Vom Watt bis zu den Seevögeln

„Vom Sediment zum Top-Prädator“ heißt das neue Forschungsprojekt, das von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Forschungs- und Technologiezentrums Westküste (FTZ) der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) in Büsum in Zusammenarbeit mit der Nationalparkverwaltung Tönning (NPA) initiiert wurde.

Untersucht werden soll, ob und wie man über die Zusammensetzung und Verteilung des Watt-Sedimentes und der darin lebenden Tiere und Pflanzen Rückschlüsse auf die Qualität eines Gebietes für Vögel ziehen kann. „Das Sediment wird unter anderem mit hydroakustischen sowie modernsten Labormethoden analysiert“, erklärt Dr. Klaus Ricklefs, Leiter der Arbeitsgruppe Küstengeologie am FTZ, der eng mit Dr. Klaus Schwarzer vom Institut für Geowissenschaften der CAU zusammenarbeiten wird.

„Zur Bestimmung der Aufenthaltsorte von Löfflern, Möwen, Austernfischern und weiteren Vogelarten werden wir GPS-Telemetrie einsetzen“, fügt Privatdozent Dr. Stefan Garthe, Leiter der Arbeitsgruppe Seevogelforschung am FTZ Westküste, hinzu, der sich wichtige Ergebnisse für die Umsetzung verschiedener Meeresschutzstrategien verspricht. Er ergänzt, dass die Ergebnisse zukünftig auch für andere Gebiete genutzt werden können.
Beteiligt sind an dem Projekt außerdem das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI), Sylt, sowie das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR), Flintbek. Der Bund fördert das Projekt seit April dieses Jahres für drei Jahre mit insgesamt 1,2 Millionen Euro. Insgesamt wurden lediglich fünf von 38 Anträgen vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bewilligt.

Hintergrundinformationen:

Unter der Leitung von Dr. Stefan Garthe beschäftigt sich die Arbeitsgruppe „Seevogelökologie“ seit mehr als zehn Jahren mit den Themen Verbreitung, Habitatwahl und Beständen von Seevögeln. Zudem werden die Einflüsse menschlicher Aktivitäten auf Meeresvögel untersucht, zum Beispiel die Stellnetzfischerei als Todesursache für Vögel durch Ertrinken in Netzen, die Aufnahme und Folgen von auf dem Meer treibendem Müll, Veränderung des Nahrungsangebots durch Fischerei und Fischereiabfälle sowie die Beurteilung des Einflusses geplanter Offshore-Windenergieanlagen. Garthe erarbeitete zudem Vorschläge für die Ausweisung von Meeresschutzgebieten in Nord- und Ostsee, die durch das Bundesamt für Naturschutz vor einigen Jahren ins Leben gerufen wurden.
Dr. Klaus Ricklefs beschäftigt sich als Leiter der Arbeitsgruppe Küstengeowissenschaften am FTZ seit fast 25 Jahren mit Fragen zum Wassermassen- und Sedimenttransport im Wattenmeer. Dabei geht es mehrheitlich um angewandte Fragestellungen wie Küstenschutz, Sedimenttransport auf Schifffahrtswegen oder Meeresbodenstabilität in Bereich von Bauwerken. Daneben werden Themen bearbeitet, die Fragen nach der Bedeutung der Meeresbodenzusammensetzung für küstennahe Ökosysteme nachgehen.

Dr. Klaus Schwarzer ist als Wissenschaftler am Institut für Geowissenschaften an der CAU tätig. Seit über 18 Jahren kartiert er in internationalen Gewässern (Andaman See, Südchinesisches Meer, Südatlantik), vor allem aber in Nord- und Ostsee den Meeresboden. Dabei geht es neben Fragen zur Küstenentwicklung, zum Sedimenttransport, Küstenschutz und den Auswirkungen von Extremereignissen verstärkt um die Klassifizierung des Meeresbodens als Lebensraumtyp für Flora und Fauna. Hier rücken Forschungsthemen zur automatischen Erkennung von Lebensgemeinschaften am Meeresboden immer mehr in den Vordergrund.
Kontakt:

Dr. Ulrike Kubetzki
Forschungs- und Technologiezentrum Westküste der Universität Kiel
Abteiliung Seevogelökologie
Hafentörn 1, D-25761 Büsum
Tel.: 04834-604-217
Fax: 04834-604-299
E-Mail: kubetzki@ftz-west.uni-kiel.de

Media Contact

Dr. Boris Pawlowski idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Ökologie Umwelt- Naturschutz

Dieser Themenkomplex befasst sich primär mit den Wechselbeziehungen zwischen Organismen und den auf sie wirkenden Umweltfaktoren, aber auch im weiteren Sinn zwischen einzelnen unbelebten Umweltfaktoren.

Der innovations report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Klimaschutz, Landschaftsschutzgebiete, Ökosysteme, Naturparks sowie zu Untersuchungen der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Erstmals 6G-Mobilfunk in Alpen getestet

Forschende der Universität Stuttgart erzielen leistungsstärkste Verbindung. Notrufe selbst in entlegenen Gegenden absetzen und dabei hohe Datenmengen in Echtzeit übertragen? Das soll möglich werden mit der sechsten Mobilfunkgeneration – kurz…

Neues Sensornetzwerk registriert ungewöhnliches Schwarmbeben im Vogtland

Das soeben fertig installierte Überwachungsnetz aus seismischen Sensoren in Bohrlöchern zeichnete Tausende Erdbebensignale auf – ein einzigartiger Datensatz zur Erforschung der Ursache von Schwarmbeben. Seit dem 20. März registriert ein…

Bestandsmanagement optimieren

Crateflow ermöglicht präzise KI-basierte Nachfrageprognosen. Eine zentrale Herausforderung für Unternehmen liegt darin, Über- und Unterbestände zu kontrollieren und Lieferketten störungsresistent zu gestalten. Dabei helfen Nachfrage-Prognosen, die Faktoren wie Lagerbestände, Bestellmengen,…

Partner & Förderer