Ein Barcode für die Schlange

Je seltener, desto höher der Marktwert. Um der Welt dessen Auswirkungen vor Augen zu führen, haben die Vereinten Nationen den 3. März zum World Wildlife Day erklärt. Wissenschaftler wie der Reptilien-Experte Dr. Auliya warnen vor den ökologischen Folgen des Handels: „In vielen der ursprünglichen Lebensräumen breiten sich bereits Rattenplagen und Krankheitserreger aus, weil Reptilien als natürliche Jäger und Aasfresser wegfallen.“ Mit einer neuen Technik will er nun helfen, internationale Kontrollen zu verbessern – mit einem Barcode für die Schlange.

Für exklusive Taschen, Schuhe oder Gürtel importiert die europäische Modeindustrie jährlich hunderttausende Reptilienhäute aus Südostasien. Allein knapp 160 000 Netzpython-Häute werden pro Jahr aus Indonesien exportiert. Gleichzeitig werden jährlich wildlebende Pythons und Reptilien im Wert von 31 Mio. Euro gehandelt.

Doch dass die begehrten Arten auch eine wesentliche Bedeutung in ihren Lebensräumen spielen, wird nun zunehmend sichtbar. “Wo der Python als größter natürlicher Jäger fehlt, treten oft bereits echte Rattenplagen auf“, weiß Dr. Mark Auliya vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig von zahlreichen Forschungsreisen nach Südostasien zu berichten.  Vielerorts würden sich die Bauern über Unmengen an Ratten auf den Reisfeldern beklagen, die die Ernte wegfressen. „Es ist absurd, wie oft ich mit Schlangenfängern unterwegs war und links und rechts die Päckchen voller Rattengift lagen“, erzählt Auliya kopfschüttelnd.

Laut Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES-Abkommen, Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) ist der Handel mit Netzpythons zwar legal, unterliegt aber einem bestimmten Genehmigungsverfahren und einer Quotenregelung. Dabei dürfen auch nur so viele Exemplare gehandelt werden, solange die Rolle der Art in ihrem Lebensraum nicht in Gefahr ist. Doch meist weiß keiner genau, aus welchen Regionen und Ländern die exportierten Exemplare genau stammen. Oft genug werden Zertifikate gefälscht oder bei ausgeschöpfter Quote aus Indonesien stammende Häute einfach ins Nachbarland Malaysia geschmuggelt. Will man jedoch den Handel mit Wildressourcen nachhaltig gestalten, muss kontrolliert werden, aus welchem Ökosystem in welcher Zeit wie viele Tiere einer Art entnommen werden.

Wie lässt sich also zweifelsfrei feststellen, welche Tiere aus welcher Region stammen? Dazu wollen Auliya und sein Team den genetischen Fingerabdruck des Erbgutes der Tiere nutzen. Anhand von Gewebeproben aus den Schlangenhäuten wollen sie zunächst herausfinden, wo die genetischen Unterschiede zwischen den einzelnen Populationen auf Sumatra, Borneo, den Molukken und all den anderen Inseln Indonesiens liegen. Dadurch soll es möglich werden, auch optisch gleich aussehende Populationen voneinander unterscheiden zu können. „Wir wollen so jeder Python-Population eine Art Barcode geben, sodass wir dann bei Kontrollen erkennen können, woher ein Exemplar stammt und nicht Gefahr laufen, ganze Inselpopulationen zu verlieren“, erklärt der Reptilien-Experte. In ein paar Jahren könnte der Zoll auf dieser Grundlage genetische Schnelltests durchführen, um die Angaben zur Herkunft zu überprüfen.

„Traurigerweise nimmt Deutschland als Hauptimporteure von lebenden exotischen Reptilien in der EU eine führende Rolle innerhalb des internationalen Reptilienhandels ein“, beklagt Auliya. Doch die Politik scheine die Dringlichkeit schärferer Kontrollen im internationalen Handel mit bedrohten Tierarten zu erkennen. Laut neuem Koalitionsvertrag soll nicht nur der Handel und die private Haltung von exotischen Tieren und Wildtieren nun bundeseinheitlich geregelt werden. Auch Importe von Wildfängen in die EU sollen grundsätzlich verboten und gewerbliche Tierbörsen für exotische Tiere untersagt werden.

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