Du bist, was (und wo) du isst – Quecksilberkontamination bedroht arktische Füchse
ForscherInnen des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), der Moscow State University und der University of Iceland veröffentlichten ihre Ergebnisse im wissenschaftlichen Online-Journal PLOS ONE.
Quecksilber wird in der Regel entlang der Nahrungskette übertragen. Das internationale Forscherteam untersuchte die Hauptnahrungsquellen arktischer Füchse und ermittelte die in der Beute vorhandenen Quecksilberkonzentrationen.
Das Team verglich drei Fuchspopulationen in verschiedenen Umgebungen.
Die Füchse auf der kleinen russischen Kommandeurinsel Mednyi ernährten sich fast ausschließlich von Meeresvögeln und nur selten von Robbenkadavern. Die Hauptnahrungsquelle der an den Küsten Islands lebenden Füchse waren Seevögel. Arktische Füchse, die weiter im Inselzentrum von Island lebten, ernährten sich von Landvögeln und Nagetieren.
In allen drei Gebieten traten verschiedene Mengen an Quecksilber in den Beutetieren auf. Arktische Füchse in küstennahen Regionen von Island und auf Mednyi wiesen sehr hohe Quecksilberkonzentrationen in ihren Körpern auf.
Was bedeutet das für die Füchse?
Mittels Hautproben von arktischen Füchsen aus Beständen von Museen der Kommandeurinseln konnten die ForscherInnen beweisen, dass die Füchse schon seit langer Zeit unter einer Belastung durch Quecksilber litten. Sie bestätigten, dass die Quelle der Kontaminierung in der Nahrung der Füchse lag. Die WissenschaftlerInnen fanden sehr hohe Quecksilberwerte sowohl in Seevögeln als auch in Robben.
Die im Landesinnern von Island lebenden Populationen des arktischen Fuchses hatten sehr niedrige Quecksilbermengen im Körper. Demzufolge half ihr Lebensraum im Inselzentrum, sich vor einer hohen Quecksilberbelastung zu schützen – so bestand ihre Nahrung aus Landvögeln und Nagetieren, anstelle von Beutetieren, die sich aus dem Meer ernähren. Zu hohe Quecksilberkonzentrationen können negative Auswirkungen auf Gesundheit und Populationsentwicklung haben.
Die arktischen Füchse auf der kleinen Insel Mednyi haben keine Alternative zu quecksilberhaltigen Nahrungsquellen. Sie erlitten phasenweise einen enormen Populationsrückgang und obwohl die Populationsgröße zurzeit stabil ist, ist sie sehr klein. Insbesondere junge arktische Füchse weisen hohe Sterblichkeitsraten auf. Die gesamte bestehende Population ist gekennzeichnet durch ein geringes Körpergewicht und ihr Fell befindet sich in einem schlechten Zustand.
„Als wir mit diesem Projekt begannen, dachten wir, dass ein neuer Krankheitserreger den schlechten Zustand der Füchse und die hohe Sterblichkeit erklären würde, aber nach umfangreichem Screening fanden wir nichts dergleichen “, sagt IZW-Forscher Alex Greenwood, Leiter der Studie. Also musste es eine andere Ursache für die schlechte Verfassung der arktischen Fuchspopulation geben.
„Wir vermuteten Quecksilber, da es in hoher Konzentration bereits in anderen arktischen Wirbeltieren aufgetreten war und es bekannt ist, dass eine Quecksilbervergiftung die Sterblichkeit von Säugetieren erhöht. Da Quecksilber negative Auswirkungen auf das gesamte Gesundheitssystem und insbesondere auf Jungtiere haben kann, wollten wir herausfinden, ob die Quecksilberbelastung abhängig von der Nahrungsökologie ist und daher der entscheidende Faktor für den Rückgang der Populationsgröße auf Mednyi war“, kommentiert Gabriele Treu vom IZW.
Es zeigte sich, dass hohe Quecksilberkonzentrationen einen engen Zusammenhang mit der Nahrungsökologie und der geografischen Verbreitung von arktischen Füchsen haben.
Hinsichtlich der Arterhaltung und der langfristigen Gesundheit arktischer Fleischfresser muss die weitere Quecksilberverschmutzung gestoppt werden.
Publikation:
Bocharova N, Treu G, Czirják GÁ, Krone O, Stefanski V, Wibbelt G, Unnsteinsdóttir ER, Hersteinsson P, Schares G, Doronina L, Goltsman M, Greenwood AD (2013): Correlates between feeding ecology and mercury levels in historical and modern arctic foxes (Vulpes lagopus). PLOS ONE 8(5): e60879. doi:10.1371/journal.pone.0060879
Kontakt:
Gabor Á Czirják; (030) 51 68 214; czirjak@izw-berlin.de
Alex Greenwood: (030) 51 68 511; greenwood@izw-berlin.de
Steven Seet; (0177) 857 26 73; seet@izw-berlin.de
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