Sauberes Trinkwasser für Sansibar

Auf Sansibar – wie auch in vielen anderen Teilen der Erde – haben viele Menschen keinen Zugang zu hygienisch einwandfreiem Trinkwasser. Vor allem in abgelegenen Regionen, in denen häufig auch keine Elektrizität zur Verfügung steht, ist die Wasserversorgung oft absolut unzureichend. Brunnen und Quellen liefern in vielen Fällen kein unbedenkliches Trinkwasser, da das Grundwasser verschmutzt ist.

Ein besonderes Problem ist auf Sansibar die zunehmende Versalzung von Brunnen in Küstennähe. Gründe hierfür sind deren jahrelange exzessive Nutzung sowie der durch den Klimawandel bedingte Anstieg des Meeresspiegels, wodurch vermehrt Meerwasser landeinwärts gelangt. So können heute Trinkwasserbrunnen aufgrund ihrer Versalzung nicht mehr genutzt werden. Für einen großen Teil der Bevölkerung ist die Trinkwasserversorgung nur über teures Wasser aus Kunststoffflaschen möglich.

Auf Sansibar, Tansania, konnte am 14. November 2011 in Anwesenheit des deutschen Botschafters Klaus-Peter Brandes und Ali Juma Shamhuna, Minister for Lands, Housing, Water and Energy, Sansibar, eine Pilotanlage zur Trinkwasserversorgung in Betrieb genommen werden. Das Projekt wird durch die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) finanziell gefördert. Neben der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft sind an ihm zudem das mittelständische Unternehmen Mörk Bau (Leonberg) sowie die Firma Dow, ein weltweit führender Membranhersteller beteiligt. Als lokale Partner sind die regierungsunabhängige Organisation Pamoja sowie das Karume Institute of Science and Technology in das Projekt eingebunden. Zentrales Ziel des Projekts ist die ökologisch nachhaltige und kostengünstige Versorgung der Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser in benachteiligten Gebieten Sansibars.

Neben dem Aufbau von Meerwasserentsalzungsanlagen sieht das Konzept auch die Ausbildung und Information der Bevölkerung als wichtigen Bestandteil vor. Die Meerwasserentsalzungsanlagen basieren auf dem Prinzip der Umkehrosmose. In dieser wird Meerwasser unter Druck durch eine halbdurchlässige (semipermeable) Membrane gepresst. Dabei werden Salzionen zurückgehalten, sodass sich hochwertiges Trinkwasser gewinnen lässt. Die in diesem Projekt verwendete Umkehrosmoseanlage zeichnet sich durch ein besonders energieeffizientes Entsalzungsverfahren aus, sodass die Energieversorgungseinheiten entsprechend klein ausgelegt werden können. Die Anlagen werden nachhaltig mittels Photovoltaik und Wind mit Energie versorgt – sie sind also energieautonom. Sie produzieren etwa 100 Liter Trinkwasser pro Stunde und werden in Küstennähe aufgebaut. Zur Entnahme des Meerwassers wird ein bereits versalzener Brunnen genutzt oder mit Hilfe der Bevölkerung ein neuer Brunnen an der Küste ausgehoben.

Die Pilotanlage wurde zu Demonstrationszwecken errichtet, um unter realistischen Rahmenbedingungen ein nachhaltiges und an die Bedingungen vor Ort angepasstes Betriebskonzept für autarke, dezentrale Meerwasserentsalzungsanlagen vorzustellen. Dieses Konzept wurde in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Jan Hoinkis, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Angewandte Forschung an der Hochschule Karlsruhe, entwickelt und getestet.

Es liegen bereits mehrere Bestellungen aus Sansibar für Entsalzungsanlagen vor, die im Laufe des nächsten Jahres errichtet werden sollen. Zum Betrieb der Anlagen und zur Ausbildung lokaler Experten sollen in Zusammenarbeit mit der HsKA Trainingskurse entwickelt und am lokalen Karume Institut of Science & Technology durchgeführt werden. So können lokale Fachkräfte diese Anlagen dann selbstständig betreiben. Damit entstehen nicht nur neue Arbeitsplätze, sondern auch die Eigenständigkeit der Betreiber wird gefördert.

Insgesamt kann das Projekt einen Beitrag für die Millenium-Entwicklungsziele der UN für das Jahr 2015 leisten, nach denen der Anteil der Menschen, die keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser haben, auf die Hälfte reduziert werden soll.

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