Letzte Chance für Chinas Flussdelfine

Nur noch 17 lebende Flussdelfine soll es im Jangtse geben, berichten Umweltforscher. Nun haben britische Wissenschaftler des Institute of Zoology in London von der Zoological Society of London ZSL einen Plan entwickelt, um das meist gefährdete Säugetier der Welt zu retten: In einem nahe des Flusses gelegenen See soll der Delfin überleben können. Dort soll auch genügend Nahrung für die Tiere vorhanden sein.

Die Ursachen für den starken Rückgang der Flussdelfine Baiji (Lipotes vexillifer) sind Umweltverschmutzung, Kollisionen mit Booten und Schiffen sowie die Überfischung ihrer Nahrungsreserven. Zudem gehen die Delfine immer wieder als Beifang in die Fischernetze und verenden dann qualvoll. Von der internationalen Naturschutzunion IUCN wurde der Baiji in den so genannten „Roten Listen“ als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft. Insgesamt beträgt die Zahl der heute lebenden Baiji nur noch ein Tausendstel der vor industriellen Zeit.

Im Vorjahr hatten sich Zoologen in San Diego getroffen, um Notfallspläne für den bedrohten Flußdelfin zu starten. Der Plan wurde nun vom britischen Forscher Samual Turvey der Öffentlichkeit präsentiert. „Seit längerer Zeit gab es den Vorschlag, die Delfin-Population nur in einem überwachten abgeschlossenen Territorium zu züchten. Das ist die einzige Möglichkeit, dass diese Tierart überleben kann“, so der Forscher. Der 21 Kilometer lange Tian-e-Zhou-See, der bis 1970 zum Jangtse gehörte, soll zum neuen Lebensraum des Delfins werden. Der See biete ideale Voraussetzungen, da dort bereits ein anderer Süßwasser-Säuger, nämlich der zu den Schweinwalen gehörende Neophocaena phoconoides lebt. „Es gibt zwar am See einige Fischer, aber bei weitem nicht in jener Zahl wie am Fluss selbst“, meint der Forscher. Ein weiteres Problem neben der Überfischung des Jangtse selbst, ist die Veränderung des natürlichen Flusslaufes durch Dämme. „Der Drei-Schluchten-Damm ist nur noch ein weiterer Sargnagel. Die Population der Delfine war schon Jahrzehnte zuvor permanent fallend“, so der Experte.

Innerhalb der kommenden drei Jahre sollen fünf der letzten verbliebenen Baiji aus dem Jangtse gefangen und mit Hubschraubern zum See gebracht werden. Derzeit suchen die Forscher noch nach Sponsoren für das Projekt, das zwischen 360.000 und 550.000 Dollar kosten wird.

„Trotz des internationalen Walfang-Moratoriums gibt es weiterhin mehrere höchst gefährdete Populationen mit weniger als 500 Tieren. Dazu zählen zum Beispiel der Narwal, der Beluga sowie die beiden Flussdelfin-Arten in China und in Mexiko“, so Andrea Nouak, österreichische Kommissärin für die Internationale Walfang-Kommission IWC im pressetext-Gespräch. Beim 58. Jahrestreffen des IWC wurde kritisiert, dass effiziente Schutzmaßnahmen dagegen kaum unternommen werden. „300.000 Wale und Delfine werden jährlich durch Beifang und Schiffskollisionen getötet“, so Nouak.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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