Die Nieren der Natur

Den diesjährigen Tag der biologischen Vielfalt am 22. Mai hat das Übereinkommen über die biologische Vielfalt CBD dem Wasser gewidmet. Dreißig Prozent des Trinkwassers in Deutschland hängen direkt von Oberflächengewässern ab. Dass es trinkbar ist, ist keine Selbstverständlichkeit.

Die Hauptfilterleistung erbringt die Natur. Deutschlands Flussauen halten Schadstoffe und Nährstoffe im großen Stile zurück – z.B. bis zu 42 000 Tonnen Düngemittel aus der Landwirtschaft jährlich. Und es könnte noch viel mehr sein. Doch Intensivlandwirtschaft und Siedlungsbau dezimieren die Überflutungsflächen an Flüssen. In Deutschland sind nur noch zehn Prozent der Auen in einem naturnahen Zustand. Durch Renaturierung von Teilen könnten die vielfältigen Ökosystemleistungen wieder hergestellt werden – und uns große gesellschaftliche Kosten ersparen.

30 Prozent unseres Trinkwassers stammen aus Oberflächengewässern. Berlin, München und Frankfurt beziehen ihr Trinkwasser größtenteils aus Uferfiltration. Hierbei wirkt das Sediment der Flussauen als Filter und reinigt das ankommende Flusswasser von Schadstoffen wie etwa Phosphat und Stickstoff aus Düngemitteln.

Welche wichtige Rolle die deutschen Auen bei der Reinhaltung des Wassers – auch ökonomisch – spielen, zeigt eine aktuelle im Auftrag des Bundesamts für Naturschutz durchgeführte Studie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ, Leipzig) und des Instituts biota (Bützow) mit dem Titel „Ökosystemfunktionen von Flussauen“.

Bei Überflutung der Auenbereiche lagern Flussauen bis zu 30 Prozent der im Fluss transportierten Nährstoffe ein. Bis zu 42 000 Tonnen Stickstoff und über 1 000 Tonnen Phosphor filtern Fluss-Ökosysteme jährlich aus dem Wasser. 80 Prozent davon stammen aus der Landwirtschaft. Würde man dies mit technischen Mitteln durchführen, fielen Kosten von 500 Millionen Euro jährlich an.

Und die Auen könnten noch viel mehr reinigen, wenn man sie ließe. Doch für Landwirtschaft und Siedlungsbau sind die Auen der meisten Flüsse trockengelegt und umgenutzt worden. Nur noch zehn Prozent davon sind in einem naturnahen Zustand. Renaturierung von Teilen der ehemaligen Überschwemmungsflächen würden die vielfältigen Ökosystemleistungen von Auen stärken: Hochwasserschutz, Wasserqualität und Trinkwasserreserven, Kohlenstoffspeicherung und Erholung der Menschen. Und auch die Artenvielfalt würde erheblich profitieren.

Wie die Flüsse und Auen unser Wasser sauber halten, welche Maßnahmen zur Förderung unserer „Nieren“ der Natur sinvoll sind und welche Rolle dabei die Biodiversität spielt, vermitteln verschiedene Experten im NeFo-Artikel zum Internationalen Tag der biologischen Vielfalt.

Ansprechpartner:
Sebastian Tilch
NeFo-Pressereferent
Telefon: 0341-235-1062
E-Mail: sebastian.tilch@ufz.de

Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung Deutschland (NEFO) ist eine Kommunikationsplattform für Wissenschaftler und Anwender von Wissen zur biologischen Vielfalt. Das Projekt wird im Rahmen von DIVERSITAS-Deutschland e.V. (www.diversitas-deutschland.de) durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Ein wichtiges Ziel ist es, die Forschung unterschiedlicher Disziplinen, die sich mit gesellschaftlich relevanten Fragestellungen zur Biodiversität befasst, stärker ins öffentliche Licht zu stellen. Hierzu stehen direkte Ansprechpartner für Fragen aus Medien, Politik und Öffentlichkeit bereit, arbeiten aktuelle Themen auf und vermitteln Experten.

Projektpartner sind das Museum für Naturkunde Berlin, Universität Potsdam und Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ.

Media Contact

Sebastian Tilch UFZ

Weitere Informationen:

http://www.biodiversity.de

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