Der Rothirsch im Februar: Ein König ohne Krone

Begleiten Sie mit der Deutschen Wildtier Stiftung einen unbekannten König der Wildtiere – den Rothirsch – 2010 Monat für Monat durchs Jahr. Im Februar wirft der Hirsch sein Geweih ab.

Ohne Geweih auf dem Kopf lässt es sich im Reich der Rothirsche schlecht imponieren. Doch ab Februar ist auch der stolzeste aller Platzhirsche nur noch ein König ohne Krone. Denn mit dem Tiefstand des Sexualhormons Testosteron, das durch den Hell-Dunkel-Wechsel im Frühjahr mit beeinflusst wird, werfen alle Rothirsche – zunächst die Älteren, dann die Jüngeren – ihr Geweih ab.

Abgeworfene Geweihstangen sind durch ihren hohen Kalk- und Phosphorgehalt bei zahlreichen Nagetieren wie Mäusen sehr beliebt. Sollten Waldbesucher Abwurfstangen finden, dürfen sie sie jedoch nicht mitnehmen. „Unbefugtes Sammeln von Abwurfstangen führt nicht nur zu unnötigen Störungen der Wildtiere im Winter, es ist Wilderei. Denn rechtlich gehören sie demjenigen, der in einem Revier das Jagdrecht ausübt“, erläutert der Geschäftsführer der Deutschen Wildtier Stiftung, Hilmar Freiherr von Münchhausen.

Das Geweih besteht nicht aus Horn, sondern aus Knochensubstanz. Den Abwurf des Geweihes verursachen knochenfressende Zellen, sogenannte Osteoklasten. Sie zerstören eine dünne Schicht Knochensubstanz zwischen dem Geweih und den knöchernen Stirnzapfen, den Rosenstöcken. Dadurch löst sich die Geweihstange.

Unmittelbar nach dem Abwurf können Rothirsche unter leichten Gleichgewichtsstörungen leiden, da beide Stangen nicht gleichzeitig abfallen und eine einzelne Stange ein Gewicht bis zu sieben Kilogramm haben kann. Doch schon bald nach dem Abwurf beginnt die ganze Pracht erneut zu wachsen.

Innerhalb von nur 140 Tagen trägt der Hirsch dann wieder ein Geweih auf dem Kopf, das mit zunehmendem Alter größer, schwerer und verzweigter wird. Für den Körper ist das ein enormer Kraftakt, denn der Rothirsch muss bis zu 14 Kilogramm Knochenmasse neu bilden.

Jäger, die ihr Rotwild sehr gut kennen, können abgeworfene Stangen Hirschen zuordnen und über Jahre eine ganze Reihe von Abwurfstangen eines Hirsches zusammen stellen. Dies zeigt sehr eindrucksvoll, wie sich das Geweih eines Rothirsches im Laufe seines Alters verändert.

Der Prozess der Geweihbildung stößt auch in der Medizin auf immer mehr Interesse und dient Wissenschaftlern als Modell für den menschlichen Knochenaufbau mit wich-tigen Anwendungsmöglichkeiten in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Erkennt-nisse aus dem Reich der Rothirsche können Patienten helfen, die durch Tumore und Unfälle unter dem Verlust von Knochen leiden.

Weitere Informationen:
Eva Goris, Pressesprecherin, Billbrookdeich 216, 22113 Hamburg, Telefon 040 73339-1874, Fax 040 7330278, E.Goris@DeutscheWildtierStiftung.de

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Eva Goris idw

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