Saubere Lösung aus Bremerhaven

Das „stille Örtchen“ ist für über 2,6 Milliarden Menschen weltweit keine Selbstverständlichkeit. Rund zwei Drittel der Weltbevölkerung haben keinen Zugang zu Trinkwasser oder sanitären Anlagen. Die Folge sind mangelnde Hygiene, ein erhöhtes Gesundheitsrisiko und damit verbunden eine hohe Sterblichkeitsrate, insbesondere unter Kindern. Im EU-Projekt NETSSAF und weiteren Aktivitäten bringen Abwasserexperten des ttz Bremerhaven ihr Wissen ein, um in Westafrika und anderorts flächendeckend Abhilfe zu schaffen. Die Einrichtung nachhaltiger Sanitäranlagen schafft aber nicht nur verbesserte Hygienestandards. Sie hilft auch in Europa dabei, Wasser und Energie zu sparen.

Bremerhaven, Juli 2007. Im Projekt NETSSAF (Network for the development of sustainable approaches for large scale implementation of sanitation in Africa) steht die Verbesserung der Kooperation zwischen Experten für Abwassertechnik und Verantwortlichen in den Zielländern im Mittelpunkt. „Wir wollen nicht nur die Lebens- und Hygienebedingungen verbessern. Es geht außerdem darum, Exkremente als wertvolle Ressource zu betrachten und diese zum Beispiel als Dünger einzusetzen“, erläutert Leonellha Barreto vom ttz Bremerhaven. Gemeinsam mit Mirko Hänel leitet sie das zweieinhalbjährige Koordinationsprojekt. Besonders wertvoll als Dünger ist der Urin, welcher in den ökologischen Toiletten separiert wird. Die Wasserersparnis der nachhaltigen Sanitäranlagen ist enorm. In besonders wasserarmen Regionen werden fast ausschließlich Trockentoiletten eingesetzt.

Im Projekt NETSSAF geht es darum, die Verantwortlichen in Afrika und Asien auf kommunaler und nationaler Ebene zu informieren und entsprechendes Know-how zur kosteneffizienten und lokal angepassten Einrichtung von Sanitäranlagen weiterzugeben. „Der Bedarf ist enorm, derzeit müssen noch 40 Prozent der Weltbevölkerung ohne Toiletten auskommen. Gemeinsam mit der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) und weiteren Institutionen arbeiten wir in verschiedenen Projekten daran, die so genannten Millennium Ziele der Vereinten Nationen (UN) zu erreichen. Diese beinhalten unter anderem, die Anzahl der Menschen, die weltweit keinen Zugang zu Toiletten haben, bis 2010 zu halbieren“, erläutert Hänel.

Das Ziel dieser Koordinierungsmaßnahme ist der Aufbau einer länder- und fachübergreifenden Interessengruppe von subsaharischen und europäischen Experten für die nachhaltige Entwicklung von Sanitäranlagen. Die Projektpartner wollen so die internationale Zusammenarbeit zwischen Forschungsinstitutionen, Verbänden und Universitäten einerseits sowie Gesellschafts- und Regierungsinteressengruppen andererseits fördern. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf den westafrikanischen Ländern.

Ergebnisse von NETSSAF werden eine beständige Plattform für Experten und Forschung im Sanitärsektor und ein Sachverständigennetzwerk sein. Diese dienen dazu, Forschung und Anwendung zu koordinieren. So entsteht eine Vielfalt an innovativen, leicht anwendbaren und wiederholbaren Ansätzen für eine nachhaltige Sanitärentwicklung. Preiswerte Technologien und ein auf der Kommune basierendes Management ermöglichen eine leichte Umsetzung vor Ort, bei der die regionalen Rahmenbedingungen berücksichtigt werden. Das Hauptergebnis wird die Entwicklung einer Anleitung sein, die als Software Verantwortliche bei der Planung und Umsetzung großangelegter Hygienekonzepte unterstützt.

Erst kürzlich trafen sich die Partner von NETSSAF zur Projekthalbzeit in Mali, um sich über die nächsten Schritte im Projekt auszutauschen. In 2008 wird die „International Conference on Sustainable Sanitation in Africa“ krönender Abschluss sein. Auf dieser Konferenz in Burkina Faso werden im September die Projektergebnisse präsentiert. Experten aus Forschung und Praxis diskutieren dort gemeinsam über Hygienekonzepte und deren Entwicklung.

Im nächsten Jahr geht es dann aber nicht nur für die Projektpartner in die heiße Phase: Unter dem Motto „Water for Life“ haben die Vereinten Nationen weltweit das „International Year of Sanitation 2008“ ausgerufen. Politisch Verantwortliche sollen auf die Problematik mangelnder Hygiene und ihre Folgen aufmerksam gemacht werden. Gemeinsam mit weiteren internationalen Organisationen wollen sich Vertreter der UN dafür einsetzen mit der Einrichtung sanitärer Anlagen Leben zu retten und soziale sowie wirtschaftliche Rahmenbedingungen in Entwicklungsländern zu verbessern. Der Appell richtet sich aber auch an europäische Länder. Insbesondere in südeuropäischen Ländern, wie zum Beispiel Spanien, ist eine nachhaltige Nutzung von Trinkwasser in allen Bereichen erforderlich. Die Einrichtung wassersparender Sanitäranlagen ist hierbei besonders wichtig. Auch in Deutschland existieren bereits Pilotprojekte. In diesen von der GTZ initiierten ökologischen Siedlungen sind Komposttoiletten ein zentraler Bestandteil.

Das Projekt NETSSAF wird mit rund1,5 Millionen Euro von der europäischen Kommission gefördert. Es startete im Juni 2006 und läuft bis November 2008. Neben dem ttz Bremerhaven als Koordinator sind folgende Partner an dem Projekt beteiligt: Technische Universität Hamburg-Harburg (Deutschland); CREPA (Burkina Faso), BOATA (Mali); International Water Association (Großbritannien); SLU (Schweden); EAWAG (Schweiz); KNUST University(Ghana); Stockholm Environment Institute (Schweden) und GTZ (Deutschland).

Das ttz Bremerhaven versteht sich als innovativer Forschungsdienstleister und betreibt anwendungsbezogene Forschung und Entwicklung. Unter dem Dach des ttz Bremerhaven arbeitet ein internationales Team ausgewiesener Experten in den Bereichen Lebensmitteltechnologie, Bioverfahrenstechnik, Analytik sowie Wasser-, Energie- und Landschaftsmanagement.

Pressekontakt am ttz Bremerhaven:
Anke Janssen,
ttz Bremerhaven, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
Tel.: 0471 / 4832-121/-124
FAX: 0471 / 4832-129
E-Mail: ajanssen@ttz-bremehaven.de

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