Anbausysteme im Wandel: Europäische Ackerbaubetriebe müssen sich anpassen

Die guten Ernteergebnisse im Getreideanbau global und der zunehmende Druck auf europäische Ackerbaubetriebe waren zwei zentrale Themen auf der diesjährigen agri benchmark Cash Crop Konferenz, die vom 12. bis zum 15. Juni in Berlin stattfand.

Über 50 Teilnehmer aus mehr als 30 Mitgliedsländern des Cash Crop Netzwerks, das vom Thünen-Institut in Braunschweig koordiniert wird, diskutierten gemeinsam die aktuellen Trends und Perspektiven im Ackerbau.

„Europäische Landwirte stehen heute unter starkem Anpassungsdruck“, unterstrich Staatssekretär Dr. Hermann Onko Aeikens, Gastredner auf der Konferenz. Nicht nur die verbreitete gesellschaftliche Skepsis gegenüber aktuellen Produktionsmethoden, auch handfeste betriebswirtschaftliche Fakten zwingen Landwirte zu Veränderungen:

• strengere Regulierung des Nähstoffüberschusses, um das Grundwasser zu schützen,

• abnehmende Verfügbarkeit von effektiven Pflanzenschutzmitteln,

• rückläufige Gewinnmargen.

Thomas de Witte, Wissenschaftler am Thünen-Institut und Mitglied im agri benchmark Cash Crop Netzwerk, hat auf der Grundlage zweier deutscher Fallstudien als Kernelement möglicher Anpassungsstrategien eine Verbreiterung der Fruchtfolge identifiziert. Dabei ist entscheidend, dass die Landwirte künftig mehr Sommerkulturen und – soweit ökonomisch machbar – vermehrt Blattfrüchte anbauen.

Die beiden Fallstudien zeigen, dass ein solcher Weg nicht nur ackerbaulich positiv wäre, sondern auch ökonomisch tragfähig sein kann. Wie agri benchmark Partner aus Dänemark, Großbritannien und Frankreich bestätigten, stehen die meisten europäischen Landwirte vor den gleichen Herausforderungen. Daher wird agri benchmark zukünftig verstärkt mit Beratern und Landwirten daran arbeiten, Wege aufzuzeigen, wie Ackerbaubetriebe auf die aktuellen Rahmenbedingungen reagieren können.

In der Landwirtschaft gilt heute auch, was für andere Märkte schon lange selbstverständlich ist: Die heimische Produktion muss global wettbewerbsfähig sein. Im Verlauf der agri benchmark Cash Crop Konferenz 2017 wurden die Hauptergebnisse aus der Analyse der weltweiten, nach einheitlichen Standards erhobenen Daten typischer Betriebe präsentiert.

Russland dominiert, Argentinien schließt auf

Bemerkenswert ist die bestehende Dominanz Russlands auf dem Weizenmarkt. Aufgrund niedriger Input-Kosten – insbesondere für Stickstoff –, niedriger Landkosten und der wiederholten Abwertung des Rubels hatten die Getreideproduzenten Russlands 2016 ein äußerst profitables Jahr. Aufgrund steigender Erntemengen exportierte Russland 2016 mehr Weizen als jedes andere Land; aktuelle Prognosen gehen auch für 2017 von einem neuen Rekord aus.

Doch der Angebotsdruck auf den globalen Weizenmärkten wird sich unter anderem auch wegen aktueller Entwicklungen in Argentinien erhöhen. Die dortige Getreideproduktion – insbesondere Weizen und Mais – hat massiv von der Abschaffung von Exportzöllen sowie anderer handelsbeschränkenden Maßnahmen im Land profitiert. Unter diesen neuen Bedingungen haben die Landwirte nach Analysen von agri benchmark Gewinne von bis zu 50 US-Dollar pro Tonne Weizen erzielt. Da gleichzeitig eine deutliche Flächenausdehnung stattfindet und weiterhin zu erwarten ist, wird Argentinien in Zukunft wieder ein großer Player auf den globalen Weizenmärkten.

agri benchmark Cash Crop ist ein weltweites non-profit-Netzwerk von Agrarökonomen, das vom Thünen-Institut und global networks (gUG) koordiniert wird. Sein Ziel ist es, die Entwicklungen im globalen Ackerbau zugleich wissenschaftlich fundiert wie auch anwendungsorientiert zu analysieren und die gewonnen Ergebnisse Entscheidungsträgern zugänglich zu machen.

Nähere Informationen zur agri benchmark Cash Crop Conference 2017:
Dr. Jeannette Malchow
Thünen-Institut für Betriebswirtschaft, Braunschweig
Tel. 0531 596-5107
E-Mail: jeanette.malchow@thuenen.de

http://www.agribenchmark.org/cash-crop.html – Webseite von agri benchmark Cash Crop

Media Contact

Dr. Michael Welling Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei

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