Herausforderungen für die ‚Biologische Vielfalt post 2010’

Bereits jetzt steht fest, dass wir das 2010-Ziel,
den Verlust an biologischer Vielfalt zu stoppen, nicht erreichen werden. Um dennoch den anhaltenden Biodiversitätsverlust einzudämmen ist es umso wichtiger, die richtigen Weichenstellungen für die Zeit „post 2010“ vorzunehmen. Hier sollte künftig vermehrtes Augenmerk auf die Integration von Anforderungen des Natur- und Landschaftsschutzes in die Siedlungspolitik und -entwicklung, die Reduzierung der Flächeninanspruchnahme für Siedlung und Verkehr, die Wiedervernetzung von Lebensräumen und den naturverträglichen Ausbau erneuerbarer Energien gelegt werden. Darin waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der heutigen Fachtagung zum Thema „Biologische Vielfalt post 2010 – Ist die Zukunft noch planbar?“, die das Bundesamt für Naturschutz (BfN) in Leipzig veranstaltete, einig. Anlass für die Veranstaltung war das Jubiläum der BfN-Außenstelle Leipzig, die heute vor 15 Jahren ihren Dienstsitz in der Karl-Liebknecht-Straße in Leipzig bezog. Ausgehend von aktuellen Arbeitsschwerpunkten der Außenstelle diskutierten nationale und internationale Fachleute aus Verwaltung, Wissenschaft und Praxis über künftige Herausforderungen an den Schnittstellen von Naturschutz und Naturnutzung.

„Die genannten Themen sind alles echte Brennpunkte, die der Naturschutz heute und in der Zukunft zu bewältigen hat. Nach der von uns im letzten Jahr vorgelegten Roten Liste der Wirbeltiere sind 43 % der darin erfassten Arten als bestandsgefährdet einzustufen, das gleiche gilt für 72,5 % der Lebensräume. Wichtige Gefährdungsursachen sind neben der intensiven Flächennutzung in der Land- und Forstwirtschaft die mit ca. 104 ha pro Tag anhaltend hohe Flächeninanspruchnahme für Siedlung und Verkehr sowie die Zerschneidung von Lebensräumen durch Infrastrukturmaßnahmen. Darüber hinaus muss es uns ein zentrales Anliegen sein, den notwendigen Ausbau der Erneuerbaren Energien möglichst naturverträglich zu gestalten, nicht nur aus ökologischen Gründen, sondern auch um der Akzeptanz in der Bevölkerung willen“ sagte Prof. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), bei der Fachtagung.

„Mit unserer Arbeit und unseren Themen sind wir täglich in sehr engem Kontakt mit den unterschiedlichen Landnutzern und Vorhabenträgern, die mit ihren Vorhaben und Planungen entscheidend die Landschaftsentwicklung beeinflussen. Naturschutz wird aber nur dann erfolgreich sein, wenn es gelingt, die Anforderungen von Naturschutz und Landschaftspflege in alle diese Bereiche nachhaltig zu integrieren. Aber auch die Projektträger sind gefordert, bei Planungen und Projekten frühzeitig ihre Hausaufgaben zu machen: Viele Reibungsverluste lassen sich vermeiden, wenn Biodiversitätsaspekte bei anstehenden Genehmigungen rechtzeitig und angemessen berücksichtigt werden“, erläuterte der Leiter der BfN-Außenstelle Leipzig, Matthias Herbert.

Der Erhalt und die Entwicklung der biologischen Vielfalt sind dabei nicht nur bei Einzelentscheidungen zu beachten, etwa wenn es darum geht Projekte wie einzelne Bauvorhaben möglichst naturverträglich zu gestalten. Wichtig sind darüber hinaus ganzheitliche räumliche Strategien, Konzepten und Planungen, um vorausschauend einen Rahmen für künftige Landschaftsentwicklungen zu setzen. Dazu gehören etwa die Integration von Naturschutzbelangen in die Planung und Ausgestaltung von Verkehrswegen, für die die vom BfN für das anstehende Bundesprogramm Wiedervernetzung landesweit erarbeiteten fachlichen Grundlagen die Basis bilden, sowie die Berücksichtigung ökologischer Aspekte bei Ausbaukonzepten für Erneuerbare Energien. Hier warten auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BfN-Außenstelle in Leipzig für die Zukunft noch zahlreiche anspruchsvolle wie spannende Aufgaben und Herausforderungen, die neben ökologischem Fachwissen auch strategische Fähigkeiten und Geschick im Umgang mit verschiedenen Nutzerinteressen erfordern.

Media Contact

Franz August idw

Weitere Informationen:

http://www.bfn.de

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