Invasion der "warmliebenden Tiere" in der Antarktis

Trotz der unwirtlichen Klimabedingungen in der Antarktis hat sich in Jahrmillionen eine einzigartige, wenn auch artenarme, Flora und Fauna etabliert. Nun stört der Mensch dieses ökologische Gleichgewicht. Durch die Klimaerwärmung und mit dem immer stärkeren Tourismus gelangen nun auch artfremde Spezies in die Antarktis, berichteten Wissenschaftler beim Antarctic Treaty Consultative Meeting, das in Edinburgh über die Bühne ging.

Die Bioinvasoren kommen mit den Touristen, mit Versorgungsschiffen und mit Flugzeugen. „Die Antarktis wurde lange Zeit als isolierter Kontinent mit einem unwirtlichen Klima gleichgestellt“, so Neil Gilbert, Umweltmanager von Antarctica New Zealand. Daher hatte niemand geglaubt, dass man sich dort über invasive Spezies Gedanken machen müsse. So wurden in den Gewässern vor der antarktischen Halbinsel plötzlich männliche und weibliche Nordatlantische Seespinnen (Hyas araneus) entdeckt. Die Distanz sei viel zu groß dass diese Tiere den langen Weg alleine zurückgelegt hätten, meinte Gilbert. „Tatsächlich sind zwei Schlüsselfaktoren für diese Invasionen von artfremden Lebewesen hauptverantwortlich. Das eine ist der steigende Personentransfer, der andere die Klimaerwärmung“, so der Experte.

„Tatsächlich hat die Zahl der Besucher in der Antarktis in den vergangenen Jahren massiv zugenommen. Wir wissen auch, dass Menschen, Schiffe und Flugzeuge Pflanzensamen nicht heimischer Spezies mitbringen“, führte Gilbert aus. Hinzu komme noch die Klimaerwärmung. „Keine Region der Erde erwärmt sich schneller als jene der antarktischen Halbinsel. Die meisten Spezies können unter diesen Umständen überleben“, führte Gilbert aus. Dass Südpol-Tourismus zu einem boomenden Geschäft geworden ist, davon zeugen die Angebote zahlreicher Kreuzfahrt-Reedereien. Mehr als 26.000 internationale Touristen waren es im Vorjahr, in diesem Jahr kommen mehrere tausend hinzu.

Für Gilbert ist das Treffen der Antarctic Treaty Partner von großer Bedeutung, denn dieses Problem sei eben bisher noch nicht diskutiert worden. „Es ist immer noch unerforscht, welche Meereslebewesen sich in den antarktischen Gewässern tummeln“, so der Forscher. Es sei wichtig herauszufinden, welche Tier in der Region heimisch waren und welche nicht. „Dann gilt es zu klären, welche Überträger wie viel fremde Spezies mitbringen.“ Als Ergebnis müssen Antarktis-Touristen in Zukunft einen „Code-of-Conduct“ befolgen. Damit könnte zumindest ein „minimaler Standard“ für den Erhalt des wertvollen Ökosystems geschaffen werden.

Unklar bleibt allerdings weiterhin, wie man mit den bereits dort lebenden Invasoren umgehen sollte. Die nordatlantische Seespinne ist nach Ansicht des Forschers wahrscheinlich schon etabliert. Die Vernichtung bereits eingeführter Arten koste Millionen, gab der Forscher zu bedenken. Bioinvasoren werden als zentrales Thema der Konferenz des Antarctic Treaty Committee for Environmental Protection im April 2007 sein.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Ökologie Umwelt- Naturschutz

Dieser Themenkomplex befasst sich primär mit den Wechselbeziehungen zwischen Organismen und den auf sie wirkenden Umweltfaktoren, aber auch im weiteren Sinn zwischen einzelnen unbelebten Umweltfaktoren.

Der innovations report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Klimaschutz, Landschaftsschutzgebiete, Ökosysteme, Naturparks sowie zu Untersuchungen der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Nanofasern-befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

Partner & Förderer