Charakter der historischen Wein-Welt soll bewahrt werden

Gemeinsam mit der schweizerischen Bristol-Stiftung, dem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald und dem Regierungspräsidium Freiburg fördert sie Projekte des Instituts für Landespflege der Universität Freiburg.

Ihr Ziel: Sie sollen historische Weinbau-Kulturlandschaften in Baden-Württemberg und dem schweizer Kanton Wallis erhalten. Das Besondere ist hier auch das bürgerschaftliche Engagement: die Anwohner und Winzer krempeln die Ärmel hoch, um etwa alte Weinbergmauern zu sanieren. Insgesamt gibt die DBU rund 344.000 Euro.

In den steilen Rebhängen Süddeutschlands findet sich für Denkmal- und Naturschützer ein regelrechter Fundus an Überlieferungen landwirtschaftlicher Nutzung und Geschichte des Weinbaus, schwärmt Franz Höchtl von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Für zahlreiche und oft seltene Tier- und Pflanzenarten böten die vielen Mauerritzen in den Weinbergen einen idealen Lebensraum. Seit 2002 reihen sich deutsche Weinbergterrassen auch in das UNESCO-Weltkulturerbe ein.

Diese Reben seien jedoch größtenteils nur zu Fuß und mit viel Handarbeit zu bewirtschaften. Ihre Besitzer müssten sich mit hohen Kosten und anstrengender Instandhaltung auseinandersetzen. Die Gefahr: brachliegende Flächen, die verfallen und radikale Flurneuordnungen für ertragreichere Ernten. „Die noch erhaltenen und stark gefährdeten historischen Flächen müssen in ihrem Bestand gesichert werden“, fordert Höchtl.

Für die Rebterrassen im württembergischen Roßwag, den Schlossberg von Neuweier, den Weinbergen von Salgesch in der Schweiz, dem Pulvermächer-Weinberg in Kernen-Stetten und dem Castellberg in Ballrechten-Dottingen sollen nun Wege der Erhaltung gefunden und diese in einem Handbuch veröffentlicht werden. Es wird von der DBU mit rund 224.000 Euro gefördert. Die besondere Bedeutung dieser Kulturlandschaften, die durch den Wein geprägt seien, solle Nutzern und Schützern in Fachvorträgen, Arbeitsgruppen oder in Schulklassen vermittelt und bewusst werden. In Interviews und Analysen wird das Vorhaben auch wissenschaftlich begleitet. „Von den Jugendlichen, also dem Winzernachwuchs, wollen wir beispielsweise auch wissen, wie sie eigentlich zu ihrer Heimatlandschaft stehen und wie sie die Weinberge wahrnehmen“, so Höchtl.

Erstmals solle mit einer softwaregestützten Untersuchung ein so genanntes Kulturlandschaftskataster für die denkmalgeschützten Weinberge erstellt werden. „Darin werden alle denkmalwerten Elemente, wie Lage, Alter, Bauherr, Mauertechnik oder Treppen der Weinberge, erfasst. So können Bedeutung und Erhaltungszustand ermittelt werden“, erklärt Höchtl. „Der Weg für die Erarbeitung eines Leitfadens, der die nachhaltige Entwicklung von Weinbergen ermöglicht, ist dann frei. Er wird voraussichtlich Ende 2010 als Buch zu erhalten sein“, so Höchtl.

Mit weiteren 120.000 Euro fördert die DBU die modellhafte Sanierung historischer Trockenmauern am Castellberg in Ballrechten-Dottingen. Die Jahrhunderte alten Trockenmauern und Treppen am Berg sind das Markenzeichen der rund 2000-köpfigen Gemeinde im Markgräflerland südlich von Freiburg. „Leider setzen der Efeu, die Erosion an den steilen Hängen und die zunehmende Nutzungsaufgabe dem Gesamtensemble sehr zu“, weiß der Sprecher des Arbeitskreises Natur und Umwelt, Werner Bußmann. Wurzeln in und auf den Mauern sowie Frost sprengten regelrecht das Gestein oder beulten die Mauern aus.

Bisherige Aktionen zur Rettung der Weinbergmauern seien wegen der hohen Kosten und der unterschiedlichen Flächeneigner verworfen worden. „Aber seit letztem Jahr findet endlich eine konzertierte Aktion statt“, freut sich Bürgermeister Bernd Gassenschmidt. Mit einem neuen Spezial-Verfahren würden an den Weinbergmauern und -treppen alte Fugenfüllung herausgespült, Beulen und einzelne Steine hydraulisch wieder eingedrückt und verbleibende Hohlräume verdichtet werden. Eine in sich stabile und einheitliche Mauer entstehe. Noch in diesem Jahr, nach der Traubenlese, soll der Hauptsanierungsabschnitt beginnen, bei dem die gesamte Gemeinde mit anpackt.

„Das Verfahren erlaubt den Verzicht auf Zement und erhält das natürliche Bild der Mauer“, erklärt Peter Jenne. Der freie Garten- und Landschaftsarchitekt leitet die Baumaßnahmen an der zehn Hektar großen Weinbergfläche. „Diese Vorhaben könnten zu einem übertragbaren und wahrnehmbaren Modell für die Bewahrung eines charakteristischen Elements unseres nationalen und europäischen Kultur- und Naturerbes führen“, schätzt der Generalsekretär der DBU, Dr. Fritz Brickwedde, die Projekte ein.

Media Contact

Franz-Georg Elpers idw

Weitere Informationen:

http://www.dbu.de

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