Wissenschaftler der Universität Göttingen untersuchen Rolle der Artenvielfalt

Welche Rolle spielen die Häufigkeit und die Zusammensetzung der Arten bei der Funktion von Ökosystemen? Diese Frage untersuchen derzeit Wissenschaftler aus der Agrar-, Forst- und Biologischen Fakultät der Universität Göttingen im Exzellenzcluster „Functional Biodiversity Research“.

Bei einem Treffen in Göttingen stellten sie nun erste Ergebnisse vor. So haben die Forscher herausgefunden, dass die Pflanzenvielfalt im Grünland stark abgenommen hat. Auch die Zusammensetzung der Pflanzengesellschaft hat sich im Laufe der Jahre verändert. Das gilt ebenfalls für die Insektenfauna: Auch hier haben die Forscher einen Rückgang der Individuenzahlen bei den meisten untersuchten Insektenarten festgestellt.

Allein in den vergangenen 50 Jahren ist die Artenvielfalt in Mitteleuropa stark geschrumpft. Das ist ein Problem, denn wichtige Ökosystem-Prozesse wie die Produktion von sauberem Trinkwasser, die Bestäubung von Pflanzen durch Insekten oder die natürliche Schädlingsbekämpfung stehen in einem engen Zusammenhang mit der Artenvielfalt. Daher kann das Verschwinden bestimmter Arten direkte Auswirkungen auf die Funktionen des Ökosystems haben.

Die Wissenschaftler der Universität Göttingen erforschen die komplexen Zusammenhänge zwischen dem Nutzen von Ökosystemen und der Artenvielfalt. Dazu untersuchen die Forscher unter anderem, wie sich die intensive Bewirtschaftung von Wiesen und Weiden auf verschiedene Pflanzenarten und auf Bodenprozesse auswirkt. Mithilfe von Baumpflanzungen unterschiedlicher Herkunftsorte wollen die Wissenschaftler herausfinden, ob sich die Produktionsleistung durch Mischungen ohne Düngung erhöhen lässt. Im Mittelpunkt steht die Frage, welche Bedeutung die genetische Vielfalt in diesem Zusammenhang hat. Außerdem wollen die Fachleute die Diversitätsverluste und Landschaftsnutzungsänderungen in den wichtigsten Ökosystemen der norddeutschen Kulturlandschaft untersuchen.

Dazu werden zurzeit Studien aus den 1950er und 1960er Jahren wiederholt – wenn möglich, mit den damaligen Methoden – und die historischen Daten mit den aktuellen Untersuchungen verglichen. Mittelfristig wollen die Forscher weitere Artengruppen und zusätzliche Lebensräume in die Untersuchungen mit einbeziehen.

Das seit 2008 bestehende Exzellenzcluster wird vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur und dem „Niedersächsischen Vorab“ für fünf Jahre mit insgesamt 3,7 Millionen Euro gefördert.

Kontaktadresse:
Dr. Lars Köhler (wissenschaftlicher Koordinator)
Georg-August-Universität Göttingen
Biologische Fakultät
Albrecht-von-Haller-Institut für Pflanzenwissenschaften
Grisebachstraße 1, 37077 Göttingen
Telefon (0551) 39-5739
E-Mail: lkoehle@uni-goettingen.de

Media Contact

Dr. Bernd Ebeling idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Ökologie Umwelt- Naturschutz

Dieser Themenkomplex befasst sich primär mit den Wechselbeziehungen zwischen Organismen und den auf sie wirkenden Umweltfaktoren, aber auch im weiteren Sinn zwischen einzelnen unbelebten Umweltfaktoren.

Der innovations report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Klimaschutz, Landschaftsschutzgebiete, Ökosysteme, Naturparks sowie zu Untersuchungen der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer