Integration von Naturschutzzielen in den Ökolandbau wird praktisch erprobt

Astrid Klug vergibt Projekt an die Universität Kassel

Die Parlamentarische Staatssekretärin Astrid Klug hat gestern Abend den Bewilligungsbescheid für das Modellprojekt zur Integration von Naturschutzzie-len in den Ökologischen Landbau an die Universität Kassel übergeben. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) fördert im Auftrag des Bundesumweltministeriums (BMU) das Projekt auf dem seit 1998 ökologisch wirtschaftenden Versuchsbetrieb der Universität Kassel, der Hessischen Staatsdomäne Frankenhausen, mit fast 1,5 Mio. €. Das Projekt wird federführend vom Fachbe-reich Ökologische Agrarwissenschaften in Witzenhausen gemeinsam mit dem Fachbereich Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung durchgeführt.

„Eine zukunftsorientierte Landwirtschaft steht vor der Herausforderung, nicht nur gesunde Lebensmittel zu erzeugen, sondern darüber hinaus die Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten in den historisch gewachsenen Kulturlandschaften zu erhalten und zu entwickeln. Hier setzt das Entwicklungs- und Erprobungsvorhaben an, das wir fördern wollen. In diesem Projekt sollen Maßnahmen umgesetzt und untersucht werden, durch die sowohl die Bewirtschaftung als auch der Naturschutz profitieren“, sagte Parlamentarischen Staatsekretärin Astrid Klug bei der Übergabe.

„Eine vielfältige Kulturlandschaft entsteht heute nicht mehr nebenbei, auch nicht bei Umstellung auf Ökologischen Landbau, sondern nur durch bewusstes Management. Und genau diese notwendigen Schritte sollen praktisch erprobt werden, damit viele Landwirte von den Ergebnissen profitieren können“, ergänzte der Präsident des Bundesamtes für Naturschutz, Prof. Dr. Hartmut Vogtmann. Wir wollen zeigen, dass sich Naturschutzmaßnahmen auch in einer ackerbaulich intensiv genutzten Region mit guten Böden erfolgreich in die Bewirtschaftung integrieren lassen“, so Vogtmann.

Hierzu werden in dem Projekt von 2006 bis 2009 zahlreiche Maßnahmen ergriffen und Versuche durchgeführt. So wird z.B. untersucht, wie sich das Management von Feldfutter so verbessern lässt, dass Lerchen erfolgreich ihre Jungen aufziehen können, und wie sich die nach jahrzehnte-langem Herbizideinsatz verarmte Ackerwildkraut-Flora regenerieren lässt. Maßnahmen auf der Wirtschaftsfläche stehen im Mittelpunkt des Projektes. Außerdem werden die Bachläufe und Gräben, die das 300 ha große Betriebsgelände durchqueren, saniert, und die Landschaft wird mit Gehölzen ökologisch aufgewertet. „Dabei ist das Ziel eine wirkliche Integration von Landschafts-elementen und Artenvielfalt in den Wirtschaftsbetrieb. Wir wollen keine musealen Ökokulissen schaffen, sondern Synergien erkennen und nutzbar machen, um Zielkonflikte zwischen Ökologi-scher Landwirtschaft mit dem Naturschutz wo immer möglich aufzulösen“, beschreibt Projektleiter Prof. Dr. Jürgen Heß vom Fachgebiet Ökologischer Land- und Pflanzenbau der Universität Kassel in Witzenhausen die Zielsetzung.

Für das Versuchsgut Frankenhausen, das unter den Bedingungen des Marktes wirtschaftet und schwarze Zahlen schreiben muss, sollen sich die Maßnahmen im Idealfall auch ökonomisch rechnen. Im Falle tatsächlicher Einbußen werden diese im Laufe des Projektes quantifiziert. „Wir wollen damit auch feststellen, welche Kosten real als Entschädigungen für die Landwirtschaft erforderlich sind, um die entsprechenden Maßnahmen zu verwirklichen und etwa im Rahmen von Agrarumweltprogrammen für die Landwirtschaft anzubieten“, so BfN-Präsident Vogtmann.

Weitere Informationen:
Universität Kassel
Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften
Prof. Dr. Jürgen Heß
Tel. 05542 98 1587
Email jh@uni-kassel.de

Hinweis:

2006 begeht der staatliche Naturschutz sein 100jähriges Jubiläum. Aus der Gründung der staatlichen Stelle für Natur-Denkmalpflege 1906 in Danzig ist das heutige BfN entstanden. Der diesjährige Deutsche Naturschutz-Tag (29.5. bis 3.6.06 in Bonn) greift unter dem Motto „Von lokalem Handeln und globaler Verantwortung“ das Ereignis auf.

Media Contact

Prof. Dr. Jürgen Heß Universität Kassel

Weitere Informationen:

http://www.uni-kassel.de

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