Stabiltät von Randzonen tropischer Regenwälder in Indonesien

Nach einer erfolgreichen Begutachtung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) wird der Sonderforschungsbereich „Stabiltät von Randzonen tropischer Regenwälder in Indonesien“ (STORMA) um weitere drei Jahre verlängert. Für diese dritte Förderperiode stellt die DFG Drittmittel in Höhe von insgesamt 4,59 Millionen Euro zur Verfügung. Im SFB 552 untersuchen Forscher der Universität Göttingen zusammen mit indonesischen Kollegen seit dem Jahr 2000 die ökologischen, ökonomischen und sozialen Voraussetzungen für einen Schutz der besonders gefährdeten Waldrandgebiete. Diese Forschungsergebnisse bilden die Grundlage für nachhaltige Landnutzungskonzepte, die zum Erhalt dieser sensiblen Zone des Ökosystems Regenwald beitragen sollen und gleichzeitig die Lebenssituation der Bevölkerung berücksichtigen. „Unser Sonderforschungsbereich bietet eine exzellente Plattform für die herausragende internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Tropenforschung“, betont der Agrarökologe und SFB-Sprecher Prof. Dr. Teja Tscharntke.

Eine dynamische Entwicklung in Indonesien hat in den vergangenen Jahren zu einer veränderten Landnutzung geführt. Besiedelung, Rodung, Holzeinschlag und Landwirtschaft bedrohen in zunehmendem Maße die Randgebiete tropischer Regenwälder. Mangelndes Wissen über eine konservierende Bodennutzung führt dazu, dass sich die zunächst landwirtschaftlich genutzten Flächen in unfruchtbares Grasland verwandeln. „Die Stabilität der Waldrandgebiete zu sichern, kann nicht nur unter dem Aspekt des Umweltschutzes betrieben werden. Geeignete Schutzprogramme müssen auch zu einer wirtschaftlichen Entwicklung der ländlichen Räume und zu einer Armutsreduzierung beitragen. Wesentliche Voraussetzung dafür ist das Verständnis der ökologischen und sozioökonomischen Prozesse, die mit den Landnutzungsänderungen einhergehen“, erläutert Prof. Tscharntke.

Die Forschungsarbeiten in der dritten Förderphase (2006 bis 2009) werden vor allem zentrale Fragestellungen des globalen Wandels aufgreifen. Dazu gehören die fortschreitende Intensivierung der Landwirtschaft und die tiefgreifenden Veränderungen der klimatischen Bedingungen. In diesem Zusammenhang sollen verschiedene Strategien der Ressourcennutzung für eine integrierte Landnutzungsmodellierung analysiert und das Agrarforstmanagement unter ökologischen und sozioökonomischen Gesichtspunkten bewertet werden. In einem dritten Arbeitsbereich geht es um die ökosystemaren und wirtschaftlichen Folgen der durch El Nino Southern Oscillation (ENSO) beeinflussten Trockenzeiten. Diese werden simuliert, in dem eine Fläche von 5.000 Quadratmetern durch ein „Dach“ abgedeckt wird, um dann die Veränderungen im Ökosystem zu erfassen – ein in dieser Form einmaliges Experiment, wie die Göttinger Forscher betonen. Die Feldforschung im Sonderforschungsbereich konzentriert sich auf ausgewählte Regionen um den Lore-Lindu-Nationalpark auf der Insel Sulawesi. Die Landnutzungsszenarien werden jedoch die gesamte Regenwaldrandzone der Provinz Zentral Sulawesi einbeziehen.

Das Forschungsprogramm des SFB 552 wird von den „grünen“ Fakultäten der Agrar-, Bio-, Forst- und Geowissenschaften an der Georg-August-Universität getragen. Die 15 Teilprojekte des Sonderforschungsbereichs sind in den Wissenschaftsdisziplinen Ökonomie, Soziologie, Biodiversitätsforschung, Pflanzen- und Tierökologie, Bodenkunde, Hydrologie, Bioklimatologie, Paleoökologie, Fernerkundung und ökologische Modellierung angesiedelt. Weitere Partner in der Forschungskooperation STORMA (Stability of Rainforest Margins) sind das Institut Pertanian Bogor und die Tadulako Universität in Palu sowie die Universität Kassel. Die Koordination liegt am Göttinger Tropenzentrum, dem Centre for Tropical and Subtropical Agriculture and Forestry (CeTSAF).

„Ein wichtiges Ziel der STORMA-Aktivitäten ist der Forschungs- und Wissenstransfer in den Bereichen Ökologie und Sozioökonomie. Dabei wollen wir die Umweltforschung und die Konfliktforschung vor Ort weiterentwickeln“, erläutert SFB-Geschäftsführer Dr. Daniel Stietenroth. Im Zuge der SFB-Arbeiten in den vergangenen sechs Jahren ist es bereits gelungen, zwischen den reichen Industrienationen des Nordens und den Entwicklungsländern der Tropen Standards der wissenschaftlichen Kooperation zu etablieren, die auf einem beiderseitigen Vorteil, dem benefit sharing, basieren. „Dabei können wir auf ein hervorragend eingeführtes und in dieser Form einmaliges indonesisch-deutsches Forschungsnetzwerk zurückgreifen.“ Der Sonderforschungsbereich wird neben der DFG auch vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur sowie den beteiligten Universitäten gefördert. Jährlich stehen damit Fördermittel in Höhe von rund 1,7 Millionen Euro zur Verfügung.

Kontaktadressen:
Prof. Dr. Teja Tscharntke
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Agrarwissenschaften
Department für Nutzpflanzenwissenschaften
Waldweg 26, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-9209, -9205, Fax (0551) 39-8806
e-mail: ttschar@gwdg.de
Dr. Daniel Stietenroth
Georg-August-Universität Göttingen
Sonderforschungsbereich 552 ?Stabiltät von
Randzonen tropischer Regenwälder in Indonesien“
Büsgenweg 1, 37077 Göttingen
Telefon (0551) 39-9543, -9928, Fax (0551) 39-9658
e-mail: dstiete@gwdg.de

Media Contact

Marietta Fuhrmann-Koch idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Ökologie Umwelt- Naturschutz

Dieser Themenkomplex befasst sich primär mit den Wechselbeziehungen zwischen Organismen und den auf sie wirkenden Umweltfaktoren, aber auch im weiteren Sinn zwischen einzelnen unbelebten Umweltfaktoren.

Der innovations report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Klimaschutz, Landschaftsschutzgebiete, Ökosysteme, Naturparks sowie zu Untersuchungen der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer