Klimaerwärmung: Tropen weiten sich aus

Die tropischen Regionen weiten sich jüngsten Studien zufolge immer weiter aus. Nun warnen Wissenschaftler ernsthaft vor den Folgen dieser Entwicklung, denn vielerorts wird dadurch die Nahrungsmittelsicherheit nicht mehr gegeben sein, berichtet BBC-Online. Zudem wächst international der Druck auf die tropischen Waldregionen, die ihrerseits nicht in die Klimaberechnungen miteinbezogen werden.

Seit 1979 hat sich der Tropengürtel zwischen zwei und 4,8 Grad geografischer Breite ausgedehnt, wie Wissenschaftler um Dian J. Seidel vom NOAA Air Resources Laboratory in Silver Spring, Maryland, in der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature Geoscience berichten. Beweise für diese Annahmen liefern Satellitenbilder. „Die äußeren Ränder des tropischen Gürtels sind auch die Grenzen der subtropischen Trockenzonen. Ihre Verschiebungen zu den Polen könnte zu schwerwiegenden Veränderungen in den Ökosystemen und damit auch für die menschliche Besiedlung führen“, schlussfolgern die Forscher. Die Folgen wären dramatisch, denn zwischen 75 und 250 Mio. Menschen in Afrika würden 2020 deutlich weniger Wasser zur Verfügung haben. Die Niederschläge könnten sich in manchen Regionen des Kontinents um 50 Prozent verringern. Betroffen wären aber auch Süd- und Südostasien.

Geografen bezeichnen den Gürtel zwischen 23,5 nördlicher und 23,5 südlicher Breite als die Tropen. Für Klimaforscher sind die Tropen durch verschiedene andere Merkmale wie etwa den so genannten Hadley-Zellen, einem Zirkulationsmuster innerhalb der Troposphäre, gekennzeichnet. „Die Tropen sind jene Zone, wo die innertropische Konvergenzzone hinreicht“, erklärt der Klimaforscher Herbert Formayer vom Institut für Meteorologie an der Universität für Bodenkultur in Wien im pressetext-Interview. Die Diskussion um eine solche Verschiebung der Klimazonen sei nicht neu. „Zahlreiche Studien weisen daraufhin, dass sich die Sahelzone weiter ausbreitet“, so der Experte. Einen wesentlichen Einfluss auf das Klima hätten aber auch die großen tropischen Regenwälder. Verschiedene Klimamodelle in Südamerika hätten gezeigt, dass die Waldrodung im Amazonas zu einer deutlichen Abnahme der Niederschläge führt, die sogar eine komplette Austrocknung des Waldes bewirken könnte.

„Über den Bestand der afrikanischen Regenwälder gibt es derzeit relativ wenig Informationen“, so Formayer. Ein Grund sei, dass dies zu wenig erforscht sei. Szenarien gehen davon aus, dass der Bevölkerungsanstieg zu einer Veränderung der Vegetation führen werde. „Der Großteil der dort lebenden Menschen betreibt Subsistenzwirtschaft. Der Druck der Nahrungsmittelproduktion wird sich auf die Waldgebiete negativ auswirken“, meint der Wissenschaftler. Dazu komme noch der Bedarf an Feuerholz. In die aktuelle Klimadebatte müsse, meint Formayer, der Erhalt der Regenwälder unbedingt mit eingebracht werden. Es sei unfair von den Ärmsten zu erwarten, dass sie Regenwälder als Gratis-Leistung erhalten und ihr Land so nicht nutzbar machen. „Es muss ein System etabliert werden, das einen Geldfluss für den Erhalt der für das Weltklima so wichtigen tropischen Wälder garantiert und bei dem alle mitmachen.“ So könne auch eine sichere Versorgung mit Nahrungsmitteln gewährleistet werden.

Im Grunde sei eine nachhaltige Landnutzungsänderung auf der Erde erforderlich. „Ein Wirtschaftssystem, das auf Nachhaltigkeit basiert und langfristig funktioniert“, formuliert Formayer seine Idee für die Klimakonferenz in Bali. Doch dazu müsse man zuerst alle ins Boot holen und sie dazu bringen, dass sie mitmachen.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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