Der Klimawandel vor Gericht

Wie soll es da erst Schülern gehen? Das Institut für Didaktik der Naturwissenschaften der Universität Bremen und die Institute für Biologie- und Chemiedidaktik der Universität Oldenburg entwickeln ein neues Bildungskonzept. Mit Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) werden in den nächsten drei Jahren an etwa 15 Schulen in Bremen und Niedersachsen Planspiele entwickelt, in denen Schüler realitätsnahe Situationen in Form einer Gerichtsverhandlung, einer Ausschusssitzung oder einer Podiumsdiskussion nachspielen sollen.

„Die Jugendlichen können so die öffentliche Klimadebatte nachvollziehen und die ökologischen und ökonomischen Folgen umweltpolitischer Entscheidungen abschätzen lernen“, betont DBU-Generalsekretär Dr. Fritz Brickwedde. Globale Umweltprobleme wie der Klimawandel seien mit lokalem Denken und Handeln des Einzelnen untrennbar verbunden. Jeder könne seine Macht als Verbraucher nutzen und durch sein Kaufverhalten Probleme wie Erderwärmung, Umweltzerstörung und Hunger in der Dritten Welt beeinflussen. Vor allem Jugendliche, denen die Zukunft gehöre, sollten fähig sein, ökologisch bewusst, wirtschaftlich vernünftig und sozial verantwortlich zu handeln.

Das erfordere allerdings, dass sehr komplexe Zusammenhänge auch durchschaut werden können. Was habe das eigene Konsumverhalten schon mit dem Meeresspiegel in Bangladesch zu tun? Schwerer noch: Handlungsoptionen in Zeiten des Klimawandels bewerten zu lernen, heiße auch, die wissenschaftlich erschließbaren und die ethischen Dimensionen des Problems zu unterscheiden und aufeinander beziehen zu lernen.

Die öffentliche Diskussion in den Medien allein könne das Ausmaß und die Auswirkungen des Klimawandels in seiner gesamten Bandbreite allerdings kaum darstellen und die notwendige Bildungsarbeit leisten. Mit einem Planspiel ließen sich die komplexen Probleme aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten. Die Schüler sollten sich auf einen konkreten „Streitfall“ einigen, den sie aus verschiedenen Standpunkten heraus diskutieren sollen. Sie nähmen unterschiedliche Rollen ein und sollten erkennen, dass etwa der Betreiber einer Fluggesellschaft eine Situation anders beurteilt als der Präsident eines Naturschutzverbandes.

Die Mitarbeiter der Universitäten Bremen und Oldenburg wollten in der Umweltbildung echte Pionierarbeit leisten. Vorgesehen sei, die naturwissenschaftlichen Unterrichtsfächer Biologie, Physik und Chemie mit dem gesellschaftswissenschaftlichen Fach Politik zu verknüpfen. Brickwedde: „Die Verbindung so vieler unterschiedlicher Schulfächer ist bisher einzigartig. Die Jugendlichen schärfen ihr Urteilsvermögen und werden gleichzeitig für den Klimawandel sensibilisiert.“ Das Projekt soll auch auf außerschulische Umweltbildungszentren übertragen werden. So könnten in einem Wattenmeerhaus beispielsweise der Küstenschutz und die Artenvielfalt im Wattenmeer in die Umweltdebatte einbezogen werden.

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Franz-Georg Elpers idw

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