Naturschutz und Biomasse im Spannungsfeld

„Der Anbau von Energiepflanzen rückt zunehmend in ein Spannungsfeld mit dem Naturschutz. Vornehmliches Ziel muss es sein, einem weiteren Verlust an biologischer Vielfalt zu verhindern!“, forderte Prof. Dr. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), gestern in ihrer Rede bei der Internationalen Konferenz „Biomass in Future Landscapes“ in Berlin.

Mit der zunehmenden Intensivierung der Landwirtschaft und stärker werdender Flächenkonkurrenz seien aus Naturschutzsicht ungünstige Trends zu beobachten. Denn Anbaumethoden mit enger Fruchtfolge, Monokulturen oder höherer Düngemittel- und Herbizideinsatz gingen vielfach mit dem Verlust an Kulturartenvielfalt, biologischer Vielfalt und von Landschaftsstrukturen einher.

Vor allem der Grünlandumbruch zugunsten des Anbaus von Energiepflanzen, nehme bedenkliche Ausmaße an. Dabei seien regional oftmals gravierende Veränderungen der Grünlandanteile zu beobachten, während die Situation auf Länderebene noch gar nicht dramatisch erscheine, so Jessel.

Mit dem Energiepflanzenanbau können aber auch positive Auswirkungen oder Synergieeffekte auf Natur und Landschaft verbunden sein. „Diese gilt es jedoch weitaus stärker als bisher zu nutzen und durch aktive Anreize zu fördern“, sagte die BfN-Präsidentin. Solche Synergieeffekte können immer dann eintreten, wenn über den Biomasseanbau Verbesserungen gegenüber dem Ausgangszustand erreicht werden. So könne es in ausgeräumten, strukturarmen Landschaften durch den Einsatz bestimmter Anbauformen, wie Kurzumtriebsplantagen oder Agroforstsystemen zu einer Aufwertung des Landschaftsbilds und der Kulturartenvielfalt kommen.

Die Verwendung alter Kultursorten, die Erhaltung von extensivem Grünland und naturschutzfachlich wertvollen Flächen könne sich günstig auf die Tier- und Pflanzenartenvielfalt und das Landschaftsbild auswirken. Besonders über die energetische Nutzung von Landschaftspflegematerial ließen sich Synergien zwischen Naturschutz und Bioenergieproduktion realisieren.

Nach Ansicht von BfN-Präsidentin Jessel muss der Ausbau der Bioenergienutzung unter Integration des Naturschutzes auch von umfassenden Nachhaltigkeitskriterien flankiert, sowie mit relevanten Strategien und Instrumenten naturverträglich ausgestaltet werden. In Deutschland sollten die Regeln „Guter fachlicher Praxis in der Landwirtschaft“ mit Blick auf die spezifischen Anforderungen des Biomasseanbaus in der ganzen Fläche fortentwickelt werden. Insgesamt kommt es jedoch vor allem auf die Ausgestaltung entsprechender finanzieller Anreize an. Nur so könnten nachhaltige und auch Naturschutzzielen förderliche Biomasseanbauformen auch mit anderen Anbauformen konkurrieren.

Räumliche Steuerungselemente der Regional- und Landschaftsplanung sollten als unterstützende Maßnahme dazu beitragen, die Bioenergieproduktion in Einklang mit den Ansprüchen des Natur- und Landschaftsschutzes zu bringen. Dies könne etwa über die Ausarbeitung entsprechender räumlicher Leitbilder erfolgen, die der notwendigen landschaftsräumlichen Differenzierung der Bioenergieproduktion gerecht werden.

Media Contact

Franz August Emde idw

Weitere Informationen:

http://www.bfn.de

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