Klimawandel und Pinguine

Testflug für die Drohne, die während der Antarktis-Expedition von Ökologen der Universität Jena und des Thüringer Instituts für Nachhaltigkeit und Klimaschutz GmbH (ThINK) zum Einsatz kommt.<br><br>Foto: ThINK<br>

Ein Jubiläum und eine Premiere können Dr. Hans-Ulrich Peter und seine Kollegen vom Institut für Ökologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena in diesen Tagen feiern. Wenn am kommenden Mittwoch (27. November) das Team zu seiner jährlichen Expedition in die Antarktis aufbricht, wird dies bereits die 25. Reise in die Südpolarregion sein.

Fast auf den Tag genau 30 Jahre nach dem ersten Forschungsaufenthalt macht sich der erste Teil der Gruppe, unter ihnen drei Jenaer Studierende, auf den rund 15.000 Flugkilometer weiten Weg zur russischen Station Bellingshausen auf King George Island.

Erstmals werden die Ökologen der Jenaer Universität bei ihrer Forschungsreise auf den eisigen Kontinent von einem Wissenschaftler des Thüringer Instituts für Nachhaltigkeit und Klimaschutz (ThINK) begleitet: Für den Geografen Osama Mustafa vom ThINK wird es der 5. Aufenthalt in der Antarktis sein. „Unsere gemeinsame Expedition wird bis März 2014 dauern“, kündigt Polarornithologe Peter an, der die Jenaer Expeditionsmannschaft leitet.

Im Zentrum der gemeinsamen wissenschaftlichen Aktivitäten stehen erneut die Adélie-Pinguine. Im Rahmen eines Forschungsauftrags des Umweltbundesamtes werden die Wissenschaftler in diesem Jahr ein internationales Monitoring-Programm zu Veränderungen in den Pinguinkolonien vorbereiten. „Seit einigen Jahren schon werden von uns und anderen Forschergruppen erhebliche Veränderungen in den Pinguinkolonien beobachtet“, sagt Dr. Peter. „Diese Veränderungen zeigen sich sowohl in der absoluten Zahl der brütenden Tiere als auch in der Artenzusammensetzung.“ Innerhalb von 15 Jahren habe sich im engeren Untersuchungsgebiet auf der Ardley-Insel die Zahl der Adélie-Brutpaare von 1.500 auf 300 reduziert.

Als Hauptursache dafür haben die Forscher den globalen Klimawandel ausgemacht. „Der Klimawandel wirkt sich in den Küstenbereichen der Antarktis besonders stark aus: Schmelzende Gletscher, höhere Wassertemperaturen und veränderte Meeresströmungen haben erhebliche Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem im Südpolarmeer und der Antarktis“, macht Osama Mustafa deutlich. Dr. Peter ergänzt: Die Pinguine seien aufgrund ihrer Stellung in der Nahrungskette ein guter Indikator für Veränderungen des Gesamtsystems.

Um diese Veränderungen detailliert zu dokumentieren, setzen die Jenaer Forscher jetzt auf Satellitenunterstützung. „Über ihre Guanoablagerungen lassen sich die Pinguinkolonien gut mit Hilfe von Fernerkundungssatelliten erfassen, selbst über einer solch riesigen Fläche wie der Antarktis“, so Peter. Um die Satellitenaufnahmen richtig interpretieren zu können, seien jedoch nach wie vor stichprobenhafte Kartierungen und Zählungen am Boden notwendig.

„Unsere aktuellen Forschungsarbeiten sollen dazu dienen, die Methoden zur Erfassung der Kolonien am Boden und vom Satelliten zu testen und zu verbessern, um anschließend ein Monitoring-Konzept zu erstellen“, erläutert Mustafa. Dafür werden Jenaer Forscher auch erstmalig mit einer Forschungsdrohne Aufnahmen von Pinguinkolonien in verschiedenen Spektralbereichen machen. „Daraus wollen wir Rückschlüsse auf die Artenzusammensetzung bzw. die Nahrungssituation in den Kolonien ziehen“, so Mustafa weiter.

Kontakt:
Dr. Hans-Ulrich Peter
Institut für Ökologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Dornburger Str. 159, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 949415, 03641 / 949400 (Sekr.)
E-Mail: bpe[at]uni-jena.de
Osama Mustafa
ThINK – Thüringer Institut für Nachhaltigkeit und Klimaschutz GmbH
Leutragraben 1, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 5733251
E-Mail: osama.mustafa[at]think-jena.de

Media Contact

Dr. Ute Schönfelder idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-jena.de

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