Den Saiga-Antilopen auf der Spur

Die Saiga-Antilope gehört zu den am stärksten bedrohten Säugetierarten der Welt, und obwohl sich Wissenschaftler und Naturschützer seit Jahren intensiv mit den Saiga-Populationen Kasachstans beschäftigen, weiss man recht wenig über die Wanderungen die die Tiere im Laufe des Jahres durch die Steppen Zentralasiens unternehmen.

Unter Federführung der Regierung von Kasachstan ist es nun Naturschützern der kasachischen Organisation Association for the Conservation of Biodiversity in Kazakhstan (ACBK), der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF) und der britischen Royal Society for the Protection of Birds (RSPB) gelungen, Saigas mit Satellitensendern zu versehen, um ihre Wanderrouten zu erforschen. Das Wissen um die genauen Wanderrouten ist eine der Grundvoraussetzungen für einen effektiven Schutz der Art in den weiten Steppen Kasachstans und ermöglicht es, die Grenzen der Schutzgebiete optimaler festzulegen.

Zum ersten Mal wurden nun in Kasachstan, wo der größte Teil der Saigabestände zuhause ist, 20 wildlebende Saiga-Antilopen eingefangen und mit GPS-Satelliten-Sendern versehen, um das Geheimnis ihrer Wanderung zu lüften. Ein 20-Mann-starkes kasachisch-deutsches Team, ausgestattet mit einem Beobachtungsflugzeug, Geländefahrzeugen und Motorrädern, schaffte es innerhalb von vier Wochen im Oktober mithilfe von versteckten Netzen, die 20 ausgewachsenen Tiere zu fangen, sie mit Senderhalsbändern zu versehen, zu vermessen, zu untersuchen und wieder freizulassen.

Die Frage, ob sich die extrem scheuen Antilopen überhaupt würden einfangen lassen ohne ihre Gesundheit zu gefährden, wurde im Vorfeld ausführlich diskutiert. Hilfestellung erhielt das Feldteam in Kasachstan daher von der Frankfurter Zoo-Tierärztin Dr. Christina Geiger. Mit Ziegen als „Trainingspartnern“ übte das Team solange das Handling der sensiblen Antilopen bis es routiniert genug war, die gesamte Prozedur in weniger als zehn Minuten durchführen zu können.

„Wir bewundern alle die große Wanderungen der Gnus in Afrika“ sagt Wolfgang Fremuth von der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt, „und genauso wie die Gnus sind die Saigas ein entscheidender Faktor in einem Ökosystem, das durch eine Migration bestimmt wird. Es gibt nur noch wenige derartige Wanderungen, und wir haben nun die Chance eine der größten und beeindruckendsten Wanderungen wieder herzustellen.“

Ein kleiner Rest der einstigen Herden

Man schätzt, dass in den 1970er Jahren noch etwa eine Million Saigas im Grasland Kasachstans lebte. Auch heute noch ist Kasachstan Heimat des größten Teils der Gesamtpopulation der Saiga – auch wenn diese nur noch einen Bruchteil ihrer einstigen Größe hat. Heute gibt es nur noch rund 81.000 Tiere. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion führte die Verarmung der ländlichen Bevölkerung parallel mit dem Öffnen der Grenzen zu China zu einer massiven Zunahme von Wilderei. Man trachtete den Antilopen nach ihrem Fleisch aber auch nach ihren Hörnern, die in der traditionellen chinesischen Medizin begehrt sind. Im Jahr 2002 war die Saiga-Antilope am Rande des Aussterbens und wurde als „kritisch gefährdet“ in die Rote Liste der Weltnaturschutzunion IUCN aufgenommen.

Die wichtigste Population in Kasachstan erholt sich glücklicherweise seit einigen Jahren wieder. In der Altyn Dala Region ist der Bestand von weniger als 4.000 Tieren im Jahre 2002 auf über 45.000 Tiere Anfang 2009 angestiegen. Dieser Erfolg geht maßgeblich auf mobile Antiwilderer-Einheiten und auf die Verbesserung des Schutzes des Lebensraums, der Steppen und Halbwüsten, zurück. Auch bessere Erkenntnisse über das Verhalten der Saiga helfen sie zu schützen. Die Saigaantilope spielt eine Schlüsselrolle bei der Erhaltung der international bedeutsamen Steppen- und Halbwüsten-Ökosysteme mit ihren einzigartigen Pflanzen- und Tierarten.

Khairbek Mussabayev, stellvertretender Vorsitzender des Komitees für Forst und Jagd im kasachischen Ministerium für Landwirtschaft betont: „Kasachstan hat viel Arbeit in den Schutz dieser seltenen Art investiert, um seiner Verantwortung auf internationaler Ebene gerecht zu werden. Die langsam steigenden Populationszahlen zeugen von der Effektivität der Schutzmaßnahmen. Wir sind optimistisch und denken, dass wir auf dem richtigen Weg sind, die Saigapopulationen wieder auf ein nachhaltiges Niveau zu bringen.“

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Dagmar Andres-Brümmer
Zoologische Gesellschaft Frankfurt; Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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