Klappertopf und Teufelskralle schützen

Modellprojekt im Weser-Elbe-Gebiet erarbeitet Vorschläge für Neuansiedlungen – DBU gibt 122.000 Euro

Mehr als ein Viertel aller Farn- und Blütenpflanzen in Deutschland ist vom Aussterben bedroht oder bereits verschwunden. In Niedersachsen und Bremen ist der Anteil gefährdeter Pflanzen mit 40 Prozent besonders hoch. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) unterstützt nun mit 122.000 Euro das Wiederansiedeln ausgewählter Pflanzenarten in fünf verschiedenen Lebensräumen im niedersächsischen und bremischen Weser-Elbe-Gebiet.

„Ein praktischer Leitfaden soll Naturschützern, Wissenschaftlern und Behörden ermöglichen, Artenansprüche und Standortbedingungen im Vorfeld zu vergleichen, um so die Erfolgschancen von Wiedereinbürgerungsversuchen besser abschätzen zu können“, sagte DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde. Vor allem für Pflanzen, deren Samen und Früchte sich nicht durch Winde oder Tiere verbreiteten, sei das Programm von existentieller Bedeutung. Wissenschaftlich begleitet wird es vom Institut für Ökologie der Universität Bremen.

Im Rahmen des Projektes sollen Samen und Jungpflanzen gefährdeter Arten, wie der „Kleine Klappertopf“ und die „Schwarze Teufelskralle“, in der niedersächsischen Geest und den Moor- und Marschlandschaften modellhaft eingesetzt werden, erklärte Martin Diekmann von der Arbeitsgruppe Vegetationsökologie und Naturschutzbiologie der Uni Bremen. Die Biotope, in denen die „Wiedereinbürgerung“ realisiert würde, seien Laubwälder, Feuchtwälder, Feuchtgrünland und Niedermoore, Feuchtheiden und Moore sowie Heiden und Borstgrasrasen in Bremen und Umgebung, vor allem in den Landkreisen Verden und Rotenburg (Wümme). Die Entwicklung der ausgebrachten Samen und Pflanzen solle in den kommenden Jahren regelmäßig überprüft werden.

„Der Zerfall von Lebensräumen durch den Bau von Häusern und Straßen ist ein großes Problem für den langfristigen Erhalt von Pflanzenarten, denn kleiner werdende Habitate sind häufig mit schrumpfenden Populationen verbunden. Hinzu kommt, dass die zunehmende räumliche Isolation das Ausbreiten von Flugsamen erschwert“, erklärte DBU-Naturschutzreferent Dr. Reinhard Stock. Spontane, zufällige Neuansiedlungen reichten längst nicht mehr aus, um die Pflanzenvielfalt langfristig sicherzustellen, zu groß sei die Aussterberate. Gezielte Einbringungsversuche wie das DBU-geförderte „Wiedereinbürgerungsprogramm“ der Uni Bremen in Deutschland seien daher wichtig und unterstützenswert.

Auch die Frage, wie erfolgreich bisherige Ansiedlungsprojekte waren, solle im Projekt untersucht werden, sagte Diekmann. Darauf aufbauend werde eine Methodik entwickelt, die Standortbedingungen und Artenansprüche besser vergleichbar mache. Vor allem die vor Ort herrschenden Lichtverhältnisse sowie die Feuchtigkeit und der Nährstoffgehalt des Bodens müssten berücksichtigt werden. Im Anschluss werde ein praktischer Leitfaden formuliert, der neue Ansiedlungsvorhaben zielorientierter gestalte. Dieser ergänze die 1982 von der Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege entwickelten Richtlinien zum Ausbringen von Wildpflanzen und solle international zugänglich gemacht werden.

Media Contact

Franz-Georg Elpers DBU

Weitere Informationen:

http://www.dbu.de

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