Ozonloch verschwindet erst in 60 Jahren

FCKW baut sich nur langsam in der Stratosphäre ab

Nach jüngsten Ergebnissen eines Forscherteams der Geophysical Fluid Dynamics Laboratory in Princeton wird es wesentlich länger dauern, als bisher angenommen, bis das Ozonloch über der Antarktis wieder geschlossen ist. Wenn die jetzige „Erholungsrate“ beibehalten wird, wird frühestens in 50 bis 60 Jahren das Ozonloch verschwunden sein, berichtet das Wissenschaftsmagazin Nature.

Die Gründe dafür sind die großen Mengen von FCKW, die sich langfristig in der Stratosphäre halten, erklären die Forscher um John Austin, die beim jährlichen Treffen der American Geophysical Union in San Francisco die Ergebnisse präsentierten. Andere Experten sind nach verschiedenen Modellberechnungen zu ähnlichen Daten gekommen. Eine ausgedünnte Ozonschicht in der Antarktis bedeutet, dass mehr UV-Licht ungeschützt auf die Erdoberfläche fällt. Das erhöht beispielsweise das Hautkrebs- und andere Krankheitsrisiken.

„Wir blicken nun auf einen Zeitpunkt um 2065“, erklärt Austin. Das sei immerhin rund 15 Jahre später als bisher angenommen. Die Produktion von FCKW wurde im Montrealer Protokoll 1987 verboten. Dennoch sind auch danach immer noch viele alte Kühlschränke, Feuerlöscher, Klimaanlagen und andere Geräte im Umlauf. „Wahrscheinlich geben diese Geräte immer noch genug FCKW ab“, meint Dale Hurst von der National Oceanic and Atmospheric Administrations Global Monitoring Division in Boulder/Colorado. Nach Messungen, die Hurst von niedrig fliegenden Flugzeugen über die USA und Kanada aus gemacht hat, befindet sich immer noch ein großer Teil von FCKW in der Luft. „Dabei dachten wir, dass dies längst verschwunden wäre“, so Hurst.

Auch das Team um Austin kam zu ähnlichen Ergebnissen. In ihren Computermodellen wurde eine deutliche Verlangsamung des Ozonabbaus erkennbar. Um 2065 wird sich das Ozonloch über der Antarktis auf jene Werte vor 1980 einpendeln, beim kleineren Ozonloch über der Arktis wird dies in etwa 25 Jahren der Fall sein. „Der Aufbau der Ozonschicht liegt nicht mehr in unseren Händen, da die FCKW verboten sind“, meint der Experte Paul Newman vom NASA Goddard Space Center in Greenbelt/Maryland. Das Ozonloch über der Antarktis wird nach jüngsten Messungen 24,3 Mio. Quadratkilometer groß sein und seine größte Ausdehnung zwischen September und Oktober haben. Als einzige positive Nachricht meinen die Forscher sei die Tatsache zu werten, dass das Ozonloch um zwei Mio. Quadratkilometer kleiner sei als im Rekordjahr 1998. Allerdings ist es signifikant größer als 2004. Die neuen Erkenntnisse werden beim kommenden Treffen der World Meteorological Organization im Jahr 2006 diskutiert werden.

„Die Vorhersagen der Forscher sind deutlich nachvollziehbar“, erklärt der Klimaexperte Herbert Formayer von der Universität für Bodenkultur in Wien gegenüber pressetext, der betont, dass der FCKW-Stopp zu den großen Erfolgen der Umweltpolitik zählte. „Allerdings gibt es immer noch eine FCKW-Produktion und auch die Freisetzung aus Mülldeponien“, so der Wissenschaftler. „Im Vergleich zur Klimaänderung passiert diese Stabilisierung verhältnismäßig schnell“, gibt Formayer zu bedenken. „Was allerdings klar mit hineinspielt ist die Tatsache, dass eine Erwärmung der Troposphäre zu einer Abkühlung der Stratosphäre führt, die damit den Prozess der Ozonvernichtung unterstützt“, erklärt der Experte abschließend. Formayer hat gemeinsam mit Helga Kromp-Kolb das „Schwarzbuch Klimawandel“ publiziert. (pte berichtete http://www.pressetext.de/pte.mc?pte=050416005 )

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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