Die Flachkopfkatze: Ein weiteres Opfer der Zerstörung der tropischen Regenwälder

Die Flachkopfkatze hat Schwimmhäute an ihren Pfoten und ist eine der kleinsten Raubkatzenarten. Foto: Andreas Wilting <br>

Fast 70 Prozent des Gebietes, das historisch gesehen gute Lebensräume für die Flachkopfkatze (Prionailurus planiceps) bot, ist bereits in Plantagen, z. B. für die Produktion von Palmöl, umgewandelt worden.

Schlimmer noch ist der Fakt, dass die verbleibenden Lebensräume der seltenen Raubkatze hochgradig zersplittert sind. Nur 16 Prozent der für die Wildkatze verbleibenden Habitate stehen unter vollständigem Schutz nach den Richtlinien der Internationalen Naturschutzorganisation IUCN. Das liegt daran, dass sich die meisten Nationalparks in Südostasien im Hochland befinden, in Regionen in denen die Flachkopfkatze mit ihrer Spezialisierung auf Flachlandregenwälder und sumpfige Torfwälder nicht überleben kann.

Diese Forschungsergebnisse, publiziert in der online Fachzeitschrift „Public Library of Science (PLoS) ONE“, wurden von einem internationalen Team von Wissenschaftlern unter der Leitung von Andreas Wilting aus dem Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in Berlin erarbeitet.

Die Flachkopfkatze, mit nur 1,5 bis 2,0 Kilogramm eine der kleinsten Raubkatzenarten, hat Schwimmhäute an ihren Pfoten, was als eine einzigartige Anpassung zur Jagd von Fischen und Krabben in Sumpfgebieten gilt. Sie ist eine der seltensten Wildkatzenarten und aufgrund ihrer zurückgezogenen Lebensweise ist bis heute fast nichts über sie bekannt. Sie kommt nur in tropischen Flachlandregenwäldern in Südthailand, West- und Ost-Malaysia, Brunei und Indonesien (Kalimantan und Sumatra) vor.

„Wir haben versucht, alle vereinzelten Informationen über diese seltene Wildkatzenart zusammenzutragen. Das hat uns gezeigt, dass sie ausschließlich in Flachlandregenwäldern, sumpfigen Torfwäldern oder Mangroven in der Nähe von Süßwasserquellen vorkommt. Mit den gesammelten Daten haben wir ein Computermodell entwickelt, um die historische und heutige Verteilung vorherzusagen. Als nächste Schritte für den erfolgreichen Schutz der Flachkopfkatze müssen wir mehr Informationen über ihre Ökologie sammeln, und vor allem die verbleibenden Lebensräume (Habitate) schützen. Aus diesem Grund haben wir anhand unseres Computermodells 19 zentrale Gebiete bestimmt, die für das Überleben dieser Art von besonders großer Wichtigkeit sind“, sagt Andreas Wilting vom IZW.

Die Tropen Südostasiens vereinigen zwei Superlative: die höchste Arten-Diversität und die höchste Abholzungsrate von Regenwäldern weltweit. Der Schutz dieser Lebensräume ist grundlegend für den Fortbestand der Artenvielfalt (Biodiveristät) auf dieser Welt.

Wilting hofft, dass die charismatische Flachkopfkatze als Flaggschiff-Art dienen kann, als Botschafterin für den Schutz der hoch bedrohten Flachlandregionen und Sumpfwälder Südostasiens. Außerdem könnte sie mit ihrer Spezialisierung auf Feuchtgebiete ein Symbol für die Renaturierung von Flüssen und der anliegenden Wälder werden. Die Flachkopfkatze steht hier stellvertretend für eine Gruppe von bedrohten Tierarten, die auf diese Flachland-Feuchtgebietslebensräume angewiesen sind, wie z. B. die seltene Otterzivette oder der hoch bedrohte Haarnasenotter.

„Das Überleben dieser Arten und Lebensräume hängt von sofortigen Naturschutzmaßnahmen ab. Was jetzt gebraucht wird, ist die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft bestehend aus Regierungen, unabhängigen Organisationen und lokalen Interessengruppen. Nur mit gemeinsamer Anstrengung können die extrem bedrohte Flachkopfkatze und viele weitere bedrohte Raubtiere in der Region erhalten werden“, so Wilting.

Quelle:
Andreas Wilting, Anna Cord, Andrew J. Hearn, Deike Hesse, Azlan Mohamed, Carl Traeholdt, Susan M. Cheyne, Sunarto Sunarto, Mohd-Azlan Jayasilan, Joanna Ross, Aurélie C. Shapiro, Anthony Sebastian, Stefan Dech, Christine Breitenmoser, Jim Sanderson, J. W. Duckworth, Heribert Hofer: Modelling the species distribution of flat-headed cats (Prionailurus planiceps), an endangered South-East Asian small felid. PLoS ONE: (aktiv nach Embargo)

http://dx.plos.org/10.1371/journal.pone.0009612.

Informationen & Fotos:
Leibniz-Institut für Zoo- und Wildttierforschung (IZW)
Im Forschungsverbund Berlin e.V.
Alfred-Kowalke-Str. 17
10315 Berlin
Deutschland
Andreas Wilting, 0049 30 5168 619, wilting@izw-berlin.de
Steven Seet, 0049 30 5168 108, seet@izw-berlin.de

Media Contact

Christine Vollgraf Forschungsverbund Berlin e.V.

Weitere Informationen:

http://www.izw-berlin.de

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