Rothirsch, Igel, Spatz & Co – so werden sie mit dem warmen Winter fertig

Eindeutige Gewinner und Verlierer bei den Wildtieren wird es aufgrund des warmen Winters nicht geben. Aber alle Arten, die jetzt aufgrund der milden Temperaturen ungewöhnliche Entwicklungsvorsprünge haben, sind bei einem verspäteten Wintereinbruch stark gefährdet. Diese Einschätzung vertritt die Deutsche Wildtier Stiftung aufgrund langjähriger Beobachtungen.

„Der normale Rhythmus vieler Tierarten ist kräftig durcheinander gekommen; davon profitieren kurzfristig einige Wildtierarten; andere sind dabei eher die Verlierer“, erklärt Dr. Dieter Martin von der Forschungsstation Klepelshagen der Deutschen Wildtier Stiftung in Mecklenburg-Vorpommern. „Entscheidend ist, wie sich das Klima in den nächsten Jahren entwickelt. Wenn sich die Temperaturen und die Zeitabfolge der Winter dauerhaft ändern, hat das weitreichende Auswirkungen auf die Tierwelt und das natürliche Gleichgewicht in den Lebensräumen“.

Winterschläfer

„Verlierer“ sind alle Wildtiere, die eigentlich Winterschlaf halten. Denn der Winterschlaf wird durch die Absenkung der Außentemperaturen eingeleitet. Vor dem Winterschlaf fressen sich diese Tiere ihre Fettreserven an, um den Winter ohne Nahrungsaufnahme überstehen können. Weil sich der Beginn des Winterschlafs verschiebt, sind Igel und Fledermäuse derzeit noch aktiv. Diese Tiere müssen jetzt schon teilweise auf die Energiereserven zurückgreifen, weil sie weniger Nahrung, z.B. Würmer, finden. Sie haben deshalb im Winter weniger Reserven. Auswirkungen können sich im Frühjahr zeigen.

Üblicherweise paaren sich die Winterschläfer, nachdem sie aus ihrem Winterschlaf erwacht sind. Wenn dieser natürliche Rhythmus durcheinander kommt, kann es leicht passieren, dass die Paarung entweder nicht oder viel zu früh stattfindet. Dies würde zu erheblichen Problemen für den Nachwuchs führen, wenn es doch noch einen Kälteeinbruch gibt: die Jungen könnten erfrieren oder verhungern, weil nicht genügend Nahrung zur Verfügung steht.

Schalenwild

„Gewinner“ ist auch das Schalenwild wie z.B. Reh oder Rothirsch, das zur Zeit ausreichend Futter findet und es nicht unter dem Schnee herauskratzen muss.

Singvögel

Überhaupt ist ein möglicher Kälteeinbruch für viele Tiere die größte Gefahr. Einige Singvögel wie Meisen, Drosseln und Spatzen sind bereits wieder in Brutstimmung und suchen nach Nistmöglichkeiten. Ihre Gelege erfrieren aber, wenn doch noch ein kalter Winter kommt.

Greifvögel

Aber es gibt nicht nur „Verlierer“ bei den Wildtieren. Einige Arten profitieren auch kurzfristig vom ausbleibenden Winter. So sind einige Greifvögel im Moment die „Gewinner“ der milden Temperaturen. Oft haben z.B. Mäusebussarde oder Schleiereulen in kalten Wintern erhebliche Probleme bei der Futtersuche, viele Tiere müssen verhungern. Im Moment finden sie ein reichhaltiges Nahrungsangebot bei den Mäusen.

Zugvögel

Ein Teil der Zugvögel hat den Weg in den Süden aufgrund der Wärme ausfallen lassen. Viele Kraniche und Gänse sind in Deutschland geblieben. Sie sind im Frühjahr eher als die weit gereiste Konkurrenz an den Brutplätzen und haben so echte Standortvorteile.

Schmetterlinge

Ganz unterschiedliche Auswirkungen haben die zu hohen Temperaturen auch auf die Schmetterlinge. Die Totenkopffalter kommen im Sommer aus dem Mittelmeerraum nach Deutschland und legen hier ihre Eier ab. Die Kokons erfrieren normalerweise im Winter. Wenn dies dieses Mal nicht passiert, können diese wunderschönen Tiere auch hier in Deutschland ihren Lebensraum dauerhaft erschließen. Andere Schmetterlingsarten dagegen werden noch seltener zu sehen sein, weil wegen der ungewöhnlichen Temperaturen die Nahrungsketten unterbrochen sind und die nötigen Lebensbedingungen für die Entwicklung der Eier fehlen.

Insekten

„Gewinner“ werden auf jeden Fall die Insekten sein. Denn aufgrund der milden Temperaturen können sich die Gelege gut entwickeln. Das wird insektenfressende Tiere wie die Vögel sehr freuen, weil sie damit ein gutes Nahrungsangebot im Sommer haben werden.

Weitere Informationen: Birgit Radow, Tel. 040 / 73 33 92 29.

Die gemeinnützige Deutsche Wildtier Stiftung mit Sitz in Hamburg wurde 1992 von Haymo G. Rethwisch gegründet. Ihr Ziel ist es, einheimische Wildtiere in ihren natürlichen Lebensräumen zu fördern und erlebbar zu machen. Schirmherr der Deutschen Wildtier Stiftung, die zu den bedeutendsten Stiftungen für Natur- und Wildtierschutz in Europa zählt, ist Bundespräsident a.D. Prof. Dr. Roman Herzog.

Pressekontakt
Deutsche Wildtier Stiftung: Birgit Radow, Geschäftsführerin, Billbrookdeich 210, 22113 Hamburg, Telefon: 040 / 73 33 93 31, Fax: 040 / 7 33 02 78, B.Radow@DeWiSt.de, http://www.DeutscheWildtierStiftung.de

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Sven Holst idw

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