Schnellere Verdauung bei Kängurus reduziert Methanausstoss

Kängurus produzieren bei der Verdauung Methan. (Bild A. Munn, Universität Wollongong)

Tiere produzieren bei ihrem Verdauungsprozess Methan – einige mehr als andere. Derzeit stammen rund 20 Prozent der weltweiten Methan-Emissionen von Wiederkäuern. Wird dieses Gas in die Atmosphäre freigesetzt, begünstigt es den Treibhauseffekt und trägt zur globalen Klimaerwärmung bei.

Bisherige Studien ergaben, dass Wiederkäuer wie Kühe und Schafe mehr Methan an die Umwelt abgeben als zum Beispiel Kängurus – obwohl diese wie die Wiederkäuer einen Vormagen besitzen. Dort – wie auch im Pansen der Kühe – zersetzen Bakterien die Pflanzenfasern, wobei Methan entsteht.

Ungeklärt war bislang, warum Kängurus weniger Methan erzeugen. Es wurde vermutet, dass dafür eine andere Zusammensetzung der Darmflora als bei Kühen verantwortlich ist.

Forschende der Universität Zürich und ETH und der australischen Universität Wollongong haben die bisherigen Annahmen nun unter einem anderen Blickwinkel überprüft. Das Team hat gemessen, wie viel Methan Kängurus pro Menge aufgenommenem Futter ausstossen.

«Wenn man das absolute Volumen des Methans pro Körpergrösse anschaut, produzieren Kängurus etwa so viel wie Pferde oder Strausse – also deutlich weniger als Kühe», erklärt Marcus Clauss von der Universität Zürich.

«Wird der Gasausstoss aber auf die Menge verwertetes Futter bezogen, liegt der Methananteil höher und damit wieder näher bei den Wiederkäuern. Mit anderen Worten: die Verdauung selbst läuft bei Kängurus nicht so anders ab als etwa bei Kühen.»

Andere Bedingungen für Bakterien

Zudem haben die Forscher herausgefunden, dass die Menge Methan pro Futter innerhalb von Tagen variieren kann. «Wenn die Tiere weniger fressen, also das Futter länger in ihrem Vormagen bleibt und die Bakterien mehr Zeit zum Verdauen haben, entsteht mehr Methan pro Futter», sagt Adam Munn von der Universität Wollongong.

Die Forscher schlussfolgern, dass Unterschiede zwischen Tierarten weniger durch die genaue Art ihrer Darmbakterien zu erklären sind als durch die Bedingungen, denen diese Bakterien ausgesetzt sind. Kängurus verdauen unter normalen Bedingungen schneller als Kühe.

«Will man die Methanproduktion bei Kühen reduzieren, stellt sich die Frage, ob man durch entsprechende Zucht erreichen kann, dass Teile des Futters weniger lang im Pansen bleiben», so die Forscher, die ihre Studie im Rahmen eines vom Schweizer Nationalfonds geförderten Projektes zur Methanproduktion von Wildtieren veröffentlicht haben.

Literatur
Vendl C, Clauss M, Stewart M, Leggett K, Hummel J, Kreuzer M, Munn A (2015) Decreasing methane yield with increasing food intake keeps daily methane emissions constant in two foregut fermenting marsupials, the western grey and red kangaroos. Journal of Experimental Biology (in press). 04. November 2015. Doi 10.1242/jeb.128165

http://www.mediadesk.uzh.ch

Media Contact

Melanie Nyfeler Universität Zürich

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Ökologie Umwelt- Naturschutz

Dieser Themenkomplex befasst sich primär mit den Wechselbeziehungen zwischen Organismen und den auf sie wirkenden Umweltfaktoren, aber auch im weiteren Sinn zwischen einzelnen unbelebten Umweltfaktoren.

Der innovations report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Klimaschutz, Landschaftsschutzgebiete, Ökosysteme, Naturparks sowie zu Untersuchungen der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Anlagenkonzepte für die Fertigung von Bipolarplatten, MEAs und Drucktanks

Grüner Wasserstoff zählt zu den Energieträgern der Zukunft. Um ihn in großen Mengen zu erzeugen, zu speichern und wieder in elektrische Energie zu wandeln, bedarf es effizienter und skalierbarer Fertigungsprozesse…

Ausfallsichere Dehnungssensoren ohne Stromverbrauch

Um die Sicherheit von Brücken, Kränen, Pipelines, Windrädern und vielem mehr zu überwachen, werden Dehnungssensoren benötigt. Eine grundlegend neue Technologie dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bochum und Paderborn entwickelt….

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Partner & Förderer