Sonnenschau in der Arktis

Photometer-Vergleichskampagne auf Spitzbergen


Zwei Wochen lang blicken ab dem 23. März in einer Vergleichsaktion zwölf Sonnenphotometer in den vermeintlich klaren arktischen Himmel. Mit der Mess- und Vergleichskampagne werden die Voraussetzungen geschaffen, um im Internationalen Polarjahr 2007/08 die Luftverschmutzung durch Aerosole in bisher nicht erreichter Genauigkeit an über zwanzig Standorten in den Polarregionen zu bestimmen. An der deutsch-französischen Forschungsbasis auf Spitzbergen treffen sich zwanzig Wissenschaftler aus neun Nationen zum Abgleich ihrer Spektralradiometer. Die Forschungsbasis wird vom Alfred-Wegener-Institut gemeinsam mit dem französischen Polarforschungsinstitut Paul Emile Victor betrieben.

Unter gemeinsamer Federführung des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung und des italienischen Instituts für Atmosphärenforschung Bologna treffen sich neun der 19 teilnehmenden Nationen des Polar-AOD-Netzwerkes (Aerosol Optical Depth in Polar Regions) in Ny-Ålesund auf Spitzbergen. Sonnenphotometer sind eine spezielle Variante von Strahlungsmessgeräten, welche die Intensität der Sonne in verschiedenen Farbbereichen messen können. Durch Vergleich der am Boden gemessenen Lichtintensität mit der außerhalb der Atmosphäre kann man ermitteln, wie viel Licht durch Streuung und Absorption in den Luftschichten herausgefiltert wird. Die Intensitätsänderung geht einher mit der Veränderung der Farbe des Sonnenlichtes. Die Farbveränderung erlaubt gleichzeitig Aufschluss über den Charakter feiner Schwebeteilchen, der Aerosole, die in der Atmosphäre für die Lichtabschwächung sorgen.

Seesalz, Sahara-Staub und Abgase

Atmosphärische Aerosole haben erheblichen Einfluss auf den Strahlungshaushalt und damit auf das Klima der Erde. Natürlicherweise auftretende Aerosole sind Schwefelsäuretröpfchen, Seesalz, Sahara-Staub und andere mineralische Komponenten. Aber zunehmend nimmt auch der Mensch Einfluss. „Vom Menschen werden durch Verbrennungsprozesse, Flugverkehr und Industrieabgase heute etwa zwanzig bis dreißig Prozent des atmosphärischen Aerosols erzeugt“, so Dr. Andreas Herber vom Alfred-Wegener-Institut, Organisator der Messgerätevergleichs auf Spitzbergen.

Die Polarregionen sind Schlüsselgebiete für das Erdklima. Wichtige Voraussetzungen für präzise Klimavorhersagen sind ein genaues Verständnis und eine lückenlose Beschreibung der Aerosolbelastung. Aufgabe des Polar-AOD-Netzwerkes ist es zu verstehen, auf welchen Wegen das vom Menschen verursachte Aerosol, aber auch das natürliche, in die Polarregionen transportiert wird. Durch die räumliche und zeitliche Abdeckung in den Untersuchungsgebieten wird es erstmals ermöglicht, global und an beiden Polen der Erde die optische Wirkung der Aerosole zu bestimmen.

Weitere Informationen zum Polar-AOD-Projekt sind auf der Webseite
http://nadc.isti.cnr.it:8080/PolarAOD/ zu erhalten.

Das Alfred-Wegener-Institut forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der gemäßigten sowie hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut ist eines der fünfzehn Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.

Media Contact

Dr Andreas Wohltmann idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Ökologie Umwelt- Naturschutz

Dieser Themenkomplex befasst sich primär mit den Wechselbeziehungen zwischen Organismen und den auf sie wirkenden Umweltfaktoren, aber auch im weiteren Sinn zwischen einzelnen unbelebten Umweltfaktoren.

Der innovations report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Klimaschutz, Landschaftsschutzgebiete, Ökosysteme, Naturparks sowie zu Untersuchungen der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer