Spazierengehen im Dienst der Wissenschaft – Bundesweit einmaliges Beobachtungsprojekt startet.

Mit dem Tagfalter-Monitoring Deutschland – einem Langzeitbeobachtungsprogramm – und einem neuen Schmetterlingsführer beteiligt sich das Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle (UFZ) als wissenschaftlicher Partner an der Aktion “Abenteuer Schmetterling“. Die Partner dieser bundesweiten Kampagne sind das ZDF, der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschlands (BUND) und das UFZ. Ziel der Aktion ist es, auf die Bedrohung vieler Schmetterlingsarten und ihrer Lebensräume hinzuweisen.


Im neuen Naturführer “Schmetterlinge – Die Tagfalter Deutschlands“ beschreiben zwei UFZ-Wissenschaftler sowie zwei Kollegen aus Baden-Württemberg und Sachsen alle einheimischen Tagfalterarten, die nördlich der Alpen vorkommen. Neben über 700 Farbabbildungen und detaillierten Steckbriefen enthält das Buch auch Informationen zu den Lebensweisen und Fraßpflanzen der einzelnen Arten. Dieser Feldführer soll interessierten Laien die Bestimmung der Falter näher bringen und damit auch zur Teilnahme am Beobachtungsprogramm animieren. Das Buch erscheint im Ulmer Verlag Stuttgart und ist ab Montag (18. April) im Handel erhältlich.

Etwa 3700 Schmetterlingsarten gibt es in Deutschland – davon sind 190 Tagfalter. Wiederum zwei Drittel von ihnen gelten als bedroht. Doch wie es genau um die einzelnen Arten bestellt ist, das ist nur unzureichend bekannt. Wie stark sind die Bestände zurückgegangen? Welche Arten sind akut gefährdet? Was sind die Ursachen dafür und was können wir Menschen dagegen tun? Diesen Fragen gehen Forscher seit vielen Jahren schon in England, den Niederlanden, Spanien und Finnland nach. Bald werden weitere europäische Länder dazustoßen. “Die Daten, die daraus resultieren, sind von zentraler Bedeutung für die Wissenschaft und für europaweite Forschungsprojekte“, sagt Dr. Josef Settele, UFZ-Wissenschaftler und Koordinator von Forschungsprojekten zur Biodiversität – also der Artenvielfalt.

Unterstützung erhoffen sich die Wissenschaftler nun auch von dem weitläufig und langfristig angelegten Beobachtungsprogramm in Deutschland, das auf die Beteiligung vieler Laien setzt. “Es ist eine interessante und leicht erlernbare Möglichkeit für alle, die sich anhand wissenschaftlicher Methoden mit Schmetterlingen beschäftigen und letztendlich zu deren Schutz beitragen wollen“, so Dr. Reinart Feldmann vom UFZ, der das Monitoring koordiniert. Diese Art “Volkszählung“ für Schmetterlinge soll nun helfen, einen aktuellen Zustandsbericht zu erstellen. Welche Art kommt wo in Deutschland vor und welchen Entwicklungstrend weist sie auf? So sieht die Teilnahme für die Freiwilligen aus: Zwischen April und September wird wöchentlich eine selbst festgelegte Strecke abgegangen, es werden die beobachteten Schmetterlingsarten notiert und die Notizen an das UFZ übermittelt. Ein bis zwei Stunden pro Woche genügen. Sozusagen ein Streifzug mit wachsamem Blick durch die Natur im Dienst von Forschung und Naturschutz. Alle Daten werden im UFZ zusammengetragen und ausgewertet. Erst die Mitarbeit vieler ehrenamtlicher Helfer liefert ausreichend permanente und großflächige Beobachtungsdaten, um kurzfristige Schwankungen von maßgeblichen Trends unterscheiden zu können. Dann wollen die Wissenschaftler die Zusammenhänge zwischen diesen Trends und Veränderungen und Eingriffen in der Landschaft oder auch Klimadaten analysieren.

Das Monitoring ist eine von drei Möglichkeiten, an der “Aktion Schmetterling“ mitzumachen. Wer die dort geforderte Zeit nicht aufbringen kann oder überhaupt erst mal einen Einstieg in das Thema Schmetterlinge sucht, kann beim “Faltertag“ mitmachen und einige Meldungen zu häufigen Arten in seinem Garten, in Grünanlagen und Ähnlichem abgeben. Informationen dazu gibt es beim BUND, der auch die dritte Aktion koordiniert: In einem Wettbewerb werden Ideen für eine schmetterlingsfreundliche Umwelt gesucht. Das ZDF begleitet die Aktion als Medienpartner und informiert mit einem Programmschwerpunkt im April rund um das Thema Schmetterlinge.

Auf europäischer Ebene werden die wissenschaftlichen Aktivitäten unter dem Dach von “Butterfly Conservation Europe (BCE)“ zusammengeführt. “BCE wurde 2004 ins Leben gerufen, um auf europäischer Ebene zu einem umfassenden Bild beim Schutz von Schmetterlingen zu gelangen und möglichst optimal von den Erfahrungen anderer Kollegen zu profitieren. Dabei geht es nicht nur um die Schmetterlinge selbst, sondern auch um deren Bedeutung als Indikatoren für die Artenvielfalt generell“ sagt Josef Settele, der auch Mitbegründer von BCE ist. “Durch das Monitoring erhoffen wir uns neue Erkenntnisse über Veränderungen in unserer Umwelt.“ Weil sie oft sehr speziell an ihre Umwelt angepasst sind, reagieren Tagfalter sehr sensibel auf Veränderungen in ihren Lebensräumen. Sie wirken als eine Art Frühwarnsystem. Wo sie verschwinden, da sind auch noch andere Arten gefährdet. Deshalb hoffen die Wissenschaftler auf möglichst viele Mitstreiter, damit die bunten Falter mit ihrer Schönheit und Leichtigkeit auch in Zukunft die Menschen noch erfreuen können.

Media Contact

Doris Boehme UFZ-Pressestelle

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