Forschungsprojekt BACOSA II zielt auf Verbesserung der Wasserqualität an der Küste

Die dichte Unterwasservegetation der Boddengewässer bietet Kleintieren und Kleinfischen Schutz vor größeren Fischen. – Foto: Dr. Sven Dahlke

Das BMBF-Verbundprojekt BACOSA II wird von den Universitäten Rostock http://www.oekologie.uni-rostock.de/forschung/bacosa/, Greifswald http://www.mnf.uni-greifswald.de/institute/fr-biologie/institute-und-forschung/biologische-station-hiddensee/forschung/gewaesseroekologie.html und Kiel http://www.ecosystem-management.uni-kiel.de/research/projects/bacosa realisiert. Dafür stellt das Bundesministerium für Bildung und Forschung rund 1 Million Euro bereit.

Die Vegetation der ausgedehnten Flachwasserbereiche entlang der Ostseeküste ist ein wichtiger Ökosystemdienstleister: Sie filtert vom Land eingetragene Nährstoffe und reguliert den Sedimenttransport. Speisefische finden hier ihre Nahrung und Rückzugsgebiete. Was gesunde Ökosysteme den Menschen bieten, ist bisher jedoch kaum bewertet worden.

Innerhalb der ersten Projektphase von BACOSA http://www.deutsche-kuestenforschung.de/bacosa.html wurden von 2013 bis 2016 Stoffflüsse in diesen Ökosystemen detailliert analysiert. Die Biologische Station untersuchte dabei Nährstoffe, Schwebstoffe, Phytoplankton und Zooplankton in und außerhalb von Unterwasservegetation, um Zusammenhänge zwischen diesen Parametern und eine mögliche Rückkopplung zwischen Vegetation und Umgebung zu klären.

Im Ergebnis wurde festgestellt, dass sich die äußeren Boddengewässer wie zum Beispiel vor Hiddensee durch klares Wasser und ein „intaktes“ Nahrungsnetz auszeichnen. Dagegen sind küstennahe Flachwasserökosysteme wie der Greifswalder Bodden und die Darß-Zingster Boddenkette heute, Jahrzehnte nach der starken Reduzierung der externen Nährstoffbelastung, immer noch durch trübes Wasser mit hohen Dichten von Phytoplankton, schwebende Algen, gekennzeichnet. Im Verhältnis dazu sind die Dichten von Zooplankton, dem „Fressfeind“ des Phytoplanktons, erstaunlich gering, obwohl für diese Tierchen, in den Boddengewässern vor allem durch Ruderfußkrebse vertreten, also eigentlich genügend Nahrung vorhanden ist. Schlechte Nahrungsqualität des Phytoplanktons ist eine denkbare Erklärung für diese Diskrepanz. Die Haupthypothese ist jedoch, dass das Zooplankton selbst einem hohen Fraßdruck ausgesetzt ist.

Innerhalb der zweiten Projektphase von BACOSA wird die Biologische Station Hiddensee http://www.mnf.uni-greifswald.de/institute/fr-biologie/institute-und-forschung/biologische-station-hiddensee.html (Lehrstuhl Experimentelle Pflanzenökologie, Institut für Botanik und Landschaftsökologie der Universität Greifswald) die Beziehungen in der Nahrungskette in Flachwasserbereichen entlang der deutschen Ostseeküste erforschen.

Während größere, vor allem kommerziell bedeutsame Fische regelmäßig untersucht werden, ist die Datenlage zum „mittleren“ Bereich des Nahrungsnetzes für die gesamte deutsche Ostseeküste erstaunlich spärlich. Zu diesem Bereich gehören Kleinfische und verschiedene, vor allem krebsartige Kleintiere, die als Räuber für Zooplankton infrage kommen. Hierzu zählt unter anderem der in die Ostsee eingewanderte Kleinkrebs Neomysis.

In der zweiten Projektphase sollen nun Datenlücken geschlossen werden. Parallel dazu wird die Rolle der Unterwasservegetation als mögliches Refugium für Zooplankton und/oder deren Räuber untersucht. Die Ergebnisse sollen mögliche „Stellschrauben“ des Ökosystems identifizieren und schließlich in Managementmaßnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität entlang der Küste einfließen.

Dafür wurde eine Post-Doc-Stelle für einen Zeitraum von drei Jahren bewilligt. Bereits vorhandene Daten werden zusammengestellt und aufbereitet. Freilanduntersuchungen sollen die Kenntnislücken der Beziehungen zwischen Phytoplankton und Zooplankton auf der einen Seite und den „Top-Prädatoren“, v.a. Fischen, auf der anderen Seite schließen. Dazu werden in mehreren ausgewählten Untersuchungsgebieten neben verschiedenen Umweltparametern Unterwasservegetation, Phyto- und Zooplankton, Kleinfische und Kleintiere parallel quantifiziert und analysiert.

Weitere Informationen:
Das Gesamtprojekt BACOSA II umfasst eine gute Million Euro
Projektnummer: Förderkennzeichen 03F0665C

Bildunterschriften:
Foto 1 – Die dichte Unterwasservegetation der Boddengewässer bietet Kleintieren und Kleinfischen Schutz vor größeren Fischen. – Foto: Dr. Sven Dahlke
Foto 2 – Der Dreistachlige Stichling ist in flachen Küstengewässern überall verbreitet. Über seine Rolle im Nah-rungsnetz ist erstaunlich wenig bekannt. – Foto: Dr. Sven Dahlke
Foto 3 – Forschungstaucher und Masterstudent Anton Bühler taucht mit eingesammelten Pflanzenproben im Vitter Bodden auf. – Foto: Dr. Mia Bengtsson
Die Fotos können für redaktionelle Zwecke im Zusammenhang mit dieser Medieninformation kostenlos heruntergeladen und genutzt werden. Dabei ist der Name des Bildautors zu nennen. Download http://www.uni-greifswald.de/informieren/pressestelle/pressefotos/medienfotos-2016/medienfotos-april-2016.html

Ansprechpartnerin an der Universität Greifswald
Leiterin der Biologischen Station Hiddensee
PD Dr. Irmgard Blindow
Biologenweg 15, 18565 Kloster
Telefon 038300 50251
blindi@uni-greifswald.de

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Jan Meßerschmidt idw - Informationsdienst Wissenschaft

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