DDT in den Alpen – Hohe Insektizidbelastung überrascht

Erstmals wurde im Rahmen des von der EU geförderten Projekts MONARPOP (Monitoring Network in the Alpine Region for Persistent Organic Pollutants) die regionale und höhenmäßige Belastungsverteilung mit schwer abbaubaren organischen Schadstoffen (POP) in den Alpen untersucht.

Dazu griffen die Forscher auf teils weltweit völlig neue Methoden zurück. Die Ergebnisse haben zum Teil bisher unbekannte Erkenntnisse zutage gebracht und zeigen damit die internationale Dimension der Belastung mit POPs.

„Insgesamt nahmen am Projekt 13 Partner aus Deutschland, Italien, Schweiz, Slowenien und Österreich teil“, so Forschungsleiter Peter Weiss vom Umweltbundesamt im pressetext-Interview. „Natürlich haben wir erwartet, schädliche Substanzen zu finden, aber die Forschungsergebnisse weisen zum Teil doch einige Überraschungen auf.“ Von manchen Substanzen wie etwa Dioxinen fanden die Wissenschaftler deutlich weniger als etwa vor zehn Jahren.

„Eine große Überraschung war jedoch die immer noch relativ hohe Belastung mit dem seit Jahrzehnten in Europa verbotenen DDT.“ Die Kälte der hochgelegenen Alpengebiete sorgt dafür, dass sich diese Schadstoffe dort besonders anreichern. Erstmalig wurden etwa Chlorparaffine in den Pflanzenproben analysiert und auch nachgewiesen.

„Dennoch kann man deutlich sagen, dass die Alpen nicht den Charakter eines kontaminierten Landstrichs aufweisen“, meint Weiss. Die Alpen bilden eine Barriere bei der Verfrachtung von Luftschadstoffen. Mit den Luftmassen werden auch POPs, die in weit entfernten Gebieten – sogar anderen Kontinenten – emittiert wurden, in die Alpen transportiert und lagern sich dort aufgrund dieser Barrierewirkung ab. „In diesem Zusammenhang gibt es sehr interessante Verteilungen der POPs, je nachdem, ob sie eher in gasförmigen oder in partikelförmigem Zustand in der Luft vorkommen“, betont Weiss. „Partikelförmige Dioxinvertreter wurden etwa in höherem Anteil in Randlagen gefunden als in zentralalpinen Regionen. Offenbar werden sie dort stärker deponiert als in zentralen Lagen, die höhere Anteile bei gasförmigen Vertretern aufweisen.“

„POPs entfalten ihre schädliche Wirkung auch in geringen Konzentrationen und stehen aufgrund ihrer Langlebigkeit, Giftigkeit und Anreicherung entlang von Nahrungsketten im Blickfeld der internationalen Staatengemeinschaft“, erklärt der Forscher. Dazu gehöre etwa DDT mit höheren Konzentrationen in höheren Lagen. „Höhere Konzentrationen an den tiefstgelegenen Standorten bzw. in mittleren Höhen bei anderen untersuchten POPs lassen aber auch den Einfluss regionaler bzw. lokaler Ursachen wie etwa Hausbrand oder Verkehr sowie den Einfluss von den in den Alpentälern häufig auftretenden Temperaturinversionen vermuten.“

Für das Forschungsprojekt MONARPOP wurden an 40 entlegenen Waldstandorten und sieben Höhengradienten Pflanzen- und Bodenproben, an drei Berggipfeln Luft- und Depositionsproben gewonnen und passive Luftsammler exponiert. Die Forscher untersuchten die Proben auf rund 30 Substanzen. Neu entwickelt wurde zudem auch die Art der Probenahme, die getrennt nach Herkunftsregionen der ankommenden Luftmassen gezogen wurden.

„Damit kann nachgewiesen werden, dass während einzelner Sammelperioden Luftmassen aus der jeweils gleichen Herkunftsregion höhere Schadstoffkonzentrationen an den drei Berggipfeln verursachten“, so Weiss. Die für die kommenden Jahre gesicherte Fortführung dieser Messungen werde es ermöglichen, Trends zu identifizieren, erklärt der Forschungsleiter abschließend im pressetext-Gespräch.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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