Klopapier killt Waldbestände

Die Toilettpapier-Industrie agiert nach jüngsten Untersuchungen der Umweltorganisation WWF alles andere als nachhaltig: Die fünf größten europäischen Produzenten von Klo- und Hygienepapier verwenden zum Großteil Zellstofffasern, die aus frisch gefällten Bäumen hergestellt werden. Gegenüber dem Ranking von 2005 konnten zwar einige Verbesserungen erreicht werden, die Situation sei allerdings immer noch nicht zufrieden stellend.

Die Umweltorganisation WWF hat die Artikel, die am Markt angeboten werden, auf den Altpapiergehalt untersucht. Demnach erreichten diesmal SCA Tissue („Danke“) mit 69 Prozent einen guten Wert und Metsa Tissue mit 53 Prozent ein befriedigendes Ergebnis. Kimberly Clark (40 Prozent), Procter und Gamble (34 Prozent) sowie Georgia Pacific (27 Prozent) fielen dagegen zum wiederholten Mal durch eine sehr schwache Umweltleistung auf, berichtet die Umweltorganisation. Die genannten Unternehmen verfügen im Hygienepapiersektor über einen Weltmarktanteil von mehr als 75 Prozent. „Die Papierhersteller müssen endlich viel mehr Recyclingpapier oder FSC-Papier verwenden, anstatt die Wälder dieser Welt in den Toiletten hinunter zu spülen“, so WWF-Waldexpertin Julitta Berchtold im pressetext-Interview. Das Forest Stewardship Council FSC-Gütesiegel garantiere Holz- und Papier aus nachhaltiger Waldnutzung und schütze den Kahlschlag gefährdeter Hölzer. „Die strengen Kriterien machen dieses Siegel nach Ansicht des WWF zum einzigen internationalen Zertifizierungssystem, das eine umweltverträgliche, wirtschaftlich tragfähige und sozial verantwortliche Waldbewirtschaftung garantiert“, meint die Expertin. „Nach wie vor werden sinnlos riesige Waldgebiete vernichtet und Tausende Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht, nur damit der Farbton unseres Toilettenpapiers etwas heller ist.“

Heute ist die Qualität von Recyclingpapier mit normalem Papier vergleichbar, die Umweltbilanz sei bei normalem Papier allerdings katastrophal. „Der Ruf des Recyclingpapiers als hart und unangenehm lässt die Konsumenten offensichtlich lieber zu herkömmlichen Papier greifen“, erklärt Berchtold. Wie absurd diese Situation tatsächlich ist, schildert die Expertin anhand des Beispiels von Zewa-Moll-Toilettpapier. „Bei diesem Produkt handelt es sich um ein Recycling-Produkt, das aber nicht als solches deklariert ist.“ Wahrscheinlich fürchtet der Hersteller Verkaufseinbußen, wenn dies am Produkt vermerkt ist. Berchtold rät den Verbrauchern beim Kauf von Toilettpapier besonders auf den „Blauen Engel“ zu achten, denn nur dieses Siegel garantiert die Herstellung aus 100 Prozent Altpapier.

Der WWF fordert die Unternehmen dazu auf, noch mehr Recyclingpapier anzubieten. „Das Angebot muss stärker beworben werden, nur dann können die Verbraucher durch die richtige Kaufentscheidung die Wälder schützen“, erklärt Berchtold abschließend. Neben Altpapier stellen Frischfasern aus FSC-Hölzern nämlich nur die zweitbeste Alternative dar.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.wwf.at

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