Herz-Kreislauf-Schutz im Doppelpack / Acetylsalicylsäure bei Typ-2-Diabetes

Acetylsalicylsäure, der Wirkstoff von Aspirin® ist das weltweit am häufigsten eingesetzte Arzneimittel – und wird dennoch viel zu selten verwendet. Dies betrifft vor allem die Hochrisikogruppe der Typ-2-Diabetiker. Dabei kann die Plättchenhemmung mit niedrig dosierter Acetylsalicylsäure den Typ-2-Diabetiker gleich doppelt vor der drohenden Atherothrombose schützen: Acetylsalicylsäure senkt die Adhäsions- und Aggregationsbereitschaft der Blutplättchen und wirkt gleichzeitig der vaskulären Entzündung entgegen. „Aspirin gehört untrennbar zur Diabetestherapie“, so Prof. Dr. med. Diethelm Tschöpe, Direktor des Diabeteszentrums Bad Oeynhausen, auf einem Symposium auf dem World Congress of Cardiology 2006.

Diabetiker erleiden zwei bis dreimal so häufig Herzinfarkte wie Nichtdiabetiker. Nur jeder Dritte überlebt den Infarkt länger als einen Monat und die Langzeitprognose nach einem Erstinfarkt oder nach interventionellen Revaskularisierungsmaßnahmen wie Thrombolyse, PTCA oder Bypass ist bei Diabetikern besonders schlecht. Generell gilt: Das kardiovaskuläre Risiko des Typ-2-Diabetikers ist ebenso hoch wie das eines Koronarkranken, der bereits einen Myokardinfarkt erlitten hat. Typ-2-Diabetes wird heute als eine potenziell fatale kardiovaskuläre Krankheit angesehen. „Fast die Hälfte der Typ-2-Diabetiker stirbt an einem kardiovaskulären Ereignis“, erinnerte Prof. Tschöpe.

Zucker macht die Plättchen klebrig

Eine Schlüsselrolle für das hohe kardiovaskuläre Risiko des Typ-2-Diabetikers spielt die Thrombozytenaktivierung. „Die diabetische Stoffwechsellage ist mit einer erhöhten basalen Aktivierung und Aggregationsbereitschaft zirkulierender Blutplättchen assoziiert“, erklärte Prof. Tschöpe. Die Hyperaggregabilität steigt vor allem bei großen Blutzuckerschwankungen wie z. B. nach Mahlzeiten sowie bei erhöhten Blutfettwerten. Gleichzeitig weisen Diabetiker eine Endotheldysfunktion auf, die heute als unabhängiger Prädiktor für das Auftreten kardiovaskulärer Ereignisse gilt. Charakteristisch für die gestörte endotheliale Funktion ist der Verlust der NO-vermittelten Vasodilatation. Der vasale NO-Notstand steigert die Aggregations- und Adhäsionsbereitschaft der Thrombozyten: Die Plättchen werden „klebrig“ und heften sich aneinander sowie an der Gefäßwand an.

Für die Progression der Endotheldysfunktion spielen entzündliche Prozesse eine zentrale Rolle. Oxidativer Stress erhöht zum einen die Transkription proinflammatorischer Gene, zum anderen wird die Bereitstellung oxidierter Lipoproteine gefördert. Diese werden von den in die Gefäßwand eingewanderten Monozyten bzw. Makrophagen phagozytiert. Anschließend wandeln sich diese Zellen in atherogene Schaumzellen um, die in den atherosklerotischen Plaques abgelagert werden. Die fatalen Folgen: Der Plaque wird instabil, Ruptur und akutes Koronarsyndrom sind programmiert. Diese Entzündungsreaktion lässt sich durch Bestimmung des hoch sensitiven C-reaktiven Proteins (hs-CRP) erfassen. Je höher der CRP-Spiegel ist, umso geringer ist die endotheliale NO-Produktion und desto „klebriger“ sind die Thrombozyten.

Getriggert wird die Inflammation durch die Interaktion von Thrombozyten und eingewanderten Leukozyten, wodurch die Biosynthese proinflammatorischer Zytokine induziert wird. Die aktivierten Thrombozyten exprimieren den Liganden CD40, dessen Blutspiegel typischerweise beim akuten Koronarsyndrom erhöht ist. „Dies bestätigt, dass die Thrombozytenaktivierung der Trigger der Atherothrombose ist“, interpretierte Prof. Tschöpe.

Aspirin schützt auf zwei Wegen

Acetylsalicylsäure vermindert nicht nur die Aggregations- und Adhäsionsbereitschaft der Thrombozyten, sondern wirkt über die irreversible Cycloxygenasehemmung gleichzeitig den inflammatorischen Prozessen im Blutgefäß entgegen. Damit bietet Aspirin einen dualen Ansatz zur kardiovaskulären Protektion. „Wir müssen uns stärker darüber bewusst werden, dass Aspirin zur Basismedikation des Typ-2-Diabetikers gehört“, betonte Prof. Tschöpe.

Nicht warten, bis „das Kind in den Brunnen gefallen ist“

Auch bei kardiovaskulär Gesunden sollte man nicht warten, bis „das Kind in den Brunnen gefallen ist“, betonte Prof. Dr. med. Thomas Pearson, University of Rochester, Rochester, New York, in Barcelona. Für die Entscheidung zum primärpräventiven Einsatz von Acetylsalicylsäure ist das Ausmaß der Bedrohung durch den ersten Infarkt gegen das Risiko einer Langzeittherapie mit Acetylsalicylsäure abzuwägen. Wie Prof. Pearson ausführte, ist der Nutzen der Primärprophylaxe mit Acetylsalicylsäure umso größer, je höher das Myokardinfarktrisiko zu Beginn der Therapie ist. Die Amerikanische Herzgesellschaft empfiehlt die Primärprophylaxe mit ASS, wenn das Zehnjahresrisiko für einen ersten Herzinfarkt auf die Zehnprozentmarge zugeht. Dies trifft auf den Großteil aller fünfzigjährigen Männer zu.

Die Evidenz für den primärpräventiven Nutzen von Acetylsalicylsäure lieferte eine Metaanalyse fünf großer randomisierter Studien, in denen die Wirksamkeit von Acetylsalicylsäure ohne einen vorausgegangenen Herzinfarkt oder Schlaganfall untersucht wurde. Wie Pearson ausführte, schützte Acetylsalicylsäure die Studienteilnehmer wirksam vor dem Auftreten des ersten Myokardinfarkts: Das Risiko, einen nicht tödlichen Myokardinfarkt zu erleiden, war unter Acetylsalicylsäure um 32 Prozent geringer als bei den Personen, die keine Acetylsalicylsäure eingenommen hatten. Dies entspricht den Werten, die in den Studien zur Sekundärprävention erzielt wurden.

Quelle: Bayer Health Care Satellite Symposium: „Advancing Cardiovascular Risk Reduction with Aspirin“ im Rahmen des World Congress of Cardiology 2006, 2. bis 6. September, in Barcelona/Spanien.

Bayer HealthCare

Bayer HealthCare ist eine Tochtergesellschaft der Bayer AG und gehört zu den weltweit führenden innovativen Unternehmen in der Gesundheitsversorgung mit Arzneimitteln und medizinischen Produkten. Der Teilkonzern Bayer HealthCare erzielte im Jahr 2005 einen Umsatz von rund 9,4 Milliarden Euro. Bayer HealthCare beschäftigt weltweit etwa 33.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Das Unternehmen bündelt die Aktivitäten der Divisionen Animal Health, Consumer Care, Diabetes Care, Diagnostika sowie Pharma. Zum 1. Januar 2006 wurden die Divisionen Pharma und Biologische Produkte zusammengelegt. Die Division Pharma besteht aus den Geschäftseinheiten Hämatologie/Kardiologie, Onkologie und Primary Care (Allgemeinarztgeschäft).

Ziel von Bayer HealthCare ist es, Produkte zu erforschen, zu entwickeln, zu produzieren und zu vertreiben, um die Gesundheit von Mensch und Tier weltweit zu verbessern. Die Produkte dienen der Diagnose, der Vorsorge und der Behandlung von Krankheiten und leisten einen Beitrag zu einer besseren Lebensqualität.

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