Heizung, Lüftung, Aufzug – Energiefresser in Kliniken finden

In Deutschland gab es laut Statistischem Bundesamt 2004 insgesamt 2166 Krankenhäuser mit rund 530.000 Betten. Ihr Energiebedarf ist enorm: 5000 Liter Heizöl pro Jahr würde jedes Patientenbett „schlucken“, würden Wärme und Energie mittels Heizöl erzeugt – ein modernes Einfamilienhaus kommt im selben Zeitraum mit weniger als der Hälfte aus. Das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT sieht im Energieverbrauch der Kliniken enormes Einsparpotenzial. Mit finanzieller Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) startet das Institut aus Oberhausen in diesem Monat ein Spar-Programm auch zu Gunsten der Umwelt: In 20 Krankenhäusern wollen die Wissenschaftler erstmalig in einzelnen Bereichen Einsparpotenziale aufdecken und Lösungsvorschläge erarbeiten, die auch auf andere Kliniken übertragen werden können.

Ein lohnenswerter Ansatz: Die Energieagentur NRW rechnet damit, dass Krankenhäuser bis zu 40 Prozent der Kosten für Energie einsparen könnten – vor allem, weil Klinik-Anlagen oft sanierungsbedürftig sind und auf Grund häufiger Um- und Anbauten keine optimale Energieversorgung haben. Doch individuelle Verbrauchsanalysen sind kostspielig. Deshalb wurde in bisherigen Untersuchungen gerne der gesamte Energieverbrauch eines Krankenhauses betrachtet und versucht, diesen mit Hilfe allgemeiner Bezugsgrößen wie Fläche und Bettenzahl mit anderen Einrichtungen zu vergleichen. „Aber selbst wenn die Gesamtfläche zweier Kliniken identisch sind, hängt der Energiebedarf auch davon ab, wo gelüftet oder klimatisiert wird“, betont DBU-Generalsekretär Dr. Fritz Brickwedde.

Die individuellen Eigenschaften der 20 Krankenhäuser werden in der UMSICHT-Untersuchung nun erstmalig berücksichtigt. „Wir werden den Verbrauch von Heizung, Warmwasser, Kühlung, Lüftungsanlagen, Aufzüge, Druckluft und der zentralen Energiewandlungsanlagen messen“, weiß Dr. Christian Dötsch vom Fraunhofer-Institut. Die Ergebnisse bewerten die Wissenschaftler dann anhand von individuellen Einflussgrößen wie der Patientenzahl.

„Um unsere Studie für andere Kliniken verwertbar zu machen, ist es nicht nur notwendig, dass wir charakteristische und relevante Verbrauchsbereiche untersuchen. Wir müssen uns auch auf eine übliche Krankenhausgröße mit 300-600 Betten festlegen“, betont Dötsch. Jedes dritte Bett in Deutschland steht in dieser Klinikkategorie. Dadurch können die Ergebnisse der Untersuchung von einem Großteil der Krankenhäuser genutzt werden. Inzwischen haben sich bereits 17 Kliniken für die Teilnahme am Forschungsvorhaben beworben.

Das Projekt mit DBU-Unterstützung in Höhe von rund 125.000 Euro wird von einem Expertenbeirat aus Krankenhaus-Praktikern und regionalen Vertretern des Fachverbandes Krankenhaustechnik (FKT) aus NRW und Niedersachsen begleitet. Für Brickwedde zeigt das Projekt eindrucksvoll, wie Ökologie und Ökonomie vereinbar sind: „Krankenhäuser sollten in Zukunft jährlich nicht mehr rund drei Milliarden Liter oder umgerechnet 100.000 Tankwagenfüllungen Heizöl verbrauchen – das spart Kosten und schont die Umwelt.“

Media Contact

Franz-Georg Elpers idw

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