Europäische Gewächshäuser auf Energiesparkurs

Wissenschaftler des ttz forschen an kostenreduzierenden Maßnahmen für Gewächshäuser

Damit die Tomate auch morgen noch schön rot und zum gewohnten Preis daher kommt, müssen europäische Gewächshausbetreiber immer neue Wege gehen. Viele Gemüsesorten, Zierpflanzen und Obstsorten benötigen ein angenehm warmes Ambiente zum optimalen Wachstum. Die daraus resultierenden Energiekosten machen den europäischen Gewächshausbetreibern aber zunehmend zu schaffen.

In dem neuen EU-Projekt GREENERGY dreht sich alles um die Energieoptimierung in europäischen Gewächshäusern. Mit geschätzten 41.000 Hektar Gewächshausfläche, das sind 410 Quadratkilometer (rund vier mal das Stadtgebiet von Paris), ist Europa größter Produzent von Gewächshausprodukten weltweit. Die Ausgaben für das Beheizen und Kühlen von Gewächshäusern ist in ganz Europa Hauptkostenpunkt der Betreiber. Die außereuropäische Konkurrenz, steigende Ölpreise und EU-Umweltverordnungen zwingen die Landwirte zunehmend auf sparsamere Produktionsmethoden umzusteigen. „Der Bonus europäischer Hersteller in diesem Sektor waren bisher die enorm niedrigen Transportkosten gegenüber außereuropäischen Produzenten. Durch die rapide steigenden Energiekosten gerät die Wettbewerbsfähigkeit der Produkte aus EU-Gewächshäusern zunehmend ins Wanken,“ erklärt Patricio López, Projektleiter des deutschen Forschungsinstituts ttz Bremerhaven.

Deswegen sollen in dem von der EU geförderten Projekt zunächst handfeste Hinweise erarbeiten werden, die sich von den einzelnen Betreibern kurzfristig und kostengünstig umsetzen lassen. „Die Wirtschaftlichkeit der angewandten Verfahren hat für uns bei diesen Projekten Priorität. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen müssen besonders auf einen sinnvollen Kosten-Nutzen-Effekt achten,“ so Dr. Gerhard Schories, Technischer Leiter des Umweltinstitutes am ttz Bremerhaven. Oft helfe schon eine neue Isolierung oder der Hinweis, dass bestimmte Pflanzenarten nicht acht, sondern nur sechs Stunden künstlichen Lichts brauchen, um die Kosten deutlich zu reduzieren.

Unter den Projektpartnern aus zehn verschiedenen EU-Ländern befanden sich beim Projektstart Anfang September in Thessaloniki/Griechenland neben dem ttz Bremerhaven noch zwei weitere deutsche Partner: Die beiden Bremerhavener Gärtnereien Pätz und Sadowski sind mit ihren je 2000 Quadratmetern Gewächshausfläche repräsentativ für kleine und mittelständische Gewächshausbetreiber in Deutschland. Trotz neuester Heizungstechnik in den eigenen Gewächshäusern versprechen sich beide erheblichen Nutzen vom Projekt: „Obwohl ich mir erst in den letzten Jahren eine neue Ölheizung habe einbauen lassen, zwingen mich die steigenden Energiepreise zu weiteren Maßnahmen“, erläutert Michael Sadowski, Geschäftsführer der gleichnamigen Gärtnerei, die Energieproblematik. Auch Hubert Pätz will seine Produktionskosten senken und zukünftig nicht mehr allein auf seine neue Gasheizung setzen. „Wir versprechen uns einen Fingerzeig, wie wir in Zukunft verschiedene Energieträger zur intelligenten Nutzung vernetzen können.“ Nachwachsende Rohstoffe sind bei diesen Überlegungen hoch im Kurs und so sind Pätz und Sadowski nicht die einzigen Gärtnereibetreiber, die mit dem Einsatz einer sogenannten Holzhackschnitzelheizung (Verbrennung von Holzhackschnitzeln aus Land- und Forstwirtschaft) für ihren Betrieb liebäugeln.

Den Partnern des GREENERGY Projektes steht eine EU-Förderung von rund 1,7 Millionen Euro zur Verfügung. In einem Zeitraum von drei Jahren wird das internationale Expertenteam aus Gewächshausbetreibern, -produzenten und Wissenschaftlern in diesem „Collective Research“-Projekt sowohl kurz- als auch langfristige Energiesparstrategien erarbeiten. Neben der Analyse des Energiesparbedarfs in den unterschiedlichen europäischen Regionen und der Entwicklung neuer Einsparungstechniken geht es um die Weitergabe des Know-hows über einzelne Berufsverbände an die Gewächshausbetreiber. Das ttz Bremerhaven hat in diesem Projekt die Koordination der wissenschaftlichen Aktivitäten übernommen und wird außerdem maßgeblich am Wissenstransfer beteiligt sein. „Wir freuen uns, dass wir in diesem Projekt sowohl mit Gewächshausbetreibern aus der Region als auch internationalen Partnern zusammen arbeiten können. Gerade beim Thema Energiesparen müssen wir national und international an einem Strang ziehen,“ erklärt Werner Mlodzianowski, Geschäftsführer des ttz Bremerhaven.

Dem ttz Bremerhaven sind sechs Forschungsinstitute zugehörig, die sich der Entwicklung moderner marktfähiger Produkte und Prozesse verschrieben haben. Dies sind jeweils das Umweltinstitut; das Bremerhavener Institut für Lebensmitteltechnologie und Bioverfahrenstechnik (BILB); das Institut für Energie- und Verfahrenstechnik (IEV); das Bremerhavener Institut für Gesundheitstechnologien (BIGT); das Bremerhavener Institut für Biologische Informationssysteme (BIBIS) sowie das Bremerhavener Institut für Organisation und Software (BIOS).

Kontakt:
Anke Janssen,
ttz Bremerhaven,
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel. 0471 / 4832-121;
Email: ajanssen@ttz-bremerhaven.de

Media Contact

Anke Janssen idw

Weitere Informationen:

http://www.ttz-bremerhaven.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Ökologie Umwelt- Naturschutz

Dieser Themenkomplex befasst sich primär mit den Wechselbeziehungen zwischen Organismen und den auf sie wirkenden Umweltfaktoren, aber auch im weiteren Sinn zwischen einzelnen unbelebten Umweltfaktoren.

Der innovations report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Klimaschutz, Landschaftsschutzgebiete, Ökosysteme, Naturparks sowie zu Untersuchungen der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Anlagenkonzepte für die Fertigung von Bipolarplatten, MEAs und Drucktanks

Grüner Wasserstoff zählt zu den Energieträgern der Zukunft. Um ihn in großen Mengen zu erzeugen, zu speichern und wieder in elektrische Energie zu wandeln, bedarf es effizienter und skalierbarer Fertigungsprozesse…

Ausfallsichere Dehnungssensoren ohne Stromverbrauch

Um die Sicherheit von Brücken, Kränen, Pipelines, Windrädern und vielem mehr zu überwachen, werden Dehnungssensoren benötigt. Eine grundlegend neue Technologie dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bochum und Paderborn entwickelt….

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Partner & Förderer