Mit Dienstleistungsmodellen Rohstoffe einsparen

Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI zeigt, dass durch die Integration von Dienstleistungsmodellen in die Wertschöpfungsprozesse nicht nur Wettbewerbsvorteile realisiert, sondern auch Rohstoffe eingespart werden können.

Dienstleistungsmodelle (DLM) dienen der Lösung kundenspezifischer Probleme. Dabei wird die Verantwortung für bestimmte Prozesse oder Ergebnisse (zum Beispiel die Zweitnutzung von Prozessabfällen) an einen Spezialisten delegiert, wodurch die Unternehmen ihre Aufmerksamkeit stärker auf ihre Kernkompetenzen richten können. Diese Konzentration ermöglicht den Aufbau dauerhafter Wettbewerbsvorteile und führt zu höheren und stabileren Erträgen.

Die Studie „Ressourceneinsparpotenziale durch den Einsatz von Dienstleistungsmodellen in rohstoffnahen Produktionssystemen“ entstand im Rahmen des BMBF- Förderschwerpunkts „Innovative Technologien für Ressourceneffizienz – rohstoffintensive Produktionsprozesse“. Das Fraunhofer ISI befragte Experten aus den Bereichen Stahl- und Metallproduktion, Chemische Industrie/Beschichtung sowie Recycling.

Dabei stellten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fest, dass in Deutschland in den untersuchten Industrien vorrangig klassische Geschäftsmodelle eingesetzt werden, bei denen alle Eigentumsrechte sowie die Verantwortung für alle Produktionsprozesse allein beim produzierenden Unternehmen liegen. Aufgrund der geringen Marktdurchdringung von DLM fehlen Erfahrungen hinsichtlich ihrer Nutzung sowie den einhergehenden Potenzialen. Im Gegensatz zu den klassischen Geschäftsmodellen ist bei DLM eine deutlich höhere Integration und Interaktion mit Prozessen des Kunden erforderlich, im Gegenzug profitieren sowohl Anbieter als auch Kunden von dem Modell.

Risiken sehen die Kunden sowohl in der Abhängigkeit von Anbietern als auch im Verlust von Know-how in teilweise betriebskritischen Verantwortungsbereichen. Nicht zuletzt schrecken einige potenzielle Kunden vor dem organisatorischen Aufwand für die Einrichtung, Planung und Gestaltung der Rahmenbedingungen für DLM zurück.

Die Studie zeigt jedoch, dass DLM wirtschaftlich attraktiv sind und zudem einen Beitrag zur Einsparung von Rohstoffen leisten können, wenn sie an den richtigen Stellen im Prozess integriert werden. Die bislang fehlende Erfahrung mit der Auslegung und Organisation von DLM erfordert eine systematische Herangehensweise an die Thematik. Das Fraunhofer ISI empfiehlt daher, in sechs Schritten vorzugehen:

1. Heutige Situation
In Schulungen oder Workshops lässt sich das grundsätzliche Konzept von DLM vermitteln und die Akzeptanz im Unternehmen fördern. Nach einer internen Ideengenerierung und Sensibilisierung für das Konzept ist ein Austausch zwischen Anbietern und Kunden ratsam, um mögliche DLM zielgerichtet zu diskutieren. Dabei ist zu beachten, dass DLM eine Partnerschaft auf lange Zeit vorsehen und damit die Unterstützung der Geschäftsführung brauchen.
2. Nutzenversprechen
Im zweiten Schritt ist es wichtig, eine Win-win-Situation zu genieren. Kundenseitig bedeutet dies beispielsweise einen umfassenden Kostenvergleich zwischen dem DLM und dem traditionellen Geschäftsmodell. Aspekte wie niedrigere Betriebskosten, längere Nutzungsdauern, höhere Verfügbarkeiten sowie niedrigere Servicekosten sollten dabei den nötigen Investitionskosten gegenübergestellt werden. Der Anbieter sollte insbesondere die angebotene Produktqualitäten und Dienstleistungskomponenten sowie die Kosten offen legen.
3. Ertragsmodelle und Wertschöpfungsarchitekturen
Im dritten Schritt gilt es, das Ertragsmodell und die Wertschöpfungsarchitektur zu konkretisieren und eine Win-win-Situation zwischen Anbieter und Kunde zu beschreiben. Dazu dient vor allem eine ausgewogene Verteilung der Risiken und Ertragschancen.

4. Technische Eigenschaften
Bei der Integration des DLM in die bestehenden Prozesse übernehmen insbesondere die technischen Abteilungen die Aufgabe, dass bestehende Prozesse nicht beeinträchtigt werden und die angedachten Ertragsmodelle und Wertschöpfungsarchitekturen sich umsetzen lassen und gegebenenfalls messbar sind.
5. Bewertung von Alternativen und 6. Auswahl Geschäftsmodell
Im fünften und sechsten Schritt werden die erarbeiteten Alternativen einander gegenübergestellt, und ein DLM wird ausgewählt. Entscheidungskriterien können Quantität und Qualität, Total Cost of Ownership, Abhängigkeit gegenüber einem Geschäftspartner, Nutzung externer Expertise, Know-how-Verlust, Materialeffizienz sowie die nachhaltige Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit sein.

Den Ergebnissen der Studie folgend hat das Fraunhofer ISI eine Methode zur Bewertung alternativer DLM entwickelt. Damit können produzierende Unternehmen komplexe Entscheidungssituationen abbilden und unter Nutzung von multikriteriellen Methoden bewerten. Das Ergebnis ist eine Präferenzfolge aller möglichen Alternativen − einschließlich des derzeitigen Geschäftsmodells. Hierzu bietet das Fraunhofer ISI interessierten Unternehmen individuelle Workshops an.

Die Studie „Ressourceneinsparpotenziale durch den Einsatz von Dienstleistungsmodellen in rohstoffnahen Produktionssystemen“ kann unter http://www.r-zwei-innovation.de/_media/V26_Studie_Dienstleistungsmodelle.pdf heruntergeladen werden.

Kontakt:
Anne-Catherine Jung MA
Telefon: +49 721 6809-100
E-Mail: presse@isi.fraunhofer.de
Twitter: @Fraunhofer_KA
Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI analysiert Entstehung und Auswirkungen von Innovationen. Wir erforschen die kurz- und langfristigen Entwicklungen von Innovationsprozessen und die gesellschaftlichen Auswirkungen neuer Technologien und Dienstleistungen. Auf dieser Grundlage stellen wir unseren Auftraggebern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft Handlungsempfehlungen und Perspektiven für wichtige Entscheidungen zur Verfügung. Unsere Expertise liegt in der fundierten wissenschaftlichen Kompetenz sowie einem interdisziplinären und systemischen Forschungsansatz.

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