2. Logistics Innovation Day

Die Teilnehmer sowie Referenten des 2. Logistics Innovation Day (Foto IAL)

Das Institut für angewandte Logistik der Hochschule Würzburg-Schweinfurt (FHWS) und das Unternehmen pakadoo luden Experten aus Wissenschaft und Praxis zum 2. Logistics Innovation Day ein. In kaum einem anderen Bereich entstünden aktuell mehr neue Ideen und Möglichkeiten als in der Logistikbranche. Neueste Trends bei Service und Technik wurden diskutiert in Waghäusel bei Karlsruhe, zu dem sich rund 60 Teilnehmer angemeldet hatten.

Professor Dr. Ulrich Müller-Steinfahrt ging in seinem einführenden Vortrag „Innovationen in der Logistik – mit Plan zum Erfolg?“ ein auf die Bedeutung von Neuerungen: Die Zeit müsse reif sein für sie – ohne marktseitige Anwendungen blieben sie auf dem Status, „nur“ eine Erfindung zu sein. Hier sei noch sehr viel Raum für Entwicklungen:

Im Transportgewerbe würden lediglich 2,2 Prozent des Umsatzes für Innovationsprojekte ausgegeben, nur 10 Prozent des Umsatzes würden mit Produktneuheiten erwirtschaftet. Ein Großteil der Logistik-Dienstleister, Industrie und Handelsunternehmen gäben weniger als 2,5 Prozent für Innovationsaktivitäten aus. 94 Prozent der Unternehmen im Transportgewerbe hätten im Jahr 2015 keine Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten durchgeführt, verschwindende 2 Prozent der Firmen betrieben Forschung und Entwicklung kontinuierlich.

Im Vortrag „Logistikinnovationen in der Intralogistik – Enabler für die `Digitale Logistik`“ sah Benedikt Gräter von der LGI Logistics Group International GmbH die Innovationsabteilung im Unternehmen als zentrale Anlaufstelle für eine optimale Zusammenarbeit mit Partnern, Kunden und internen Abteilungen. Neue Ideen, digitale Geschäftsmodelle, Angebote sowie Technologien seien gefragt, um den Innovationsgedanken via LGI University in der Community sowie in der Nachwuchsausbildung zu integrieren.

Dominic Decker von der SEW-Eurodrive GmbH & Co KG, zeigte in der „Sm@rt Factory – Das SEW-Konzept zu Industrie“ für das Jahrzehnt von 2010 bis 2020 neue Richtungen auf: Es würden sich Cyber Physical Systems in einer Sm@rt Factory durchsetzen mit vernetzter Produktion und autonomen Systemen.

Intelligente Fabriken würden sich auszeichnen mit einer Wandlungsfähigkeit, Ressourceneffizienz und Ergonomie sowie der Integration von Kunden und Geschäftspartnern in Geschäfts- und Wertschöpfungsprozessen. Zu den Hard facts zählten hierbei die Reduzierung von Vorgabe- und Gesamtdurchlaufzeiten, von Kapazitätserweiterungen sowie Flächenreduktionen, während sich im Bereich der Soft facts das One Piece Flow Prinzip sowie das Best Point Prinzip durchsetze, eine flexible Mitarbeitereinplanung möglich sei und stabile Prozesse trotz zunehmender Variantenvielfalt gewährleistet werden könnten.

Alena Breitschneider und Ashley Gibbons, beide Masterstudenten an der FHWS, gab einen Einblick ins Innovationsmanagement der Logistik-Dienstleistungsunternehmen – Status Quo und `Best Practices`“. Der Trend der Zeit liege in einer Steigerung des Volumens im Onlineshopping. Die Herausforderungen: Fast die Hälfte aller Privatpakete könnten beim ersten Zustellversuch nicht zugestellt werden, rund 60 Prozent der Arbeitnehmer wünschten sich daher die Möglichkeit einer privaten Paketzustellung ins Büro.

Risiken bei der künftigen Digitalisierung der Transport- und Logistikbranche sieht sie u.a. in den hohen Investitionskosten, Kompetenzmängeln im eigenen Haus, komplizierten Entscheidungswegen und starren Hierarchien sowie der fehlenden Akzeptanz seitens der Kunden. Notwendig sei für die Logistik der Zukunft beispielsweise die Datenaufbereitung für Echtzeitplanung, die Big-Data-Auswertung, die Zusicherung eines umweltfreundlichen Transportes, die effiziente Datenauswertung in allen Prozessen des Unternehmens sowie eine optimale Anpassung an individuelle Kundenbedürfnisse.

Der Referent Kris Van Lancker, pakadoo, LGI Logistics Group International, Herrenberg, stellte in seinem Vortrag „Dienstleistungsinnovationen in der Logistik – pakadoo, der neue Weg auf der Last Mile“ die App-basierte Zustellmöglichkeit für private Sendungen ins Büro von Arbeitnehmer vor. Das Konzept der individuell zugeschnittenen Zustellung halte eine effiziente Bündelung von Lieferungen bereit, die bis zur letzten Zustellmeile durchdacht sei, den Verkehr reduziere und die Umwelt schone.

Die Masterstudierenden Alena Bretschneider und Manuel Kochendörfer vom Studiengang „Innovation im Mittelstand“ an der FHWS zeigten „Innovationen der StartUp-Szene in der Logistik – wie Innovationen entwickelt, umgesetzt und eingeführt werden“ auf. Eine wesentliche Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Investition in Startups sei die grundsätzliche Bereitschaft, das eigene Kerngeschäft radikal zu hinterfragen und zu digitalisieren. Junge Unternehmen verstünden es, die für die Abwicklung einer logistischen Dienstleistung häufig aufwendigen Prozesse von der Anbahnung bis zur Buchung deutlich zu vereinfachen.

Roland Bigler, Geschäftsführer der CodX Software AG, referierte zum Thema „Cargo sous Terrain – eine disruptive Innovation für die Innenstädte der Zukunft: der „lange“ Atem zum Erfolg“. Das vom Unternehmen entwickelte Transportkonzept, bei dem sich aus Platzgründen Menschen oberirdisch, Güter unterirdisch bewegten (Cargo Sous Terrain), verlaufe automatisiert. Dieses System könne das Straßen- und Schienennetz sinnvoll ergänzen und an kritischen Punkten entlasten, so Bigler – eine erste Teilstrecke soll bis 2030 in der Schweiz fertiggestellt werden. Die neue Transportoption biete vielfältige Vorteile mit Kunden- und Umweltnutzen.

Abschließend stellte Professor Dr. Müller-Steinfahrt in seinem Résumée fest, dass es faszinierende Ideen und Ansätze im Bereich der Logistik gebe. Mit der Digitalisierung werde sich ein tiefgreifender Wandel in der Logistik vollziehen und die Dynamik für neue Geschäftsmodelle und Startups noch weiter anhalten. Im April 2018 wird der 3. Logistics Innovation Day stattfinden mit neuen Innovationen.

http://www.fhws.de

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Katja Klein M.A. idw - Informationsdienst Wissenschaft

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