Naturnahe Ufersicherungen an Wasserstraßen

Versuchsfeld mit Weidenspreitlagen. Der Bewuchs sorgt für Standsicherheit und schützt vor Erosion.<br>

Allerdings wird man bei großen hydraulischen Belastungen des Ufers und hohen Anforderungen an die Uferstabilität auch künftig nicht auf Steinschüttungen verzichten können.

Dies ist das Fazit eines zweitägigen Fachkolloquiums, das die Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) am 21./22. November gemeinsam mit der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG), der Deutschen Vereinigung für Wasser, Abwasser und Abfall (DWA) und der Gesellschaft für Ingenieurbiologie in Karlsruhe veranstaltet hat. Vorgestellt und diskutiert wurde der Entwurf eines neuen DWA-Merkblatts, mit dessen Hilfe naturnahe Ufersicherungen an großen und schiffbaren Gewässern geplant werden können.

Seit Jahren werden in Deutschland große Anstrengungen unternommen, um die ökologischen Bedingungen an den Wasserstraßen zu verbessern. Besonderer Impulsgeber für diese Entwicklung war die im Jahr 2000 verabschiedete EU-Wasserrahmenrichtlinie. Sie formuliert anspruchsvolle Gewässerschutzziele unter ausdrücklicher Berücksichtigung anderer Nutzungen wie z. B. Schifffahrt und Wasserkraftgewinnung.

Eine Möglichkeit für ökologische Verbesserungen an den Wasserstraßen sind technisch-biologische Ufersicherungen. In vielen Wasserstraßenabschnitten müssen die Ufer vor schiffsinduzierten Belastungen und Beanspruchungen durch den Wasserabfluss – insbesondere bei Hochwasser – geschützt werden.

Uferabbrüche mögen aus ökologischer Sicht wünschenswert sein. Aber sie können die Verkehrssicherheit der Schifffahrt empfindlich stören oder das Eigentum der Uferanlieger gefährden. Im Regelfall werden Ufer deshalb durch Deckwerke aus groben Wasserbausteinen geschützt. Diese robuste Bauweise hat sich vielerorts bewährt, sie ist sicher, unterhaltungsarm und wirtschaftlich. Nachteil dieser klassischen Bauweise ist ihre begrenzte ökologische Wertigkeit. Ziel der technisch-biologischen Ufersicherungen ist es daher, den notwendigen Uferschutz durch ingenieurbiologische Bauweisen zu erzielen.

Ein Quantensprung an Erkenntnissen ist in den nächsten Jahren vor allem durch den groß angelegten Naturversuch am rechten Rheinufer bei Worms zu erwarten, den BAW und BfG gemeinsam mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt Mannheim im Herbst 2011 gestartet haben. Auf einer Länge von einem Kilometer werden derzeit neun verschiedene Ufersicherungsmaßnahmen getestet.

Ausgewählt wurde dieser Abschnitt, weil dort das Rheinufer besonderen Beanspruchungen ausgesetzt ist: Durchschnittlich passieren täglich 125 Güterschiffe das Ufer, die Wasserstände zwischen Niedrigwasser- und Hochwasserabfluss schwanken um mehr als sechs Meter.

Nach zwei Jahren Versuchsdauer liegen erste Ergebnisse vor. Sie zeigen, dass die Anfangszeit, wenn die Pflanzen ihre Wurzeln erst ausbilden und entwickeln müssen, die kritischste Phase ist. In dieser Zeit reagieren Bauweisen ohne technische Komponenten, wie z. B. Pflanzmatten wesentlich empfindlicher als kombinierte Bauweisen wie z. B. Röhrichtgabionen auf die Uferbelastungen. Lange Überstauzeiten können die Pflanzen schädigen, aber diese können sich anschließend auch wieder erholen. Endgültige Aussagen zur Uferstabilität und damit zu den Möglichkeiten und Grenzen naturnaher Ufersicherungen sind erst nach mehreren Vegetationsperioden möglich.

„Das Beispiel der technisch-biologischen Ufersicherungen zeigt, dass Verkehrswasserbau einerseits und Gewässer- und Naturschutz andererseits einander nicht ausschließen, sondern in vielen Fällen intelligent miteinander verknüpft werden können“, sagte der Leiter der Bundesanstalt für Wasserbau, Prof. Dr.-Ing. Christoph Heinzelmann, in seiner Eröffnungsrede.

Weitere Informationen:
http://www.baw.de/de/die_baw/publikationen/kolloquien/index.php.html?id=65de53d1791b4f62acffcd9582f1b7c9

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Sabine Johnson idw

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