN sein.

Bei der Entwicklungsdyslexie (auch als Legasthenie bezeichnet) handelt es sich um eine umschriebene Störung bei der Entwicklung von Lese- und Schreibfertigkeiten, die sich typischerweise ab dem 2. Schuljahr durch Probleme des verstehenden Lesens sowie des Leseflusses manifestiert. Bei nicht-lexikalischen Anforderungen zeigen die Kinder jedoch generell keinerlei Probleme, was zeigt, dass die dyslexie-bedingten Defizite nicht durch allgemeinen Intelligenzmangel oder mangelndes Lerninteresse begründet sind.

Bei genauerer sprachlicher Analyse zeigt sich, dass die Lese-/Rechtschreibprobleme der Dyslexie wesentlich auf ein Unvermögen, die phonologische Struktur der Wörter korrekt zu erfassen und diese beim Lesen sicher und ausreichend automatisiert auf die graphemische Struktur des geschriebenen Wortes anzuwenden, zurückgeht. Was sind die Ursachen dieses phonologischen Defizits? „Hirnstrukturelle Untersuchung berichten wiederholt von zytoarchitektonischen Störungen perisylvischer Kortexregionen, die bei der phonologischen Sprachverarbeitung involviert sind.

Das familiäre Auftreten sowie Zwillingsstudien legen weiterhin eine genetische Grundlage nahe, wobei tatsächlich Genorte, sogenannte Dyslexie-Suszeptibilitäts-Gene, identifiziert werden konnten, die möglicherweise für Vererbung einer genetisch bedingten Empfänglichkeit für Dyslexie verantwortlich sein könnten“, erklärt Prof. Dr. Jens-Max Hopf. Hopf leitet die Arbeitsgruppe „Visuelle Aufmerksamkeit und perzeptuelles Lernen“ an der Klinik für Neurologie II der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.

Interessanterweise deuten jedoch sprachunabhängige Defizite auf die zugrunde liegende neurologische Störung hin. „So zeigen Dyslexiepatienten oft Beeinträchtigungen bei der Erfassung schneller visueller Veränderungen, was sich insbesondere beim Bewegungssehen darstellt. Während sich die räumlich-visuelle Verarbeitung als intakt erweist, finden sich klare Defizite bei deren zeitlicher Koordination“, weiß Prof. Hopf. Dies sei als mögliche Grundlage der Dyslexie diskutiert worden, da eine eingeschränkte zeitliche Verarbeitung die schnelle und effektive phonologische Dekodierung von Sprache behindere, was sich in der Folge als Störung des Lesens und Rechtschreibens darstelle. Tatsächlich konnten phonologische Defizite mit einer Minderfunktion des Bewegungs-Verarbeitungssystems in Zusammenhang gebracht werden.

So zeigte sich mit funktioneller Magnetresonanztomograghie, dass bei Dyslexiepatienten eine deutlich verminderte Aktivierung kortikaler Areale zu finden ist, die Bewegungssehen vermitteln. Insgesamt kann die bisherige Forschung auf die Frage nach der neurologischen Ursache der Entwicklungsdyslexie keine abschließende Antwort geben, doch die Jahrestagung der DGKN wird auch hier versuchen den aktuellen Erkenntnisstand zu erweitern.

Das gesamte Programm der DGKN-Jahrestagung und weitere Informationen finden Sie unter www.conventus.de/dgkn2008.

Die Kongress-Pressekonferenz, zu der wir Sie hiermit recht herzlich einladen, findet am Freitag, den 11. April, um 11.30 Uhr im Restaurant „Da Capo“ des Maritim Hotel Magdeburg statt.

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Kornelia Suske idw

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