Kleine Wälder sind wichtiger als bisher angenommen

Waldfragment bei Sint-Truiden (Belgien), in dem die Ökosystemleistungen untersucht wurden. Pieter De Frenne, Uni Gent

„Der Wert sehr kleiner Wälder wurde bislang nicht untersucht, obwohl das Auftreten kleiner Wälder in Agrarlandschaften durch die Fragmentierung der Wälder zugenommen hat“, sagt Alicia Valdés, die Erstautorin der Studie.

Der Grund, warum diese kleinen Wälder uns mehr Dienstleistungen bieten können, liegt darin, dass sie längere Waldränder haben, die dem Einfluss der Umgebung ausgesetzt sind.

Zum Beispiel gibt es mehr Nahrung für Rehwild, wie Blaubeeren und junge Birken- und Eichenbäume, weil die Waldränder mehr Sonnenlicht und Nährstoffe aus den umliegenden Ackerflächen erhalten. Dies wiederum wird voraussichtlich mehr Rehe anziehen, die von Menschen gejagt werden können“, berichtet Alicia Valdés.

Diese kleinen Wälder können auch mehr Kohlenstoff pro Fläche im Oberboden speichern als ältere große Wälder, weil sie eine erhöhte bodenbiologische Aktivität haben, welche die Aufnahme organischer Stoffe beschleunigt. Potenziell können diese als bessere Kohlenstoffsenken fungieren und deshalb helfen, die Auswirkungen der globalen Erwärmung auszugleichen.

Ein weiterer Vorteil der kleinen Wälder ist, dass sie ein geringeres Risiko für eine durch Zecken übertragene Krankheit darstellen. Denn in dem trockenen und heißen Mikroklima der Waldränder können weniger Zeckenlarven überleben.

„Das ist nur eine Vorhersage über alle möglichen Vorteile. Wie Menschen diese nutzen, muss weiter untersucht werden“, meint Alicia Valdés.

Nachdem die Autoren nun herausgefunden haben, dass die kleineren Wälder einen höheren Wert haben als bisher angenommen, argumentieren sie, dass mehr Erhaltungsmaßnahmen erforderlich sind, um ihre wichtige Rolle und ihren Wert in der Agrarlandschaft zu erhalten.

„Die Erhaltung der großen Wälder ist wegen ihrer höheren Biodiversität wichtig, aber der Erhalt kleinerer Wälder, insbesondere der älteren, wird dazu beitragen, das Wohlbefinden der Menschen in Agrarlandschaften zu steigern. Diese kleinen Wälder brauchen spezifische politische Instrumente, die ihren zukünftigen Erhalt sicherstellen“, sagt Alicia Valdés.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des ZALF haben die Forschungsarbeiten für zwei Landschaftsfenster in der Prignitz (Nordwestbrandenburg) koordiniert und überwiegend selbst durchgeführt. Neben der Auswahl geeigneter Waldflächen, haben sie historisches Kartenmaterial bereitgestellt, die Pflanzenartenvielfalt erfasst, Laufkäfer und Spinnen gefangen sowie Boden- und Streuproben genommen.

Über die Studie

Die Studie untersuchte 224 Waldflächen in ganz Europa (Frankreich, Belgien, Deutschland und Schweden). Die Vielfalt von sechs verschiedenen Organismengruppen (krautige Pflanzen, Pilze, Laufkäfer, Spinnen, Asseln und Tausendfüßler) wurde bestimmt, und das Potenzial jedes Waldes, fünf Ökosystemdienstleistungen zu erbringen (Angebot an nutzbaren Pflanzen, Stammholzvolumen, Schädlingsbekämpfungspotenzial, Kohlenstoffspeicher und Wildproduktionspotenzial) sowie das Risiko dem Menschen durch Zeckenkrankheiten zu schaden wurden bewertet.

apl. Prof. Dr. Monika Wulf
Programmbereich 2
AG: Biotische Interaktionen zwischen Wald- und Agrarflächen
T +49 (0)33432 82-246
mwulf@zalf.de

Den wissenschaftlichen Artikel im Journal of Applied Ecology lesen: DOI: 10.1111/1365-2664.13537

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Hendrik Schneider idw - Informationsdienst Wissenschaft

Weitere Informationen:

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