Massensterben durch Klimaänderung

Globale Fauna wegen Erderwärmung gefährdet

Unter dem britischen Vorsitz sind die Top-EU-Umweltpolitiker dazu aufgerufen worden, Schritte gegen die drohende ökologische Katastrophe zu unternehmen. Nach einem Bericht des Department for Environment, Food and Rural Affairs DEFRA müssen sofort Initiativen ergriffen werden, um die Biodiversität zu erhalten. Nach Untersuchungen des British Trust of Ornithology (BTO) könnten nämlich durch Klimaveränderungen Zugvögel bald verschwinden.

Schmelzende Gletscher und Polkappen, ausbreitende Wüsten, immer saurer werdende Ozeane haben auf die Artenvielfalt deutliche Auswirkungen. So finden sich Fische in Regionen, in denen sie bisher noch nicht heimisch waren. Bedroht sind auch die in polaren Regionen lebenden Eisbären und großen Meeressäuger wie Robben, Seehunde und Walrosse, deren Lebensräume durch schmelzendes Polareis immer kleiner werden. Nur geringe Änderungen der Wassertemperaturen in den Ozeanen führen zu großen Veränderungen der lebenswichtigen Plankton-Bestände. Da diese in der Nahrungskette ganz am Anfang stehen, sind sie für das Überleben zahlreicher Spezies notwendig.

„Die Welt hat inzwischen jenen Punkt verlassen, an dem wir die Frage ob es eine globale Erwärmung gibt oder nicht“, so Jim Knight, britischer Minister für Biodiversität. „Unsere Aufgabe als Regierung ist es, die Klimaänderung durch Emissionskontrollen zu vermindern, aber wir müssen auch versuchen die Fauna so gut es geht an die geänderten Bedingungen anzupassen“, so der Minister. Dazu zähle, so der Minister, einerseits das Bestreben die Emissionen zu verringern, andererseits die Effekte für die Umwelt abzufedern. Knight betont, dass Artenvielfalt ein wesentlicher Aspekt sei.

Die Natur hat sich immer den Bedingungen angepasst, erklären Forscher einstimmig. Das sei letztlich auch eine der treibenden Kräfte hinter dem Prozess der Evolution, die so viele Spezies hervorgebracht hat. Die Befürchtungen sind allerdings dahin gehend, dass diese Änderungen in einem noch nie da gewesenen Tempo ablaufen. Strategien für Tiere und Pflanzen fehlen. Deutlich wird dies daran, dass etwa Berg-Gorillas bereits in die höchsten Regionen gezogen sind. Auch Pflanzen in den Alpen sind vielfach nicht mehr in den Regionen anzutreffen, in denen sie sich vorher wohl gefühlt haben. „Diese veränderten Klimate haben bereits heute massive Auswirkungen auf Zugvögel“, berichtet Humphrey Crick vom britischen Trust for Ornithology BTO. Sie reichen von Schwalben, die die Sahara überqueren bis hin zu Albatrossen in den Südpolar-Gebieten. Ein Forschungsbericht des BTO, der im März bei der Konferenz „Climate Change and Migratory Species“ präsentiert wurde, macht auf diese Gefahren aufmerksam. „Dabei müssten globale Lösungen gefunden werden, um der Fauna zu helfen“, so Crick. Dazu zählt etwa die Schaffung so genannter „biologischer Korridore“, um die Optionen für Zugvögel zu vergrößern.

Diese Angaben kann der Wiener Biologe Harald Pauli vom Department für Naturschutzbiologie, Vegetations- und Landschaftsökologie nur bestätigen. Der Forscher, er ist Experte für Pflanzen in alpinen Regionen, hat an der Konferenz in Schottland teilgenommen. „Die Befürchtungen können nicht entkräftet werden“, so Pauli im Gespräch mit pressetext. Es gebe Grund zur Annahme, dass dieser Prozess, der nicht von einem Jahr zum anderen stattfindet, nicht mehr aufgehalten werden könne. „Anhand von Gebirgspflanzen, die oberhalb der Baumgrenze leben, ist dieser Prozess des Höhersteigens deutlich feststellbar“, erklärt der Forscher, der die interdisziplinären Ansätze bei der Konferenz lobte. Das Ansteigen der Artenvielfalt in diesen hochalpinen Regionen sei ein Warnsignal. Ähnliche Berichte sind aus Skandinavien, Russland und Nordamerika bekannt. „Dabei werden seltene Arten durch häufigere ersetzt“, so der Experte abschließend.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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