Lebensraum des Zwergmausmaki unter Schutz

Die Zukunft des Zwergmausmaki (Microcebus berthae), mit 30g der kleinste Primat der Welt, sieht jetzt sehr viel besser aus. Sein Verbreitungsgebiet steht nun unter Schutz. Photo: Melanie Dammhahn

Das Forschungsgebiet des Deutschen Primatenzentrums (DPZ) in Madagaskar erhält den Rang eines „Site de Conservation“. Im Vorfeld des Staatsbesuchs von Bundespräsident Horst Köhler in Madagaskar Anfang April richtete der madagassischen Minister für Umwelt, Wasser und Forsten ein neues Schutzgebiet ein, in dem sich auch das Gebiet der Forschungsstation „Kirindy“ des Deutschen Primatenzentrums befindet. Dieser Erlass gehört zu dem ehrgeizigen Plan von Madagaskars Präsident Ravalomanana, bis 2008 die Fläche der Naturschutzgebiete Madagaskars zu verdreifachen.

Der Forêt de Kirindy ist Teil eines ca. 30.000 ha großen Schutzgebietes in der Region Menabe an der zentralen Westküste, das jetzt als erster „Site de Conservation“ Madagakars etabliert wurde. In dieser Form von Schutzgebiet werden Regionen unter striktem Naturschutz und Regionen mit definierten land- oder forstwirtschaftlichen Aktivitäten zusammengeführt.

Madagaskar ist aufgrund seiner einmaligen Biodiversität und der Zahl der endemischen, d.h. nur dort vorkommenden, Arten einer der wichtigsten Schwerpunkte globaler Naturschutzaktivitäten. Die jetzt unter Schutz gestellten Trockenwälder der Menabe-Region beherbergen mehrere lokal endemische Wirbeltierarten, darunter auch den Zwergmausmaki (Microcebus berthae). Diesen kleinsten Primat der Welt konnten DPZ-Forscher 1992 im Kirindy-Wald entdecken. Aktuelle Forschungsprojekte des DPZ zur ökologischen Einnischung und zum Sozialsystem des Zwergmausmakis fließen vor Ort direkt in die Planungen zum langfristigen Schutz der winzigen nachtaktiven Lemurenart ein.

Das DPZ setzt sich seit Jahren für den Schutz des größten verbleibenden Trockenwaldgebiets in Kirindy und seiner Umgebung ein. Seit September 2005 verfügt das DPZ über ein Kooperationsabkommen mit dem zuständigen madagassischen Ministerium, in dessen Rahmen die Forschungs- und Naturschutzaktivitäten des DPZ geregelt sind. Die britische Naturschutzorganisation Durell Wildlife Preservation Trust ist ebenfalls seit Jahren in der Region aktiv und engagiert sich unter anderem für den Schutz der seltenen Madagaskar-Springratte (Hypogeomys antimena). Ein Teil der Schutzbemühungen im neuen Schutzgebiet werden von der amerikanischen Naturschutzorganisation Conservation International finanziert und von der madagassischen Nichtregierungsorganisation Fanamby verwaltet.

Ein Ziel des DPZ ist es, die Rolle ausgewählter Primatenarten in ihrem jeweiligen Ökosystem zu verstehen und ihre Lebensansprüche und artspezifischen Verhaltensmuster im Freiland zu untersuchen. Hierzu unterhält das DPZ permanente Freilandstationen in Madagaskar, Peru und Indonesien und forscht darüber hinaus in Vietnam, China und in mehreren Ländern Afrikas. Die DPZ-Abteilung Verhaltensökologie und Soziobiologie koordiniert die Station in Madagaskar. Ihre Mitarbeiter untersuchen Faktoren, die den Aufbau und die Struktur von Primatengemeinschaften beeinflussen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Fragen zur Bedeutung ökologischer Faktoren für die soziale und genetische Struktur von Primatengesellschaften.

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Dr. Dr. Michael Schwibbe idw

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